Auch ihre Stimme wird gebraucht – 2. Nationalpark für NRW!
Sie haben es vielleicht schon mitbekommen: Seit Anfang Dezember sammelt der NABU NRW Stimmen für die Schaffung eines zweiten Nationalparks in NRW. Stimmen sie mit ab – geben sie ihre Stimme einem möglichen Standort: Arnsberger Wald, Ebbegebirge, Egge Nord und Süd, Hürtgenwald, Reichswald, Rothaarkamm oder irgendwo anders https://mitmachen.nabu.de/de/nationalpark-nrw . Jede einzelne Stimme zählt. Der NABU strebt mindestens 40.000 Unterschriften an, um öffentlichen Druck zu erzeugen und damit die Landesregierung zu motivieren, ihre Versprechen einzuhalten. Denn: Deutschlands am dichtesten besiedeltes Bundesland braucht einen weiteren Ort, an dem Menschen und Natur durchatmen können – einen neuen Nationalpark.
Die Uhr tickt unerbittlich in der Naturkrise. Die Vielfalt der Arten und Lebensräume schwindet in einem beunruhigenden Tempo, mit weitreichenden Folgen für uns Menschen. Mittendrin: NRW am Wendepunkt. Wir können jetzt wichtige Lebensräume schützen, indem wir einen zweiten Nationalpark schaffen.
Nationalparks sind eine große Chance zum Schutz der Natur und für einen naturnahen Tourismus. Bisher gibt es bei uns nur den Nationalpark Eifel. So ist es sehr erfreulich, dass die schwarz-grüne Landesregierung von NRW in ihrer Koalitionsvereinbarung 2022 – 2027, „Zukunftsvertrag“ genannt, die Ausweisung eines zweiten Nationalparks in NRW beschlossen hat.
Was ist das besondere an einem Nationalpark?
Ein Nationalpark ist ein großflächiges Schutzgebiet, in dem sich die Natur ohne Eingriffe des Menschen frei entwickeln kann. „Natur Natur sein lassen“ ist auf mindestens ¾ der gesamten Fläche der Leitsatz der deutschen Nationalparks. Die Zielsetzung eines Nationalparks ist in Absatz 2 des § 24 im Bundesnaturschutzgesetz festgelegt. Neben diesen stehen naturkundliche Bildung, wissenschaftliche Beobachtungen und ein sogenannter sanfter Tourismus auf der Agenda. Damit die Ordnung in einem Nationalpark aufrecht erhalten werden kann, gibt es dort Ranger, die überwachen, vermitteln und erklären.
Bevor ein Gebiet zum Nationalpark erklärt werden kann, müssen mehrere Phasen durchlaufen werden.
- Es beginnt mit einem Beteiligungsprozess, in der sich die Regionen einbringen und entsprechende Flächen vorschlagen können, die sie für geeignet halten. Diese erste Phase läuft noch bis Ende März 2024.
- In der anschließenden zweiten Phase müssen die interessierten Kreise im Vorfeld die Bürger informieren und die Akzeptanz ermitteln, was z. B. mit Diskussionsrunden durchgeführt werden kann. Der Stadt- oder Kreisrat muss dann einen entsprechenden Antrag beschließen. Danach kann ein offizieller Antrag an das Land NRW gestellt werden.
- Zum Schluss wird ein gesetzlich vorgeschriebenes Verfahren unter allen Bewerbern durchgeführt.
Eine Beschreibung aller Phasen können Sie hier nachlesen: https://nationalpark.nrw.de/
Warum ist es schwierig, eine Region zu finden?
Man sollte meinen, gerade in Zeiten des Klimawandels und des vielleicht gewachsenen Naturbewusstseins, würden die Regionen sich darum reißen, einen Nationalpark ihr Eigen nennen zu können. Dem ist aber leider nicht so.
Da sind zum einen die Holzindustrie und die Waldeigentümer sowie die angrenzenden Landwirte. Die Industrie kann nun kein Holz mehr ernten, die Bauern sorgen sich vor eventuellen Schädlingen, die sich im Nationalpark vermehren könnten und dann ihre Felder befallen.
Und auch auf die „normalen“ Bürger, die Anwohner, könnten Veränderungen zukommen. Es kann sein, dass Wege, die bisher genutzt werden konnten nun gesperrt oder verlegt werden.
In einem Nationalpark dürfen auch keine Windräder aufgestellt werden.
Mehr-Wert durch einen Nationalpark
Der Natur wird immer mehr Platz und Raum genommen, so ist „jedes Fleckchen Grün“ nur zu begrüßen. In einem Nationalpark ist dieses „Fleckchen“ um einiges größer. Daher kann man die Wildnisentwicklung dort besser studieren und nachvollziehen. So kann erforscht werden, wie sich ein Ökosystem ohne Eingriff des Menschen verändert, um diese Erkenntnisse dann in unserem Umgang mit der Natur einfließen zu lassen und Entscheidungsträger zu beraten.
Des weiteren binden Bäume und Böden, wo vorhanden auch Moore, große Mengen CO2. In Zeiten der globalen Erderwärmung ist dies ein nicht zu unterschätzender und wichtiger Faktor.
Selten(ere) Tier- und Pflanzenarten können wieder Fuß fassen und zu einem vielfältigen Ökosystem beitragen (Stichwort Biodiversität).
Sehr wichtig ist auch die Wirkung der Natur auf uns Menschen. Einmal abgesehen von der gesunden Bewegung im Grünen werden durch unberührte Natur unsere Sinne vielfältig angesprochen. Dieses Erleben von ursprünglicher Natur, mal ihre Wildheit, mal sanfte Moose, die Kraft urwüchsiger alter Bäume, die Abgabe ihrer Duftstoffe (Terpene) und vieles mehr, haben einen positiven Einfluss auf unseren Körper, Geist und Immunsystem.
In einem Nationalpark kann viel zur Umweltbildung und zum Umweltverständnis beigetragen werden. Viele von uns kennen leider nur noch die „totgepflegten“ Gärten, Parks und Randstreifen. Wissensvermittlung für Groß und Klein stehen hier an erster Stelle. Nicht umsonst heißt es:
„Man schützt nur, was man liebt – man liebt nur, was man kennt.“ (Konrad Lorenz)
Dazu bringt ein sanfter Tourismus finanzielle Vorteile für die Region um einen Nationalpark durch eine höhere Anzahl an Tages- und Übernachtungsgästen sowie eine allgemeine Aufwertung.
Das Fazit ist: der Natur mehr Platz und Raum geben und lassen, verbunden mit dem Wunsch, dass jeder von uns weiter denkt, an das Morgen und Übermorgen. Auch wenn das für den einen oder anderen „scheinbare Unannehmlichkeiten“ bedeuten kann. Und dort, wo es um wirklich existentielle und finanzielle Fragen geht, sollte miteinander geredet und gemeinsam nach Lösungen gesucht werden, mit denen alle leben können.