Wer hat ihn nicht schon einmal gesehen, den etwa sperlingsgroßen braunen Vogel der offenen Landschaft? Früher gab es ihn überall in Leverkusen, in den 1980er Jahren zählte Hermann Brombach noch 250 bis 300 Brutpaare. Aber 2020 findet man vielleicht noch 2 Feldlerchen in Leverkusen.

Das Männchen trägt im Frühjahr sein imposantes Lied aus wirbelnden und trillernden Lauten über unseren Äckern und Wiesen vor. Bedingt durch das Leben in der offenen Landschaft fehlen der Feldlerche exponierte Plätze wie Bäume oder Pfähle für ihren Balzgesang. Sie gleicht dieses Manko durch den Singflug wieder aus. Während dieser Singflüge erreicht das Männchen Höhen von bis zu 100 Metern. Dort kreist das Männchen dann über seinem Revier, um Weibchen anzulocken. Nach dem Singflug gleitet die Lerche dann fallschirmartig zur Erde zurück. Wie die Lerche diese Doppelbeanspruchung aus energieaufwendigem Steigflug und gleichzeitigem Gesang vollbringt ist immer wieder erstaunlich.

Die Feldlerche

Die Lerche gehört in unseren Breiten zu den Teil- oder Kurzstreckenziehern. Dies bedeutet, dass einige der Lerchen aus dem nördlichen Teil Europas bei einsetzendem Winter in die Gebiete Mitteleuropas abwandern. So hat zum Beispiel die Beringung von Feldlerchen ergeben, dass die Vögel teilweise sogar aus Russland nach Mitteleuropa gelangen. Zugstrecken von 2000 Kilometern waren dabei keine Seltenheit. Der Rekord lag bei 3613 Kilometern. Drei besonders eilige Lerchen legten im Durchschnitt 810 Kilometer pro Tag zurück. Interessant ist, dass die Lerchen Englands die britischen Inseln nicht verlassen, sondern nur dort umherziehen.
Die Feldlerchen erreichen ihre Brutgebiete meistens Ende Februar oder in der ersten Märzhälfte. Sie sind sehr brutorttreu. Man kann davon ausgehen, dass sie ihren Vorjahresbrutort wieder besetzen. Wenn die Tagesmitteltemperatur über 10º C gestiegen ist, beginnen die Weibchen mit dem Nestbau. Dies geschieht meistens im April. Durch Scharren, Drehen und Strampeln wird nur vom Weibchen eine Nestmulde auf der Erde angelegt. Nach 2 bis 8 Tagen liegt dann das erste Ei im Nest. Die Bebrütung von 11 bis 14 Tagen beginnt in der Regel mit der Ablage des letzten Eies. Die kleinen Lerchen erhalten in den ersten Lebenstagen nach dem Schlupf hauptsächlich Insektennahrung.

Als sogenannte flugunfähige „Hüpflerchen“ verlassen junge Lerchen zwischen dem 7. bis 12. Lebenstag das Nest. Ab dem 15. Tag werden dann die ersten Lerchen flugfähig. In unseren Breiten sind bis zu drei Bruten möglich. Bei kurz aufeinander folgenden Brutverlusten, wie zum Beispiel bei kaltem, nassem Wetter oder früher Mahd, ist es durchaus möglich, dass bis zu fünf Brutversuche unternommen werden.

Die Bestände der Feldlerche sind von sehr unterschiedlichen Bedingungen abhängig. So etwa von den vorherrschenden Wetterverhältnissen während der Brutzeit. So kann zum Beispiel ein kalter Regenguss Anfang Mai die gesamte lokale oder sogar regionale Population der Erstbrut vernichten. Als Bodenbrüter ist die Lerche besonders durch Beutegreifer wie Fuchs, Hermelin und Marder in der Brutsaison bedroht. Da nur die Weibchen brüten, sind diese besonders gefährdet.

Die Ursachen für den Rückgang der Feldlerche in Deutschland sind in erster Linie die Intensivierung der Landwirtschaft und die Veränderung der Landschaftsstruktur. In Leverkusen ist sie als Brutvogel leider schon fast verschwunden.

In Großbritannien wurde ein Rückgang von mehr als 50 % der Lerchenpopulation festgestellt. Auf der bundesdeutschen Roten Liste erscheinen außer der Feldlerche alle anderen bodenbrütenden Vogelarten, die eigentlich seit Jahrhunderten zum gewohnten Bild landwirtschaftlich genutzter Flächen gehörten. Als Charaktervogel kann die Feldlerche stellvertretend für alle in diesem Lebensraum vorkommenden Vögel angesehen werden. Es bleibt zu hoffen, dass der ehemaligen Kulturfolgerin Feldlerche, die heutzutage mit großen Problemen zu kämpfen hat, durch die Bio-Landwirtschaft sich wieder bei uns vermehren kann. Denn wer sich noch an frühere Zeiten erinnern kann, als der Himmel noch voller Lerchengesang war, dem muss die heutige Stille über vielen Flächen geradezu wehtun.