Früher gab es sie in Leverkusen – die Schlafgemeinschaften der sympathischen Waldohreulen.  Diese Winterschlafplätze wurden über lange Jahre hinweg benutzt. „In den letzten Jahren wurden uns jedoch nur noch selten diese Schlafplätze der Waldohreulen in Leverkusen gemeldet“ berichtet der Vorsitzende des Naturschutzbund Leverkusen Erich Schulz. Man geht davon aus, dass immer noch einige Waldohreulen in Leverkusen leben – auch wenn der Bestand dieser mittelgroßen Eule mit den auffallenden „Federohren“ langsam abnimmt. Wenn man in der Dämmerung ein lautes Fiepen hört, können es die jungen, noch recht weißen Eulen sein, die als flugunfähige Ästlinge ihre Eltern rufen.

Eulen

Die Waldohreule

Die Schlafplätze findet man in den Wintermonaten häufig in Gärten auf dicht stehenden Nadelbäumen oder Fichtenwäldern. Dort versammeln sich bis zu 20 Eulen und sitzen tagsüber meist dicht am Baumstamm versteckt, so dass sie nicht sofort gesehen werden können. Getarnt sind sie durch ihr gelblichbraunes Gefieder, welches rindenähnlich marmoriert ist, kräftig dunkel längsgestreift und fein quergebändert. Schließt die Waldohreule ihre auffallenden orangefarbenen Augen und drückt sich an den Stamm, ist sie nur sehr schwer zu erkennen.

Ihre namensgebenden „Federohren“ haben mit dem eigentlichen Gehör nichts zu tun, sondern dienen ebenfalls der Gestik und Erscheinung. Während der Tarnung, werden sie steil aufgestellt, der Körper zusätzlich gestreckt und das Gefieder angelegt. So wirkt die Eule wie ein trockener Aststumpf oder verschmilzt förmlich mit dem Stammhintergrund. Im umgekehrten Fall, beispielsweise bei einer feindlichen Begegnung, können die „Federohren“ auch angelegt werden. Um die Drohgebärde zu perfektionieren, werden zusätzlich die Federn gesträubt und die Flügel geöffnet. So wirkt die 35-40 cm große Eule wesentlich größer und für den Feind hoffentlich angsteinflößender.

Waldohreulen leben bevorzugt in leicht gestreuten Wäldern mit vielen Lichtungen und Wiesen, am Waldrand, in Feldgehölzen, aber auch in Parkanlagen, Kleingartenanlagen oder auf Friedhöfen. In dichten Wäldern ist sie eher selten anzutreffen. Sie jagen über Wiesen, Feldern und Mooren und brüten in kleinen Baumgruppen. Voraussetzung hierfür ist ein vorhandenes Krähen-, Elster- oder Greifvogelnest, da sie keine eigenen Nester bauen.

Die Balzzeit der Waldohreulen beginnt im März. Ihr Balzruf ist, verglichen mit ihrem nur wenig größeren Verwandten, dem Waldkauz, eher unauffällig – ein dumpfes, gar nicht lautes „Huh“. Die Hauptbrutzeit ist von April bis Mai. Während das Weibchen, wie fast alle tarnfarbigen Vögel, fest auf den 4-5 weißen Eiern sitzt, wird sie vom Männchen verpflegt. Nach 27-28 Tagen schlüpfen die Jungen. Sie kommen blind zur Welt und werden von ihrer Mutter mit passenden Fleischbröckchen gefüttert. Je nach Nahrungsangebot, überleben nicht alle Jungvögel. Nach ungefähr 23-26 Tagen verlassen die Jungeulen noch flugunfähig das Nest. Als Ästlinge werden sie noch von ihren Eltern mit Beute versorgt, bis sie nach 33-35 Tagen flügge sind. Trotzdem bleiben die Jungen noch bis in den Frühherbst mit ihren Eltern und Geschwistern zusammen und werden auch weiterhin verpflegt. Oft kann man bis in den August Bettelrufe der Jungtiere hören.

Hauptnahrung der Waldohreulen sind vor allem Mäuse, aber auch andere Kleinsäuger. Durch ihr sensibles Gehör und ihre ausgeprägten Augen, sind die Eulen perfekt für die Jagd während Dämmerung und Nacht ausgestattet. Von einem Ansitz lauern sie ihren Beutetieren auf und greifen in einem nahezu geräuschlosen Flug an. Die Beute wird mit den Krallen erdolcht und unzerkaut heruntergeschluckt. So lassen sich auch gut die Schlafbäume der Waldohreulen ausfindig machen. Unter ihnen sammeln sich mit der Zeit jede Menge Gewölle.

Obwohl die Waldohreule die meist verbreitete Eulenart in Mitteleuropa ist, bedarf sie unseren Schutz. Durch den Verlust von Lebensräumen und Nahrungsangeboten, geht auch ihr Bestand leider zurück. Nur durch die Einsicht, dass freie Grünflächen endlich sind und der Umkehr innerhalb der intensiven Landwirtschaft, weg von Monokulturen und Pestiziden, schützen und sichern wir auch das Vorkommen der Waldohreule!