Neophyten – pflanzliche Einwanderer  

Neophyten nennt man pflanzliche Einwanderer, die seit 1492 aus anderen Kontinenten zu uns gekommen sind. Wieso gerade zu diesem Zeitpunkt? Seit Kolumbus war es möglich, die natürlichen Grenzen zu überwinden und die Menschen machten sich auf den Weg, andere Länder zu entdecken. Auf diesen Reisen nahmen sie Pflanzen und Tiere mit, um ihre eigene Nahrung zu sichern, umgekehrt wurden auch Pflanzen (und Tiere) mit nach Hause gebracht. So wurde dieser Zeitpunkt als Beginn der Mobilität festgelegt.

Invasive Neophyten – was versteht man eigentlich darunter?

Über die Jahrhunderte hinweg wechselten viele Pflanzen die Kontinente. Einige haben nicht lange überlebt, da die Umweltbedingungen für sie nicht passend gewesen sind. Andere fassten Fuß, verbreiteten sich und sind mittlerweile für uns „heimisch“ wie z.B. der Goldregen, die Robinie oder der Sommerflieder.

Die Pflanzen, die sich hier verbreitet haben und unsere heimischen Pflanzen in der Verbreitung einschränken oder auch verdrängen, nennt man invasive Neophyten. Die ein oder andere ist sicher bekannt, wie z. B.

  • Indisches (Drüsige) Springkraut,
  • Japanischer Staudenknöterich,
  • Riesenbärenklau“ (Herkulesstaude),
  • Kanadische Goldrute,
  • amerikanische (spätblühende) Traubenkirsche,
  • Götterbaum.

Die Auswahl lässt sich noch um ein Vielfaches erweitern.
In einem stabilen und ausgeglichenen Ökosystem haben die Neophyten meist wenige Chancen. Sie erobern aber sogenannte gestörte Flächen, wie z. B. Schuttflächen, Brachen, Eisenbahntrassen, Straßenränder und Uferflächen – Nischen finden sich immer!

Die Taktik der invasiven Neophyten

Die invasiven Neophyten sind oft größer und haben bessere Verbreitungsmethoden und Taktiken als unsere heimischen Pflanzen und sind ihnen deswegen überlegen: sie blühen früher, haben eine höhere Samenrate und oftmals raffinierte Techniken der Verbreitung. Hier wäre z. B. das Springkraut zu erwähnen, welches seine Samen über einige Meter weit schleudern kann. Und gerade in der Nähe von Flussläufen ist das fatal: das Wasser trägt sie weiter und schwemmt sie an anderer Stelle wieder an. Andere Neophyten wie der japanische Staudenknöterich haben festes und tief verzweigtes Wurzelwerk, was es fast unmöglich macht, sie vollständig aus dem Boden zu entfernen. Nur mit schwerem Gerät kann man ihnen eventuell beikommen – das Erdreich muss jedoch auf Deponien über mehrere Meter sicher abgedeckt werden, damit die Wurzelreste nicht wieder auskeimen und sich neu verbreiten können.
Oftmals sind sie auch resistenter gegen Krankheiten oder Vernichtungsmittel.

Der Mensch als Verbreiter?

Natürlich verbreiten sich Neophyten wie alle Pflanzen auch über Tiere (im Gefieder, im Pelz, im Darm). Aber auch der Mensch tut seines dazu, um zur Verbreitung beizutragen. Oftmals sicher aus Unwissenheit, weil einem die Pflanze aus dem Blumenhandel gar so gut gefällt (im Blumenhandel fehlt es in der Regel leider an Information und Aufklärung und somit sind Risiken auch nicht bekannt). Teilweise werden Pflanzen sogar bei Fernreisen direkt aus anderen Ländern importiert.

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Indisches Springkraut

Das indische Springkraut ist ein Neophyt, der aus Indien eingeschleppt wurde. Es erreicht eine Höhe von 200 cm und verdrängt dadurch alle heimischen Pflanzen – auch das heimische Springkraut, das nur ca. 40 cm hoch wird und mit unscheinbaren gelben Blüten blüht.

indisches Springkraut Blüte und Blätter

Welche Auswirkungen hat das für Leverkusen?

Auch in Leverkusen kann man „die Invasion“ des indischen Springkrauts inzwischen überall an den Bachufern und in den Talauen erkennen: Es leuchtet im Sommer weithin erkennbar mit seinen durchaus schönen, großen, meist lilafarbenen Blüten.

Die Ufer von Dhünn, Wupper und Leimbach sind schon „vollständig verseucht“ und die heimische Flora wie Sumpfvergissmeinnicht, Baldrian, Herbstzeitlose, Brunnenkresse, Knabenkraut (Orchidee) und Sumpfcalla mit den dazugehörigen Lebewesen gehören dort der Vergangenheit an.

