Der Sommer ist da! Schmetterlinge, Bienen und viele weitere Insekten tanzen über einem Meer von bunten Blumen. Diese Eindrücke sind leider in den letzten Jahren viel zu selten geworden – vor allem in unseren Gärten und Ackerlandschaften finden Insekten durch Gifteinsatz und Lebensraumzerstörung immer weniger Nahrungsquellen. Mit unserem Blühkalender Mai – Juli haben wir eine Auswahl an heimischen Sommerblumen zusammengestellt, um einen Einblick in die Vielfalt unserer Blumenwelt zu geben. Nicht jede Wiese muss sofort gemäht werden. Es lohnt sich immer – was blüht denn da?

Mai

Acker-Winde

(Convolvulus arvensis)

Die mehrjährige Ackerwinde gehört zu der Familie der Windengewächse. Ihre rosaroten Blüten erreichen einen Durchmesser von ungefähr 30mm. Im Boden bildet sie ein dichtes Netz aus kriechenden und sich windenden Trieben. Sie kommt bei uns häufig auf Feldern, in Gärten oder an Wegrändern vor. Bienen, Schmetterlinge und Käfer steuern die Pflanze gerne als Nektar- und Pollenlieferant an. Gegenüber vielen anderen heimischen Wildblumen, ist die Ackerwinde durch ihr dichtes Wurzelwerk etwas robuster. Leider wird sie von Gärtnern oft als zu bekämpfendes Unkraut angesehen, da sie sich schnell um weitere Pflanzen windet. Jedem Gartenbesitzer ist zu empfehlen, Pflanzen und Tieren immer einen „wilden Bereich“ einzuräumen. Je weniger man in den Garten eingreift, desto höher ist sein ökologischer Wert.

Gewöhnliche Akelei

(Aquilegia vulgaris)

Die gewöhnliche Akelei blüht von Mai bis Juli. Ihre Blütenkrone ist meist blau und aus dem Blütenzentrum wachsen gelbe Staubblätter. Das Hahnenfußgewächs kommt in Gebüschen, Laubwäldern und an Waldrändern vor. Außerdem eignet sich die Akelei wunderbar für Wildstaudenbeete.

Gewöhnlicher Hornklee

Klatschmohn

(Papaver rhoeas)

Der Klatschmohn gelangte in der Jungsteinzeit mit dem Ackerbau in unsere Breiten. Mit seinem leuchtenden Blütenrot ist er eine der farbenprächtigsten Pflanzen in unserer Landschaft und hat impressionistische Maler zu wunderbaren Bildern angeregt. Wie das Blau der Kornblume ist sein Rot in unserer Vorstellung aus einem wogenden Kornfeld nicht wegzudenken.

Aber hier drängt die Realität schon dieses für viele von uns noch aus der Kindheit stammende Bild zurück. Zwar hat sich der Klatschmohn inzwischen auch andere Biotope erobert – wir finden ihn noch auf Brachflächen und Schutthalden, an Wegen und auf Straßenböschungen, aber aus seinem eigentlichen Reich, den Getreidefeldern, ist er wie andere Ackerwildkräuter durch Herbizideinsatz und Saatgutreinigung weitgehend verdrängt worden. Jede zweite Ackerwildkrautart steht aufgrund intensiver Bewirtschaftungsformen in mindestens einem Bundesland auf der jeweiligen Roten Liste, erfahren wir aus dem Umweltministerium.

Maiglöckchen

(Convallaria majalis)

Das Maiglöckchen ist mit seinen nickenden, glockenförmigen Blüten und seinem intensiven Duft noch vielen bekannt. Das Liliengewächs gedeiht in lichten Laubwäldern und auf kalkreichen Böden. Bienen steuern die Blume wegen ihres Nektars gerne an, doch für den Menschen ist das Maiglöckchen giftig. Leider wird es immer wieder mit Bärlauch verwechselt, darf aber unter keinen Umständen gegessen werden! Vorsicht ist geboten!

Margerite

(Leucanthemum vulgare)

Die Margerite gehört zu der Gattung der Korbblütler. Ihre Blütenkörbchen erinnern an die des Gänseblümchens, sind allerdings mit 3 bis 5 cm deutlich größer. Auch ihre Stengel sind mit ca. 80 cm um ein vielfaches länger. Sie gehören damit zu den größeren Wildblumen. Margeriten sind sehr robust und kommen fast mit jedem Boden zurecht. Häufig trifft man sie in großer Zahl in hochstehenden Wiesen. Daher eignen sie sich perfekt für große Wildblumenwiesen. Sie werden von Insekten bestäubt und sind besonders bei Schmetterlingen beliebt.

