Streuobstwiesen sind ein eimaliger Lebensraum! – wir sollten dafür Sorge tragen, dass sie erhalten bleiben.

Wer liebt sie nicht, die wunderschönen hohen Obstbäume mit ihren riesigen Kronen, die uns im Frühjahr mit einem unendlichen Blütenmeer verwöhnen. Sie sind eine Augenweide – und obendrein ein wertvoller Lebensraum für viele Tiere.

Streuobstwiesen sind eine traditionelle Form des Obstanbaus: hochstämmige Obstbäume, lockere Verteilung der Bäume auf der Wiese und meist sind Bäume unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Arten/Sorten auf einer Fläche. Sie werden nicht gespritzt oder gedüngt und unter ihnen kann Vieh weiden oder Heu gemacht werden.

Streuobstwiesen – ein einmaliger Lebensraum

Alte Sorten gehen immer mehr verloren. Wer kennt schon noch die Apfelsorte „Rheinischer Krummstiel„, die Birne „Gute Luise“ oder die Pflaume „Bühler Frühzwetschge„? – alles alte, bewährte Obstsorten aus dem Bergischen Land, die in Vergessenheit geraten sind (s. BUND-NRW-Homepage)

Streuobstwiesen sind ausgesprochen wertvolle Lebensräume:

* sie bieten einer Vielzahl von bedrohten Tierarten wie höhlenbrütenden Vogelarten und Fledermäusen Brutplätze, Nahrung und Schutz vor Feinden.

* sie schützen den Boden vor Erosion, regulieren das Klima und sind wichtige Schattenspender für das Vieh.

* sie sind im Frühling eine wichtige Bienenweide und für uns Menschen ein Fest für die Augen

Steuobstwiesen in Leverkusen

Früher ein Aushängeschild von Leverkusen – der Gürtel aus hochstämmigen Obstwiesen – sind unsere Streuobstwiesen  inzwischen eher eine Ausnahmeerscheinung geworden. Die sich im Frühjahr wunderschön präsentierenden Wiesen mit den hohen blühenden Obstbäumen wurden durch die Änderung der Nutzung in den letzten Jahren immer mehr verkleinert und der attraktive Charakter der Randbereiche von Leverkusen verringert.

Der NABU pflanzt und pflegt neue Obstbäume und versucht durch den Kauf von Äpfeln zur Versaftung von diesen unbehandelten Bäumen wieder einen Anreiz zur Erhaltung dieses wertvollen Lebensraumes in unserer Stadt zu bieten.

Sie haben auch die Möglichkeit, über den NABU eine Obstbaumpatenschaft für 80,- EU pro Jahr (für 5 Jahre) einzugehen: der NABU pflegt einen  alten Obstbaum – und sie können nach Absprache mit dem NABU „ihr“ Obst an einem Termin im Herbst ernten.

Wandern sie doch auch mal auf dem Leverkusener Obstweg,  und betrachten sie die unterschiedlichsen Obstbäume.

Wer auf der Suche nach Hintergrundinformationen ist, dem hilft jetzt ein Angebot der Ortsgruppe des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Lemgo weiter. Auf den Internetseiten http://www.bund-lemgo.de/obstsortenlisten.html findet man Downloads von Sortenverzeichnissen alter Bestimmungswerke. Darunter auch der Klassiker Knoop Johann:
„Beschriejving en Afbeeldingen van de beste Soorten van Appelen en Peeren.“ aus dem Jahre 1758. Weitere Autoren wie Andresen, Jahn, Koloc, Krümmel, Lauche, Leroy, Löschnig, Lucas, Schaal und Zschokke sind mit dokumentiert. Insgesamt stehen mehr als 30 Sortenverzeichnisse zur Verfügung.
Das Angebot wird nach und nach vervollständigt.

Wer Apfelsaft trinkt, schützt die Streuobstwiesen?

