Der Feldahorn ist der „Zwerg“ unter den Verwandten, aber dafür sehr anpassungsfähig. Ob im Feld als Teil einer Hecke oder vielleicht doch besser im Garten zum Sichtschutz?

„Der Kleinste ganz groß“ – so lautet die Überschrift der Pressemitteilung, die die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald zur Wahl des Feldahorns als Baum des Jahres 2015 herausgegeben hat. Mit einer Höhe von 10 bis 15 Metern bleibt er hinter seinen einheimischen Verwandten, dem Bergahorn (30-40 m) und dem Spitzahorn (20-30 m) tatsächlich weit zurück.

Schauen wir uns den „Zwerg“ einmal genauer an, der es in einer Zeit, in der Spitzenwerte so erstrebenswert zu sein scheinen, geschafft hat, zumindest für ein Jahr im Mittelpunkt des Interesses zu stehen: Sein wissenschaftlicher Name Acer  campestre weist auf die für alle Ahorne typischen drei- bis fünflappigen spitz zulaufenden Blätter (lat. acer = spitz) und sein gehäuftes Vorkommen in der offenen Landschaft (lat. campus = Feld)  hin.

Anzutreffen ist er in den gemäßigten Klimazonen Nordamerikas, Europas und Ostasiens.

 

Der Feldahorn

Am wohlsten fühlt sich der wärmeliebende Baum in ebenen Lagen und im Hügelland, Gebirge besiedelt er äußerst selten. Da ihm schnellwüchsige Baumarten im Wald kaum eine Chance zum Überleben lassen, trifft man ihn meist an Wald- und Wegrändern sowie in Hecken und Parks an.

Auffallend ist, dass der Feldahorn oft mehrstämmig oder strauchartig wächst. Seine Rinde ist hellgrau bis braungelblich, die jungen Zweige haben manchmal dicke Korkleisten.

Die grünlichen Knospen, aus denen sich die ahorntypischen langgestielten Blätter mit behaarten Rändern entwickeln, sind relativ klein. Wenn Ende April, Anfang Mai die hellgrünen Blüten erscheinen, kann man an sonnigen Frühlingstagen Hummeln, Bienen und Fliegen rund um die Krone hören und sehen, die die aufrecht stehenden rispenartigen Blütenstände bestäuben. Übrigens können an einem Baum Blüten beider Geschlechter vorkommen.

Die Früchte, die sich bald intensiv rot färben, eignen sich gut als Zwicker für jede Kindernase. Mit ihren Flügeln, an deren Spitzen die Samen sitzen, fliegen sie – vom Wind getrieben – propellerartig  zu Boden und können bis zu 50 m weit verbreitet werden.

Beim Baum des Jahres 2015 stehen sich die Flügel waagerecht gegenüber, während sie bei Berg- und Spitzahorn einen Winkel bilden.

Eine Besonderheit ist sein extrem hartes Holz, das nach dem Hobeln seidig glänzt und diesen Glanz jahrzehntelang behält. Kunsttischler und Drechsler wissen diese Eigenschaft noch heute zu schätzen.

Verloren gegangen ist jedoch die Nutzung des Feldahorns als Nahrungsbaum, nur sein volkstümlicher Name „Maßholder“ erinnert noch daran. „Maß“ leitet sich vom altsächsischen „mat“ für Speise ab und ist auch in Mettwurst, Mastdarm oder dem appetitanregenden Maßliebchen zu finden. Bis zum 16. Jahrhundert stampfte man die jungen Blätter und vergor sie wie Sauerkraut, heute sind sie auf der Weide Leckerbissen für die Kühe.

Eigentlich müssten alle Verantwortlichen in Politik und Landwirtschaft längst wissen, welche Bedeutung Hecken für die Artenvielfalt und Biotopvernetzung haben, aber weiterhin prägen ausgeräumte Landschaften und öde Monokulturen das Bild. Mit der Wahl des anspruchslosen kleinen Baumes, der ein reiches Nahrungsangebot für Hummeln, Bienen, Schmetterlinge und Vögel bereithält, besteht zumindest die Hoffnung, dass sich etwas ändert.

Auch im Zuge des Klimawandels und der immer noch steigenden Umweltbelastung könnte der kleine Tausendsassa wegen seiner Standort- und klimatischen Anpassungsfähigkeit als Straßenbaum an Bedeutung gewinnen. Gartenbesitzer könnten jetzt ihre toten Thuja- und Kirschlorbeerhecken durch lebendige Feldahornhecken ersetzen.

Der Baum nimmt Schnitte nicht übel und bietet bis tief in den November den gewünschten Sichtschutz.

Seine Herbstfärbung ist zwar nicht so spektakulär wie die seiner kanadischen Brüder, aber das sanfte Goldgelb harmoniert so gut mit den verschiedenen Rottönen der Beeren vieler einheimischer Sträucher, dass sich der Gartennachbar bestimmt über Sichtlücken freuen wird.