„Zunächst traute ich meinen Augen nicht, aber dann sah ich eindeutig die Spuren eines Bibers – einen angeknabberten Baum“ berichtete Erich Schulz, der Vorsitzende des Naturschutzvereins NABU in Leverkusen. Er hatte an der unteren Wupper 2018 die ersten Zeichen des Vorkommens des seltenen Nagers in Leverkusen entdeckt.

Endlich wieder da – Biber in Leverkusen

„Herzlich Willkommen in Leverkusen! Nach 140 Jahren Abwesenheit in unserer Region freuen wir uns, dass der sympathische Wasserbewohner wieder hier in Leverkusen ist“ freut sich Ingrid Mayer, die Sprecherin des BUND Leverkusen. Anfang 2015 wurden die ersten Spuren eines Bibers in Leverkusen notiert. Genetische Tests bewiesen, dass es ein europäischer Biber war. Man nimmt an, dass die verbesserte Wasserqualität mit ein Grund für seine Rückkehr ist.

In Leverkusen galt der Biber ab 1877 als ausgerottet, und zwar aufgrund des Fleischkonsums, sowie des Bibergeils, dem medizinische Kräfte zugesprochen worden sind und nicht zuletzt wegen seines Pelzes, der mit 23.000 Haaren pro Quadratzentimeter sehr gut wärmt.

Die Wasserstände unserer Flüsse sind recht konstant. Daher legt der bis zu 1 m lange und 30 kg schwere Biber bei uns meist keine Dämme an, sondern baut seine Wohnhöhle in die lehmige Uferböschung. Da der Eingang unter dem Wasserspiegel liegt und die Biber nachtaktiv sind, bleibt ihr heimliches Treiben meist unentdeckt. Nur die sanduhrförmig durchgenagten Weiden, Eschen und Pappeln verraten sie dann doch. Der

Der Biber ist Vegetarier. Als Holzfäller betätigt sich „Meister Bockert“ – wie er in Fabeln genannt wird – bei uns im Winter um die oben im Baum sonst unerreichbaren Zweige benagen zu können. Im krautarmen Winterhalbjahr bildet die Rinde der jungen Äste einen wesentlichen Teil seiner Nahrung. Wichtig ist, dass man die Bäume liegen lässt. Ansonsten wird der Biber in der nächsten Nacht einen neuen Baum fällen. Abgesehen davon ist „liegendes Totholz“ ein wertvoller Lebensraum für viele kleinere Tiere. Bäume wie Weide oder Erle schlagen im Folgejahr aus den Baumstümpfen wieder aus.

Macht sich der Biber an Bäumen zu schaffen, die einen gewissen Wert haben (große und alte Bäume, Obstbäume usw.), dann kann man den Baum durch Umwickeln des unteren Stammbereichs über etwa einen Meter mit z. B. Kaninchendraht schützen.

Plant man allerdings gleich in der Nähe von Gewässern einen ausreichend breiten Uferstreifen ein, hat dort auch „Bibers Lieblingsbäume“, wie z. B. Erlen gepflanzt und lässt dem Biber seinen Platz, dann kommt es wesentlich seltener zu Problemen zwischen Mensch und Tier. Es ist nicht nur ein Beispiel für Umweltschutz und Renaturierung, sondern es bietet Platz für mehr Tiere und dient zugleich als Überschwemmungsfläche.

Ein Biberrevier umfasst 1 bis 5 km Gewässerufer mit bis zu 20 m Breite. Biber leben in Familienverbänden mit 2 bis 8 Tieren (Eltern mit Jungtieren bis zum 3. Lebensjahr). Die Paarungen erfolgen von Januar bis März. Nach drei Monaten werden 2 bis 4 Jungtiere geboren. Im Herbst wird die Wohnhöhle winterfest gemacht, und es werden Nahrungsvorräte für den Winter angelegt. Ab dem 2. Lebensjahr wandern die Jungbiber ab und suchen sich ein eigenes Revier. Dabei legen sie Entfernungen von durchschnittlich 25 (max. 100) km zurück. Die Säugetiere mit den kräftigen Nagezähnen und dem charakteristischen Schwanz („Kelle“) lieben Flussauen. Dort finden sie den idealen Mix aus Wäldern und Gewässern. Sie können ihre Burgen bauen und finden mit Rinde, Blättern und Kräutern Nahrung. Durch das Fällen von Bäumen trägt er zur erfreulichen Verjüngung von Auwald sowie zur Verbreitung von Weidenstecklingen bei.
Biber aus der Ferne zu erkennen, ist manchmal nicht leicht. Ein Hinweis, ist ein schwimmendes Tier, das mit einem „Schwanzklatscher“ aufs Wasser abtauchte. So etwas macht kein anderes vergleichbares Tier – wie Bisam oder Nutria.

