In Deutschland gibt es rund 112 heimische Arten von Ameisen! – die wenigsten dieser faszinierenden Tiere sind uns bekannt. Dabei sind sie wichtig für ein funktionierendes Ökosystem und sehr soziale Wesen. Ameisen faszinierten schon die Denker der Antike – heute sind rund die Hälfte aller Ameisen-Arten in Deutschland bestandsgefährdet.

Ameisen lösen bei uns Menschen verschiedene Reaktionen und Gefühle aus. Viele wollen sie einfach nur „weg haben“, andere fürchten ihre Bisse und viele mögen sie und wissen um ihre enormen ökologischen Leistungen, die sie erbringen, staunen über das, was sie durch die Gegend transportieren und was sie sonst noch alles im wahrsten Sinne des Wortes auf die Beine stellen.

Die Geschlechtstiere (die zukünftigen Königinnen – Jungköniginnen) und die männlichen Tiere haben Flügel, die sie einzig und allein für den Hochzeitsflug brauchen. Nach der Begattung sterben die Männchen nach kurzer Zeit, die Königinnen werfen die Flügel ab, da sie keine Verwendung mehr für sie haben.

Zwei Jungköniginnen kurz vor ihrem Hochzeitsflug

Neben den Kasten der Königin und der Männchen gibt es die Kaste der Arbeiterinnen. Diese haben unzählige Aufgaben in und außerhalb des Ameisennestes und bilden das Ameisenvolk.

Innerhalb einer Ameisenart, können sich die Tiere durch z. B. ihre Körpergröße, die Größe und „Ausführung“ der Oberkiefer (Mandibeln) unterscheiden.

Welche Aufgabenbereiche gibt es?

Zertretenes Nest: Arbeiterinnen des Innendienstes transportieren eilig die Puppen wieder unter die Erde.
Ameise transportiert toten Käfer
Arbeiterin trägt einen toten Käfer zum Nest.
Baumaterial wird zum Nest getragen.

Zunächst einmal: Arbeiten werden nur von weiblichen Ameisen erledigt, den Arbeiterinnen. Man  kann grob unterscheiden zwischen den „Innen- und Außendienstlerinnen“.

Der Innendienst versorgt z. B. die Königin, kümmert sich um die Eier und Larven, füttern sie, halten sie sauber und gesund, helfen der Ameise beim Schlüpfen aus dem Kokon, verlagern Eier, Larven und Puppen in verschiedene Nestteile, je nachdem, wo die Temperatur, Feuchtigkeit usw. für sie gerade am optimalsten ist; räumen Abfälle oder tote Kolleginnen weg, verschließen oder öffnen Nesteingänge zur Temperaturregelung, gegen Wassereinbruch usw.

In der Regel beginnt das Leben der erwachsenen Ameise (Imago) im Innendienst.

Arbeiten im Außendienst sind z. B. Verteidigung des Nestes (Soldatinnen, Kriegerinnen, Wächterinnen). Verteidigt wird gegen andere Ameisenarten, andere Tiere und auch gegen Störungen durch den Menschen.

Andere Außendienstlerinnen kümmern sich um die Nahrungsversorgung. Tote, aber auch lebende, Insekten, oftmals sehr viel größer und schwerer als sie selber, werden im beeindruckenden Tempo zum Nest transportiert – meistens alleine. Aber manchmal erfordert es auch die Zusammenarbeit von zwei oder mehr Ameisen. Ist die Beute zu groß oder zu schwer (z. B. eine tote Maus usw.), werden entsprechende „Portionen“ abgebissen und nach und nach zum Nest transportiert.

Dies dient auch zur Erhaltung der Sauberkeit des Gebietes (Waldpolizei), in welchem sie leben.

Neben der proteinreichen Nahrung stehen aber auch Früchte und Samen auf dem Speiseplan.

Dann gibt es natürlich noch die Arbeiterinnen, die sich um die Instandhaltung und den Ausbau ihres Nestes kümmern.

Wieder andere kümmern sich um ihre Blattlausherden. Die Blattläuse scheiden eine zuckrig, süße Flüssigkeit aus, den Honigtau, der entweder gleich vom Hinterteil der Laus in Empfang genommen

wird oder vom Blatt abgeleckt wird. Die Ameisen verteidigen ihre „Herde“ gegen potentielle Fressfeinde, wie z. B. den Marienkäfer oder dessen Larven.

 

Durch ihre Bau- und Grabtätigkeiten lockern die Ameisen den Boden, was es wiederum den Pflanzen erleichtert, Wurzeln zu schlagen.

Ameisen betrillern und versorgen ihre Blattlausherde
Ameisen greifen einen Asiatischen Marienkäfer an, der sich auf den Weg zu ihrer Blattlausherde gemacht hat.

Wie viele Ameisen wohnen denn in einem Staat?