In 30 Jahren wird es in Leverkusen keine Obstwiesen mehr geben – wenn wir nichts dagegen unternehmen.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Unter Obstwiesen  versteht man nicht die im heutigen Obstanbau üblichen, niedrigstämmigen Plantagen, denen der natürliche Unterwuchs fehlt, sondern Wiesen mit hochstämmigen Obstbäumen, die nicht intensiv gepflegt werden müssen und unter denen Vieh weiden kann.
Die aber werden aus unserem Landschaftsbild verschwinden, denn allzu viele Verbraucher stellen den Erwerbsobstanbau vor die Aufgabe, möglichst „makellose“ Äpfel in großer Zahl zu liefern. So haben die nach ausgeklügelten Spritz- und Düngeplänen intensiv bewirtschafteten Obstplantagen die alten Streuobstwiesen verdrängt und damit einen der vielfältigsten Lebensräume, der für artenreiche Inseln in unserer ökologisch verarmten Kulturlandschaft sorgt, fast zum Verschwinden gebracht.

Deshalb: Wer Apfelsaft von Streuobstiwesen trinkt, schützt diesen einmaligen Lebensraum!

Deswegen wird das regionale Obst rund um Leverkusen gesammelt und zu Apfelsaft verarbeitet. Und damit sich die Pflege und Ernte der hochstämmigen Obstbäume wieder wirtschaftlich mehr lohnt, erhalten Streuobstwiesenbesitzer von uns weit mehr als den marktüblichen Preis für das Obst, das sie liefern.

Naturtrüber Apfelsaft

(derzeit leider nicht lieferbar!)

Im InfoTreff der Naturschutzverbände kann der aus regionalen Äpfeln gepresste naturtrübe Apfelsaft erworben werden (bitte informieren Sie sich über die Öffnungszeiten!).

Die Preise:

1 Flasche ohne Pfand: 1,15 EU
(Pfand: 15 Cent)

1 Kiste (12 Flaschen) ohne Pfand: 13,80 EU

(Pfand Kasten/Pfand: 3,30)

3 Liter-Karton: 5,30 EU

5-Liter-Karton: 7,50 EU

Apfelsammlung im Herbst

Die NABU-Naturschutzstation Leverkusen – Köln und der NABU-Leverkusen führen jedes Jahr eine Sammelaktion durch, bei der ungespritzte Äpfel und Birnen von naturbelassenen, heimischen Obstwiesen aus Leverkusen aufgekauft und anschließend zu naturtrübem Apfelsaft gepresst werden.
Das Obst wird auf dem Hof des NaturGut Ophoven, Talstr. 4, 51379 Leverkusen Opladen angenommen – meist an zwei Wochenenden im Herbst.

Pro Kilo abgegebene Äpfel werden 0,15 € ausgezahlt (Stand 2019).

Wir würden uns freuen, wenn Sie Ihr ungespritzes Obst zu den noch bekannt gegebenen Terminen abliefern würden!

Ziel der Aktion ist die Förderung von hochstämmigen Obstwiesen, die ein wertvoller Lebensraum für zahlreiche Tiere sind. Bedrohte Tierarten wie Steinkauz – unsere kleinste Eule -, Schleiereule, Siebenschläfer, Fledermäuse, verschiedene Schmetterlinge und Käfer finden auf diesen Wiesen noch Lebensraum, denn viele dieser Arten sind auf Höhlen angewiesen, die oft in alten Obstbaumbeständen vorkommen.

Sortenvielfalt nur durch Streuobstwiesen!

Weltweit wurden 30.000 verschiedene Apfelsorten für die unterschiedlichsten Standorte und Nutzung gezüchtet. 2000 Sorten findet man alleine in Deutschland. Bei der Nutzung unterscheidet man dabei Sorten,

  • die speziell für Säfte genutzt werde
  • die von Bäckereien zum Backen verwendet werden
  • die für den Frischverzehr gedacht sind
  • die lagerfähig sind
  • die für die Verarbeitung wie Apfelmus geeignet sind.

Beim Discounter findet man aber leider nur ein Spektrum von bis zu zehn Sorten. Bei der Entwicklung dieser Sorten stehen nur die Transportfähigkeit und die Haltbarkeit im Vordergrund. Selbst der Geschmack spielt eine untergeordnete Rolle. Aufgrund von Standortvorteilen zur Erstellung einer Produktion wird die Hälfte der angebotenen Sorten beim Discounter um die ganze Welt gekarrt und kommt am Ende aus Chile, Neuseeland oder Südafrika.