Nelken-Leimkraut

(Silene armeria)

Das Nelken-Leimkraut wächst auf trockenen Wiesen und an Wegrändern, ist bei uns aber vor allem als Gartenpflanze kultiviert. Es zeichnet sich durch die dichten Blütenstände mit rosa roten Kron- und Kelchblätter aus. Die Pflanze eignet sich gut für Wildblumenwiesen.

Sibirische Schwertlilie

(Iris sibirica)

Mit ihren außergewöhnlichen blau bis violetten Blüten ist die Sibirische Schwertlilie gut zu erkennen. Die Pflanze gedeiht auf feuchten Wiesen, lichten Wäldern und Sumpfwiesen. Generell muss der Standort feucht sein und verträgt auch temporäre Überflutungen. Mittlerweile gilt die Pflanze leider als stark gefährdet und häufig ist nur noch ihre gezüchtete Form in den Gärten zu finden. Ihr Rückgang lässt sich auf die verbreitete Trockenlegung von Böden zurückführen. Auch starke Düngung verträgt sie nicht.

Stinkender Storchschnabel

(Geranium robertianum)

Das Storchschnabelgewächs blüht von Mai bis September. Während dieser Zeit sind die 5 – 12 mm kleinen rosa Blüten vor allem an schattigen Mauern, in Laub- und Nadelwäldern, Hecken und Felsnischen zu finden. Die Standorte müssen schattig und stickstoffreich sein, am besten mit einer hohen Luftfeuchtigkeit. Ihren Namen verdankt die Pflanze dem unangenehmen Geruch, der sich beim Zerreiben der Pflanze ausbreitet. Früher wurde der Storchschnabel auch in der Naturheilkunde verwendet. Dort kam er bei Gelbsucht, Geschwüren und Hautkrankheiten zum Einsatz.

 

 

 

Juni

Breitblättrige Stendelwurz

(Epipactis helleborine)

Diese wunderschöne Blume – gefunden in einem Garten in der Wiembachallee – gehört zu den Orchideen! Es handelt sich um die breitblättrige Stendelwurz, die in Deutschland einheimisch und bisher noch weitgehend ungefährdet ist. Sie kommt von der Küste bis zu den Alpen in fast jeder Region vor, allerdings ist selbst bei dieser Art schon ein lokaler Rückgang zu verzeichnen. Die breitblättrige Stendelwurz wird bis zu 80cm groß und blüht mit 15 bis 80 Einzelblüten pro Stengel mit zarten weißrosa bis grünlichen Blüten und bevorzugt lichte bis halbschattige Standorte wie Waldränder, Lichtungen – oder Gärten. Sie wird zumeist von Wespen besucht, die maßgeblich für die Bestäubung zuständig sind. Der Blütenstaub der Stendelwurz ist in Pollenpaketen konzentriert, den so genannten Pollinien, die nur bei Orchideen vorkommen und mit einer Klebescheibe versehen sind. Wenn ein Insekt auf der Suche nach Nektar in eine Blüte krabbelt, werden durch spezielle Mechanismen die Pollenpakete auf deren Rücken oder Kopf geheftet. Bei der nächsten Blüte führen diese Pollen dann an der Narbe der Blüte zur Befruchtung.

Gewöhnliches Ferkelkraut

(Hypochoeris radicata)

Das gewöhnliche Ferkelkraut ist ein gelb blühender Korbblütler mit einer Blattrosette am Boden und einer Pfahlwurzel, durch die es den Winter überdauert. Sie ist eine ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 20 bis 70 Zentimetern. Ihre Blütezeit ist von Juni bis Oktober. Der Blütenkorb enthält ausschließlich Zungenblüten. Diese goldgelben „Körbchenblumen“ sind nur an sonnigen Tagen vormittags geöffnet.

Färberkamille

(Anthemis tinctoria)

Die Färberkamille ist eine mehrjährige, winterharte Pflanze, die im ersten Jahr nur eine grüne Bodenrosette ausbildet. Ab dem zweiten Jahr entwickeln sich im Juni die gelben, margeritenähnlichen Blüten. Die Pionierpflanze bevorzugt trocken-warme Standorte, ist sonst allerdings sehr anspruchslos. So wächst sie häufig auf trockenen Wiesen, flachgründigen Steinböden und an Weg- und Ackerrändern. Für einige Schmetterlingsraupen dient sie als Futterquelle. Schmetterlinge und weitere Insekten wie Hummeln und Bienen fliegen die Blüten an. Die Färberkamille gehört zu den alten heimischen Nutzpflanzen. Wie der Name vermuten lässt, wurde sie zum Färben von Naturfasern wie Leinen oder Wolle genutzt.