Es gibt in Deutschland Kolonien mit unter 100 Arbeiterinnen, wie z. B. eine Schmalbrustameisenart bis hin zu mehreren 100.000 Arbeiterinnen

Es kommt auf die Ameisenart an, auf die Lebensbedingungen, das Futterangebot…

Wer mehr Informationen zur Koloniegröße der unterschiedlichen Arten wissen möchte, dem sei diese Übersicht empfohlen: Ameisenwiki

Wie und wo wohnen Ameisen?

Das ist ganz unterschiedlich. In unseren Breiten fällt einem wohl der „Ameisenhaufen“ als Erstes ein, besser gesagt: ein Hügelnest mit Streukuppel. Ihn findet man im Wald, bevorzugt im Nadelwald bzw. in einem Mischwald.

Seine Mitte ist oft ein morscher Baumstumpf oder auch ein alter Zaunpfahl, um den herum gebaut wird. Was verbaut wird, ist je nach Ameisenart und Angebot auch wieder unterschiedlich. Da werden Tannennadeln genommen, kleine Stöckchen, Blätter, andere wiederrum verwenden Harz oder Steine… Nicht zu vergessen der Aushub, der anfällt beim unterirdischen Tunnelausbau.

Der für uns sichtbare Bereich, die Kuppel, hält den Regen ab und bietet allgemein Schutz. Für unsere Augen nicht direkt sichtbar, sind die vielen Ein- und Ausgänge. Sie variieren allerdings, je nachdem, wie das Innenklima ist (Temperatur, Luftfeuchtigkeit usw.) ist. Je nach Bedarf werden die Löcher geschlossen oder wieder geöffnet. Im Inneren der Kuppel und besonders unter der Erde befindet sich ein ausgeklügeltes Gangsystem mit vielen Kammern. Besonders geschützt liegen die Kammern der Königin und die der Eier und Larven. Andere Kammern dienen der Vorratslagerung, Abfälle werden zwischengelagert und noch für anderes benötigt.

Bewohner sind z. B. die Roten Waldameisen.

Des weiteren gibt es die Erdnester. Sie sind kleiner als die Hügelnester. Der ein oder andere hat sicher schon mal eine Steinplatte hochgehoben, unter der sich ein kleines Ameisenvolk tummelte. Sie sind gerne unter Steinen, weil diese sich aufheizen und es die Ameisen gerne warm mögen.

Bekannt könnten auch die Nester der Gelben Wiesenameise (Lasius flavus) sein. In oft großflächiger Gemeinschaft können in einem Wiesenbereich viele Erdnester mit kleinen grasüberwachsenen Kuppeln nebeneinander stehen. Eine Kuppel bietet immer den Vorteil der Wärmespeicherung. Durch ihre größere Fläche (im Verhältnis zum flachen Boden) können sie mehr Sonne einfangen und speichern.

Nest der Gattung Formica
Nest der Gattung Formica aus der Nähe betrachtet
Bodennest
Bodennest
Nesthügel der Gelben Wiesenameise (Lasius flavus)

Abgestorbene Kiefern können von Löchern übersät sein. Klopft man gegen den Stamm, hört er sich hohl an. Die Ameisen nutzen vorhandene Fraßgänge anderer Tiere und bauen sie weiter aus.

Abgestorbene Kiefer; völlig durchlöchert
Löcher in der Kiefer aus der Nähe.

Holzameisen finden sich aber nicht nur draußen in der Natur. Sie können sich auch in hölzerne Bauteile eines Hauses nagen, wie z. B. die Glänzend Schwarze Holzameise (Lasius fuliginosus) hier in Deutschland.

Eine andere Lasius-Art baut sogenannte Kartonnester. Aus einer Mischung von abgenagten morschen Holzes und hervorgewürgtem Honigtau wächst der Pilz Cladosporium myrmecophilum. Durch seine Ausläufer verleiht er dem Gebilde eine gute Stabilität. Diese Kartonnester können auch in Gebäuden angelegt werden.

Diese Nestarten sind die häufigsten in Deutschland. Natürlich gibt es noch andere „Wohnmöglichkeiten“, wie z. B. in hohlen Pflanzenteilen.

Beeindruckend sind manche Konstruktionen in anderen Teilen der Welt.

Die Asiatische Weberameise (Oecophylla smaragdina) baut Seidennester, freihängend in Bäumen. Mit vereinten Kräften werden hier die Blätter zusammengezogen und zunächst von einigen Ameisen in der gewünschten Form festgehalten. Andere Arbeiterinnen holen indessen die Ameisenlarven aus ihren Kammern, klemmen sie zwischen ihre Mandibeln und bewegen sie unentwegt von einem Blatt zum anderen und so wird eine stabile Behausung gewebt. Ausschließlich Larven im 3. Entwicklungsstadium  können für diese Arbeit herangezogen werden, denn nur in diesem Alter haben sie stark vergrößerte Seidendrüsen, die genügend Seidenfäden produzieren, um die Blätter dauerhaft miteinander zu verbinden.