Die einzigen größeren Bäche Leverkusens, die von dieser „Pest“ noch frei gehalten werden konnten, sind der Ölbach und Teile des Wiembachs. Dort werden die Pflanzen mit viel Zeiteinsatz von der NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln ausgerissen und entsorgt. Ein schönes Beispiel dafür, dass man dieser Invasion nicht ganz hilflos gegenübersteht.

Unsere Bitte daher an alle LeverkusenerInnen: Wer diese Pflanzen im Garten hat, bitte sofort entfernen, damit diese sich nicht aussamen und weiter verbreiten können. Und – wer ein wenig Zeit erübrigen kann – wird gebeten diese Pflanzen auch an den Ufern der Bäche zu entfernen. Denn wenn die Samen ins Wasser gelangen, werden sie weitertransportiert und „infizieren“ weitere Uferbereiche.

Jede Blüte, die nicht aussamen kann, hilft der heimischen Natur! Die ausgerupften Pflanzen sind am besten im Mülleimer zu entsorgen, damit weder die Samen keimen können noch die Pflanze sich neu bewurzeln kann. Falls man aber keine Mülltonne oder –tüte zur Verfügung hat, die Pflanzen einfach über Äste aufhängen – so können sie keine neuen Wurzeln und Samen bilden.

Springkraut ist besonders effektiv zu bekämpfen, da es sich um einen einjährigen Flachwurzler handelt, bei dem auch 2 m große Pflanzen ohne Probleme mit Wurzeln ausgerissen werden können. Die Samenbildung wird so verhindert und die Verbreitung eingedämmt. Auch die Mahd während der Blüte – am besten vor der Samenbildung – ist sehr wirkungsvoll.

Und der Mensch als Schützer?

Was können „wir“ ganz konkret tun? Wer invasive Neophyten im Garten hat, würde einen guten Beitrag zum Naturschutz leisten, diese schon vor der Samenbildung zu entfernen, damit sie sich nicht noch weiter verbreiten können. Schon beim Kauf und der Gestaltung des Gartens sollten wir uns informieren, welche Pflanzen unsere heimischen Insekten positiv unterstützen. Ein Anruf oder eine Mail an einen Naturschutzverband  können hier weiter helfen.

Und – wer ein wenig Zeit erübrigen kann – wird gebeten diese Pflanzen auch an den Ufern der Bäche zu entfernen. Denn wenn die Samen ins Wasser gelangen, werden sie weitertransportiert und „infizieren“ weitere Uferbereiche. Jede Neophyten-Blüte, die nicht aussamen kann, hilft der heimischen Natur! Die ausgerupften Pflanzen sind am besten im Mülleimer zu entsorgen, damit weder die Samen keimen können noch die Pflanze sich neu bewurzeln kann.

Mithelfen…

Der interessierte Naturschützer kann sich auch zu Pflegeaktionen bei die NABU-Station Leverkusen – Köln auf dem NaturGut Ophoven melden, um Termine zu erfragen. Neben einem schönen Gemeinschaftserlebnis und Bewegung an der frischen Luft hat man dann obendrein etwas Sinnvolles für die Natur getan.

Was im Kampf gegen die ‚grünen Gegner’ an ehrenamtlicher Arbeit und Engagement geleistet werden kann, ist nicht hoch genug zu bewerten und verdient allen Respekt. Neophyteneinsätze sind in der Regel eine sehr langwierige und aufreibende Sache, da die Samen mehrere Jahre keimfähig sind und jedes Jahr wieder Nachkontrollen durchgeführt werden müssen – aber es lohnt sich! (s. Ölbach-Tal in Leverkusen Bergisch-Neukirchen)

Gesundheitliche und ökonomische Auswirkungen

Neben der Tatsache, dass invasive Neophyten oftmals unsere heimischen Pflanzen verdrängen und somit die heimische biologische Vielfalt vermindern, verursachen sie aber auch noch andere Probleme. So z.B.  Gesundheitsgefahren:

  • Mit am bekanntesten ist die Beifuß-Ambrosie, die viele und stark allergisch wirkende Pollen bildet und somit Heuschnupfen und Asthma verstärkt und durch frühere und längere Blütezeiten die Qual für die Allergiker noch verlängert.
  • Mindestens ebenso bekannt ist der Riesen-Bärenklau, der bei Berührung einen Stoff absondert, der im Zusammenhang mit Sonnenlicht zu schmerzhaften und schlimmen Verbrennungen 2. Grades führt.

Ökonomischen Folgen sind z. B. massive Mehrausgaben für die Behandlung der gesundheitsschädlichen Folgen. Dazu kommen Neophyten- Bekämpfungs- und Entsorgungskosten.