Glockenblume

(Campanula rotundifolia)

Auch die Glockenblume ist eine typisch heimische Sommerblume. Sie bevorzugt magere Wiesen, Weiden, Wald- und Wegränder. Leider ist auch bei dieser Pflanzenart ein Rückgang bemerkbar.

Kornblume

(Centaurea cyanus)

Die Kornblume gehört zur Familie der Korbblütler und gilt als alter Kulturbegleiter des Menschen. Vor allem an Getreidefeldern oder Wegrändern konnte man das kräftige Blau ihrer Blüten beobachten. Leider wird dieser Anblick durch den massiven Einsatz von Pestiziden immer seltener.

Ochsenzunge

(Anchusa officinalis)

Die Ochsenzunge ist eine ausdauernde, winterharte und krautige Pflanze. Sie gehört zu der Familie der Raubblattgewächsen. In wilder Form kommt sie – noch – in fast ganz Mittel- und Osteuropa vor. Auch in unseren heimischen Gärten ist sie zu finden. Sie bevorzugt vor allem sonnige trockene Acker- und Wegränder, Weiden und Brachflächen. Ihre violetten Blüten werden gerne von Hummeln, Wildbienen und Schmetterlingen angeflogen. Auch ihre Blätter dienen verschiedenen Raupenarten als Nahrungsquelle.

Juli

Schmalblättriges Weidenröschen

(Epilobium angustifolium)

Das Nachtkerzengewächs blüht von Juli bis August. Es ist häufig an Waldrändern und Waldwegen anzutreffen. Ihren Namen verdankt die Pflanze ihren schmalen Blättern, die am Rand häufig gewellt sind. Ihre rosa roten Blüten stehen am Ende des stumpfkantigen Stengels in aufrechten Trauben. Das Weidenröschen wird vor allem durch Bienen angeflogen. Früher wurde es in der Naturheilkunde verwendet oder auch als Gemüse verzerrt.

 

 

 

 

 

 

Gemeine Kratzdistel

(Cirsium vulgare)

Die Gemeine Kratzdistel ist eine krautige und mehrjährige Pflanze. Ihre Wuchshöhe kann zwischen 60 cm und 150 cm stark variieren. Ihre Blütenköpfe werden 40 – 80 mm lang und 20 – 40 mm breit. Sie stehen meist paarweise oder in 3er- Gruppen. Die Pflanze ist an sonnigen und offenen Standorten zu finden – häufig an Wegrändern und Schuttplätzen. Sie ist ein Magnet für zahlreiche Hummeln und Käfer und blüht von Juli bis September.

Gemeine Wegwarte

(Cichorium intybus)

Von Juli bis September / Oktober schmückt die Wegwarte mit ihren weithin sichtbaren Blüten Straßenränder, Ödland, brachliegende Böschungen und vor allem Feldraine. Sowohl ihr wissenschaftlicher Name Cichorium, abgeleitet aus dem griechischen Kio chorion = ich gehe entlang des Feldes, als auch die deutsche Bezeichnung weisen auf diesen bevorzugten Standort hin. Die Pflanze ist eine der wenigen leuchtend blauen Blumen aus der vorwiegend gelbblühenden Familie der Korbblütengewächse und ist – noch – überall in Europa, Westasien und Nordwestafrika heimisch. Am 30-100 cm hohen, hartfaserigen Hauptstängel sitzen in den Winkeln zwischen lanzettlichen ungestielten Blättern und kleineren abzweigenden Stängeln 2-3 strahlend blaue gezähnelte Zungenblüten, die unter der Sonne ausbleichen und mit der Zeit immer heller werden. Selten findet man auch weiße Blüten, die man im Mittelalter für zauberkräftig hielt. Dank ihrer rübenförmigen, tief reichenden Speicherwurzel beansprucht die Wegwarte nur wenig Bodenfläche und kann sich auch Standorte mit nur geringen Wassermengen erschließen. Sie öffnet ihre zarten Blütenköpfchen bereits bei Sonnenaufgang und bieten bis in den frühen Nachmittag nektarsammelnden Insekten reichlich Nahrung. Als echte Sonnenkinder mögen sie den Regen gar nicht und greifen dann lieber auf Selbstbestäubung zurück.