Beobachtungen in Bereichen, in die der Biber schon längere Zeit zurückgekehrt ist, wie aus der Eifel, zeigen auf, dass die gelegentlich gefällten Bäume kein Problem sind. Sie sind sogar willkommen, da in Bereichen, wo die Flüsse nicht naturnah gestaltet sind, vom Biber in den Fluss gefällte Bäume aus Sicht der Gewässerökologen eine wertvolle Bereicherung darstellen.

Nichts desto trotz kommt es bei nahem Zusammenwohnen von Biber und Mensch manchmal zu Interessenskonflikten, welche aber mit gutem Willen und manchmal auch den Lösungsvorschlägen der Biberberater beigelegt werden können. Denn man darf nicht übersehen, dass der „Landschaftsarchitekt Biber“ durch den Umbau seines direkten Lebensumfeldes auch viel zur Artenvielfalt beiträgt. Durch die neu angelegten Biotope siedeln sich z. B. Frösche, Molche, Insekten, Schlangen und verschiedene Pflanzen an und bereichern so die biologische Vielfalt, die gerade in diesen Zeiten immer mehr verloren geht.

Aber wo Mensch und Tier aufeinandertreffen, kann es auch zu Konflikten kommen… Die Biber kennen keine Grenzen und auch der Mensch hat seine Wünsche und Vorstellungen – und nun ist guter Rat teuer.
Dadurch, dass der Mensch inzwischen oft bis an die Gewässerufer wirtschaftet oder baut, der Biber aber bei Gefahr, dass sein Höhleneingang nicht mehr unter Wasser liegt (z. B. Niedrigwasser oder künstliche Wasserabsenkung usw.) einen Baum fällt, um das Wasser aufzustauen, vernässen natürlich die entsprechenden Flächen oder nahegelegene Teiche werden überschwemmt, die Uferbereiche werden unterhöhlt usw.

Wenn Acker mit schmackhaften Feldfrüchten bestellt werden und ein Biberbau in der Nähe ist, kann es durchaus passieren, dass sich der Nager dort bedient und es somit zu Fraßschäden kommt. Verhindern kann man dies, wenn Feld und Biberbau mindestens 20 m auseinander liegen. Biber sind nicht gut zu Fuß und gehen auch nicht gerne längere Strecken.
Auch niedrig gespannte Elektrozäune sind eine Möglichkeit, den kleinen Gourmet von den Früchten fernzuhalten.

Biber sind scheue Tiere und im Allgemeinen nicht darauf aus, anzugreifen. Treffen allerdings Mensch und Biber oder Mensch mit Hund und Biber unvermittelt aufeinander, was eventuell bei einer Bibermutter mit Jungen passieren könnte, ist ein Verteidigen der Biberjungen nicht ausgeschlossen.
Aus diesem Grunde sollten Hunde an der Leine geführt werden.

Kommt es trotz allem zu Konflikten irgendwelcher Art, ist es sinnvoll, sich an einen Biberbotschafter zu wenden, der mit Tipps helfen kann und somit die Situation wieder entspannen kann.
Als Ansprechpartner rund um den Biber können Sie sich bei Fragen an folgende Adresse wenden:
Justus Siebert
Vertreter der Biber-AG des BUND NRW
Tel: 0221 – 47 15 768
Email: justus.siebert@biber-nrw.de
Homepage: www.biber-nrw.de
(Leider haben wir in unserem Kreis keinen Biberberater, der auch offizielle Empfehlungen geben oder Maßnahmen einleiten könnte, wenn es um gewichtige Fälle geht wie Feld / Straße unter Wasser und in Abstimmung mit den zuständigen Institutionen und Behörden mit diesen in Kontakt gehen und handeln kann.)

Damit wir mehr über die Biber in Leverkusen erfahren können, erbitten wir Informationen über angenagte Bäume oder Sichtungen von Bibern an die NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln: info@nabu-station-l-k.de