In jedem Frühjahr lauschen wir  dem Gesang der Vögel, erfreuen uns das ganze Jahr über an ihrer bunten Vielfalt – und lesen mit Erschrecken, dass die Rote Liste der gefährdeten Arten immer länger wird…  Ein Grund mehr, dieser Entwicklung mit allen Mitteln entgegen zu wirken. Eines dieser Mittel ist, den aus vielerlei Gründen immer größer werdenden Mangel an geeigneten Brutplätzen vor allem für Höhlenbrüter durch das Anbringen künstlicher Nisthilfen zu kompensieren.

Erich Schulz hängt einen Meisenkasten an einen Baum

Seit über vierzig Jahren warten fast 200 Vogelkästen im Leverkusener Stadtgebiet Jahr für Jahr darauf, im Herbst oder im zeitigen Frühjahr gereinigt zu werden, damit der nächste Mieter wieder eine ungezieferfreie Wohnung vorfindet. Wer mit offenen Augen über die städtischen Friedhöfe geht, den Wuppermannpark besucht oder an der Dhünn entlang spaziert, entdeckt sicher den einen oder anderen der rot oder braun gestrichenen Holzbetonkästen, die Naturschützer wie Helmut Brune und Josef Berger, Günter Neumann und Erich Schulz, Roswitha Massau-Müller und Hans-Günther Läuferts, Ingo Fahne und Walter Mielentz und nicht zuletzt Hans Exler im Laufe der Jahre gewissenhaft kontrolliert haben und zum Teil immer noch betreuen.

Klar, dass Nistkastenkontrolleure dabei die unterschiedlichsten Erfahrungen machen:

* Nur noch ein Nagel zeugt davon, dass an diesem Baum einmal ein Nistkasten hing – hoffentlich hat der Dieb ihn wenigstens anderswo wieder aufgehängt…

* Hier fehlt eine Türe – da muss Ersatz geschaffen werden.

* Der vor Feuchtigkeit schützende Anstrich muss dringend erneuert werden!

* Der Nistkastenbaum ist gefällt worden – nur manchmal lohnt es sich, den Boden ringsumher abzusuchen.

Spannender ist es natürlich, entweder durch Zwischenkontrollen oder Analyse des Nistmaterials zu erkunden, welche Bewohner der Nistkasten beherbergt. Hauptnutzer waren und sind Kohl- und Blaumeisen, aber auch der Kleiber ist nach wie vor Dauermieter. Er verursacht allerdings die meiste Arbeit, da er Flugloch und Ritzen derart verklebt, dass man der Klebemasse aus Lehm und Speichel nur mit Hammer und Meißel zu Leibe rücken kann.

Den früher so häufigen Sperling finden die Betreuer inzwischen ebenso selten wie Gartenrotschwanz und Trauerschnäpper, Grauschnäpper und Tannenmeise.

Nicht nur für unsere gefiederten Mitbewohner, sondern auch für manche Insektenarten sind die Nistkästen eine willkommene Brutstätte. Hummeln, Wespen und Hornissen nutzen immer stärker die Vogelkästen, um ihre Brut aufzuziehen, allerdings meistens erst, wenn die Vögel ausgeflogen sind.

Ein regelmäßiger „Nachmieter“ auf dem Friedhof Reuschenberg ist auch der nachtaktive Siebenschläfer. In mindestens 4 bis 6 Kästen verraten ihn jeweils seine Kotspuren – und manchmal „erwischt“ man auch ihn selber.

Im Jahr 1974 brachte Helmut Brune auf dem Friedhof Scherfenbrand an einem von Kohlmeisen belegten Nistkasten mit neun Jungvögeln eine Zählvorrichtung an, um die Anzahl der Anflüge während der Fütterungszeit zu ermitteln. Waren es am 6. Tag 265, so stieg die Zahl am 13. Tag auf 785, um dann bis zum 16. Tag auf  602 zu sinken – stellen Sie sich die Menge an Insekten vor, die da verfüttert wurde: ein Beweis für den immensen Beitrag zur Schädlingsbekämpfung, den diese Vögel leisten!

Allen Nistkastenbetreuern, die ihre Arbeit mit solcher Verlässlichkeit tun – und ohne viel Aufhebens davon zu machen! -, danken wir herzlich!

Interessiert Sie diese Arbeit? Melden Sie sich bei Erich Schulz (Vorsitzende NABU-Leverkusen – wir können jede Hilfe gebrauchen!

Nisthilfen – eine Chance für alle !

In Gärten oder an der Hauswand kann man viele verschiedene Nisthilfen für die Vogelwelt anbringen. Diese kann man im Info-Treff der Leverkusener Naturschutzverbände kaufen oder auch selber bauen.

Link zur Nistkasten-Bauanleitung vom LBV.

Holzspende für neue Vogelnistkästen

Wir betreuen im Stadtgebiet 130 Vogelnistkästen, die jährlich kontrolliert und gesäubert werden. Es ist ein sehr großer Aufwand für die Ehrenamtler, aber er lohnt sich. Die Statistik zeigt, dass jedes Jahr über 90% der Vogelhäuschen von Meisen, Kleibern oder Hornissen belegt sind. Als Nachmieter finden dann auch Siebenschläfer in diesen Kästen eine Unterkunft.

Auch der Nistkastens im eigenen Garten oder auf dem Balkon macht viel Spaß – und schon war die Idee geboren, Nistkasten-Bausätze zu entwickeln, die von Eltern oder Oma und Opa mit Kindern oder Enkeln selbst zusammengebaut werden können. Die Bausätze enthalten alles, was für den Bau notwendig ist: Schrauben, Dachpappe und Holz. Sie müssen dann nur noch zusammengebaut und gestrichen werden. Die Farbgebung kann jeder selbst bestimmen, besonders geeignet ist Leinöl oder eine atmungsaktive Farbe auf Wasserbasis mit dem Umweltengel.

Das Holz für diese Nistkästen hat dankenswerterweise der Arbor Holzhandel in Hitdorf gespendet: einheimisches Vollholz, Bretter von 2cm Dicke, unbehandelt und ungeleimt. Wilhelm Eder hat sich gleich an die Arbeit gemacht und die Bretter für die Nistkästen zurechtgeschnitten, gebohrt und gehobelt – nach allen Regeln, die für ein erfolgreiches Brutgeschäft notwendig sind. Rechtzeitig zum NaturGut Sommer sind sie dann fertig geworden und konnten am Stand der Naturschutzverbände NABU und BUND gekauft werden. Wer hier keinen bekommen konnte, kann noch einige im InfoTreff der Naturschutzverbände in der Gustav-Heinemann-Strasse 11 zu den entsprechenden Öffnungszeiten erwerben.

Holzspende der Firma Arbor: v.l.: Hr Werthenbach (Arbor), Fr Kossler (NABU/BUND), Hr Wiebusch (Arbor)
v.l: Hr Werthenbach (Arbor), Fr. Kossler (NABU/BUND), Hr Wiebusch (Arbor)