Ein Apfelproduzent in Deutschland oder Europa muss, um  konkurrenzfähig zu sein, leider ähnliche Hochleistungssorten anbauen.

Alle anderen Sorten müssen im konventionellen Anbau auf der Strecke bleiben.

Lediglich der extensive Anbau auf Streuobstwiesen erlaubt das Pflanzen der anderen 1990 Sorten in Deutschland und damit die vielfältige Nutzung. Letztendlich ist das genetische Potenzial der nicht ökonomischen Sorten eine wichtige Ressource, die es zu erhalten gilt! Jede Streuobstwiese, die neu gepflanzt wird, hilft gegen den Verlust der Sortenvielfalt. Es können lokale Sorten angebaut, die dem Standort gerecht sind und an das lokale Klima angepasst sind. Diese gilt auch für alle anderen Kern und Steinobstarten.

Deshalb: lokal vor global und Vielfalt vor Kommerz! – der Gaumen freut sich.

Was hat Schlebusch mit der Zuccalmaglios Renette zu tun?

Es gibt in Deutschland etwa 2000 verschiedene Apfelsorten und eine dieser Züchtungen hat etwas mit Leverkusen Schlebusch zu tun.

Schon 1797 legte Vinzenz Joseph Deycks nahe der Mündung des Wiembachs in die Wupper einen Mustergarten mit Sorten u.a. aus Frankreich und Italien an. Also in etwa dort, wo sich heute das NaturGut Ophoven befindet. Im Jahr 1822 beträgt der Bestand schon etwa 49.200 Obstbäume in Leichlingen und Umgebung.

Im Jahr 1868 verfasste Vinzenz Jakob von Zuccalmaglio, genannt Montanus das Buch: „Der Obstbau und die Bepflanzung der Wege und Eisenbahnen“. Eben dieser Vinzenz Jakob von Zuccalmaglio wohnte in Schlebusch an der Bergischen Landstraße 92, wo heute noch ein altes Gehöft ist. Er war ein Schriftsteller und Dichter und gleichzeitig Justizrat. Sein Schwiegersohn, der Grevenbroicher Ingenieur Diedrich Uhlhorn jun., züchtete dann 1878 den Apfel Zuccalmaglios Renette aus einem Kreuzungsversuch zwischen Ananasrenette und Purpurroter Agatapfel und benannte diese neue Edelsorte nach seinem Schwiegervater.

Die Sorte Zuccalmaglios Renette kann man übrigens noch heute als Mittel- oder Hochstamm bestellen.

Die Zuccalmaglios Renette ist eine Tafelobstsorte. Seine Äpfel sind würzig, saftig, gelb, mittelgroß und edel, zudem welkt die Frucht nicht. Typischerweise ist er klein bis mittelgroß, bildet eine glatte Schale und sein feines gelblichweißes Fruchtfleisch zeichnet sich durch ein harmonisches Zucker-Säure-Verhältnis aus. Durch die Erntezeit Ende Oktober und die Genussreife zwischen November und März eignet er sich vorzüglich als Winterapfel.

  • besonders frosthart
  • winterhart, klein bis mittelgroße Früchte
  • mild säuerlich im Geschmack, guter Pollenspender
  • Standort sonnig – halbschattig
  • Stammhöhe von ca. 80 cm. Halb- oder Hochstämme
  • Frucht welkt nicht, für Allergiker geeignet
  • Solitär, Ertragspflanze, Tafel- und Verwertungsapfel

Aber nicht nur in Schlebusch wurden neue Apfelsorten kreiert, auch in der Nähe von Monheim war man erfolgreich. Carl Hesselmann „entdeckte“ im Gutsgarten Haus Bürgel bei Monheim eine Apfelsorte. 1875 wurde diese nach Kaiser Wilhelm I benannt „Kaiser Wilhelm“.

Leider wurde nach dem Krieg, in den 1950igern, der Obstanbau verändert. In den Jahren zwischen 1950 bis 1970 gab es eine öffentlich geförderte Rodung von Hochstamm-Obstbäumen zum Zweck der Etablierung von niederstämmigem Plantagenobstbau. Heute wären wir froh diese Kulturlandschaft von Streuobstwiesen noch zu haben.