Ebenso beeindruckend sind die Blattschneiderameisen, von denen es zwei Gattungen mit ca. 40 Arten gibt. Sie beißen Blattstückchen ab und bringen diese in ihr Nest. Sie leben in weitverzweigten Nestern mit vielen Kammern und können eine Stärke von etwa 2 – 3 Millionen Arbeiterinnen haben und mehrere Meter tief liegen. Die eingebrachten Blattstückchen werden in hochspezialisierter Art und Weise zerkleinert und weiter aufbereitet und bilden schlussendlich den Nährboden für einen Pilz, der ihnen als Nahrung dient. Ausführlichere Informationen können Sie hier finden: Blattschneiderameise

Entwicklung

Wie viele Insektenarten durchlaufen sie die Stadien Ei – Larve – Puppe –erwachsenes Tier (Imago).

Die Eier sind etwa einen Millimeter groß und je nach Art schlüpfen die Larven nach ein bis vier Wochen. In dieser Zeit werden sie von den Brutpflegerinnen umsorgt und immer in die zu dem Zeitpunkt optimalste Kammer gebracht. Sie belecken die Eier, damit sie nicht austrocknen und um sie sauber zu halten.

Sind die bein- und augenlosen Larven geschlüpft durchlaufen sie, je nach Art 3 – 5 Larvenstadien.

Auch hier kümmern sich die Brutpflegerinnen um sie, füttern und reinigen sie und bringen sie ebenfalls in die Kammer mit dem für sie besten Klima. Da sie keine Beine haben, wie z. B. Schmetterlingsraupen, können sie sich nicht selbst bewegen, um auf Futtersuche zu gehen oder den Ort zu wechseln.

Nach ihrem letzten Larvenstadium kommt das Puppenstadium.

Während der Puppenruhe nehmen sie keine Nahrung mehr zu sich. Am Ende der Entwicklung helfen die betreuenden Arbeiterinnen oft beim Schlupf aus dem Kokon bzw. aus der Puppenhaut.

Ins Detail aller Entwicklungsphasen zu gehen, würde an dieser Stelle zu weit führen.

 

Was noch…?

Ameisen und Ameisenbläulinge (Schmetterling)

Die Raupen der Ameisenbläulinge sehen den Larven der Ameise sehr ähnlich und verströmen auch den gleichen Geruch. Das ist das Signal für bestimmte Ameisenarten, sie mit in ihr Nest zu nehmen und ihnen die gleiche Pflege zukommen zu lassen, wie dem eigenen Nachwuchs. Aber keine Leistung ohne Gegenleistung. Aus dem Raupenrücken und den Honigdrüsen am Hinterleib treten Eiweiße bzw. ein zuckerhaltiges Sekret aus. Beides dient den Ameisen als Nahrung.

Ein ähnliches Verhalten zeigen bestimmte Käferlarven.

Nach dem Schlupf zum ausgewachsenen Tier muss der Schmetterling allerdings zusehen, dass er schnell aus dem Nest kommt, da er nun als Feind angesehen wird.

Ameisen und Grünspechte

Vor allem der Grünspecht ist auf Ameisen spezialisiert. Er füttert seine Brut ausschließlich mit Ameisen.

Einemsen

Damit bezeichnet man ein bestimmtes Verhalten einiger Vogelarten. Eichelhäher und Krähen legen sich mit ausgebreiteten Flügeln auf ein Ameisennest. Die Arbeiterinnen reagieren natürlich aggressiv und verspritzen ihre Ameisensäure. Man nimmt an, dass die Vögel sich so von Parasiten befreien möchten. Neben dieser „passiven Behandlung“ hat man auch bei einigen Vögeln ein aktives Einemsen beobachtet Hierbei nimmt der Vogel eine oder mehrere Ameisen in den Schnabel und streicht sie durch sein Gefieder.

 

Fazit

So klein die Ameisen auch sind, spielen sie eine große Rolle innerhalb unseres Ökosystems:

Sie vertilgen eine Vielzahl anderer Insekten, darunter auch sog. Schädlinge.

Andererseits sind sie Nahrung für andere Tiere und nutzen der Natur in dieser Weise.

Tote Tiere werden beseitigt, mit in das Nest genommen und an die Larven verfüttert, so dass man von der „Polizei des Waldes“ spricht.

Durch ihre Grabtätigkeiten lockern sie, neben anderen Tieren, den Boden auf und verbessern so die Bedingungen für das Pflanzenwachstum.

Die Ameisen verbreiten Pflanzensamen. Sie transportieren die Samen in ihr Nest. Dort wird allerdings nur ein bestimmter Teil des Samens gefressen und der Rest als „Abfall“ wieder nach draußen gebracht und in der Umgebung verteilt.