Kaffee, Kakao – und die Vögel!

Haben Sie beim ersten genussvollen Schluck Ihres Morgenkaffees schon einmal überlegt, was das duftende Getränk mit dem Überleben seltener Vögel zu tun hat? Haben Sie schon einmal in einen Schokoladenriegel gebissen und dabei über dessen Bedeutung für die Zukunft unseres Planeten nachgedacht? Wahrscheinlich ebenso wenig wie die übrigen Menschen, die mehr als 4 Milliarden Tassen pro Jahr trinken und/oder mehr als 4 Millionen Tonnen Schokolade essen.

Die britische Gesellschaft für Vogelschutz (RSPB) hat jetzt den Zusammenhang zwischen diesem Konsum und dem Verlust von Lebensraum für tropische Vögel und zahllose andere Arten aufgezeigt.

Kaffeeplantagen bedecken fast 11 Millionen Hektar und Kakaoplantagen über 7 Millionen Hektar Land. Ungefähr 25 Millionen Familien in 60 Ländern verdienen mit dem Kaffeeanbau ihren Lebensunterhalt, und für 11 Millionen Bauern ist Kakao die Haupteinnahmequelle.

Unter dem Schattenschirm
Die wärme- und feuchtigkeitsliebenden Kaffee- und Kakaopflanzen brauchen Schutz vor der glühenden Hitze der tropischen Sonne. Sie wurden daher traditionell unter den Schatten riesiger Hartholz- oder Brotfruchtbäume gepflanzt, die die Kleinbauern zusätzlich mit Feuerholz, Medizin und Baumaterial versorgten. Ein solcher Wald garantierte eine natürliche Kontrolle von Insektenbefall, förderte die Bestäubung durch Bienen und andere Tiere und bot einer Vielzahl von Pflanzen, Tieren und Vögeln Lebensraum.
Heute sind diese traditionell bewirtschafteten Plantagen – dort wo Rodungen frühere Wälder vernichtet haben, oft die letzte Hoffnung für eine große Anzahl bedrohter Arten und Winterquartier für europäische Zugvögel wie Nachtigall, Weidenlaubsänger und Trauerschnäpper.

Der Sonne ausgesetzt
In den letzten Jahrzehnten hat eine Bewegung zur voll besonnten und damit intensiveren Produktion stattgefunden. Moderne Methoden und neue Kaffee- und Kakaosorten machen schattenspendende Bäume überflüssig, fördern jedoch die Anwendung von Pestiziden und Düngemitteln. Die negativen Auswirkungen auf die Artenvielfalt werden aufgrund der Rodung früherer Regenwälder noch dramatischer.
Auch heute noch traditionell arbeitende kleinere Familienbetriebe müssen mehr und mehr der Konkurrenz der großen Sonnen-Plantagen weichen. Bauern, die auf die moderne Bearbeitung umstellen, verlieren zusätzliche Einnahmequellen durch den Verkauf von Holzprodukten und sind einem Preisverfall hilflos ausgeliefert; unsachgemäßer Einsatz von Pestiziden führt außerdem häufig zu Vergiftungen.

Überproduktion
In den letzten 40 Jahren stieg die Kaffeeproduktion um 64%, die Kakaoproduktion sogar um 186%, der Verbrauch jedoch nicht in gleichem Maße: Es kam zu einem gewaltigen Preisverfall (500g Rohkaffee „rutschten“ von 1,20 Dollar auf heute 50 Cent), der jedoch keinen Produktionsrückgang zur Folge hatte. Ende der 80er Jahre brachen nämlich die internationalen Vereinbarungen über Produktionsvorschriften zusammen, und die Weltbank und der Internationale Währungsfonds ermutigten die produzierenden Länder, den Export zu steigern, um Wirtschaftswachstum zu erzielen.

Warum – so werden Sie fragen – sind Kaffee und Kakao dann nicht erheblich billiger geworden? Die Antwort ist „einfach“: Nur ein Bruchteil des Preises geht an die Erzeuger, die der Preissturz hart trifft, während einige wenige Großkonzerne den Markt beherrschen und weiterhin satte Gewinne einstreichen.

Fairer Handel
Nicht-Regierungs-Organisationen und andere internationale Partner helfen einheimischen Produzenten, natürliche Habitate zu erhalten, ohne das bescheidene Einkommen weiter zu reduzieren, und sie versuchen Regierungen zu überzeugen, dass das Ausweisen von Schutzgebieten langfristig dazu beiträgt, ein gewisses Maß an Wohlstand zu erhalten. Solche Kooperationen tragen dazu bei, den Markt für traditionell angebauten Kaffee/Kakao zu öffnen und damit für den Schutz der Menschen und der Umwelt zu sorgen.

Beispiele, die Mut machen, gibt es bereits; langfristig müssen sich aber Landverbrauch, Geschäftspraktiken und Verbraucherverhalten ändern.

Es liegt also auch an Ihnen, diese Änderung mit herbeizuführen: Halten Sie in Ihrem Supermarkt Ausschau nach fair gehandelten Produkten, geben Sie „Fundstellen“ an Freunde und Bekannte weiter und bitten Sie Ihr Lieblingscafé, Ihre Mensa, Ihre Kantine fair gehandelten Kaffee anzubieten.
So können Sie den traditionell wirtschaftenden Bauern das Rückgrat stärken und sie motivieren, in die Zukunft zu investieren.

Schokolade und Kaffee aus fairem Einkauf