Zweifarbfledermäuse durchziehen das Rheinland
Im Dezember erhielt ich einen Anruf aus Köln. Ein Mitarbeiter der Kölner Messe hatte in einem Raum der Messe eine lethargische, aber noch lebende Fledermaus gefunden. Nachdem ich ihm Hinweise zur Erstversorgung des Tieres gegeben hatte, verabredeten wir uns für den kommenden Morgen an der Messe in Deutz zur Übergabe des Tieres. Alles lief so wie verabredet. Die vorsichtige Untersuchung des Tieres erwies, dass die Fledermaus keine Verletzungen hatte. Sie war fit und hatte ihr normales Gewicht. Ihr Fell wirkte wie mit Mehl bestäubt. Der Findling war eine Zweifarbfledermaus. Ich besorgte Futter (Mehlwürmer) und war dabei das Tier zu füttern, als das Telefon klingelte. Eine junge Frau aus Manfort teilte mir aufgeregt mit, an ihrer Gardine hinge eine Fledermaus: „Was kann ich tun“? Ich versorgte die erste Fledermaus und fuhr los, diesmal nach Manfort. Alles verlief gut und ich kehrte bald mit dem zweiten Findling zurück. Nun, es ist schon erstaunlich, auch diesmal war es eine Zweifarbfledermaus.
Bisher haben wir bei unseren Detektorbegehungen im Sommerhalbjahr keinen Nachweis für Zweifarbfledermäuse in Leverkusen gefunden. Ich erfuhr dann von anderen Fledermausschützern, dass die Tiere im Späterbst durch das Rheinland ziehen. Als ehemalige Felsspaltenbewohner suchen sie sich ersatzweise spaltenartige Verstecke an Gebäuden. Angenommen wird, dass sie in Richtung Aachen ziehen, aber Genaues ist nicht bekannt.
Damit sind für Leverkusen insgesamt 9 Fledermausarten nachgewiesen: neben Zwerg-, Rauhhaut-, Mücken-, Wasser-, Fransen- und Bartfledermaus, der Große Abendsegler und die Breitflügelfledermaus sowie die Zweifarbfledermaus als Durchzügler bzw. Wintergast.
Zweifarbfledermaus Vespertilio murinus – Linnaeus, 1758
Die Art gehört zu den mittelgroßen heimischen Fledermäusen, ist robust und wiegt 18 – 23 Gramm. Die Rückenhaare sind an der Basis schwarz mit silbernen Spitzen. Die Schnauze ist kurz und breit, die Flügel schmal und spitz, Letzteres befähigt die Tiere zu schnellem Flug. Die Weibchen tragen 4 Milchzitzen. Die Hauptvorkommen der Art sind in Ost- und Nordeuropa zu finden.
Ökologie
Quartiere: Die Zweifarbfledermaus ist eine typische Hausfledermaus. Die meisten Funde deuten auf Sommer- und Winterquartiere an Häusern. Wenige Nachweise gibt es für Felsspalten, sehr selten wurde die Art in hohlen Bäumen gefunden. Vespertilio murinus sucht Spalten, Dachüberstände, Hohlräume hinter Verkleidungen auf (BAAGØE 2001). Einige Ma-e wurden Tiere freihängend an Wänden von Dachböden gefunden.
Jagdbiotope und Nahrung: Untersuchungen in Dänemark zeigen, dass die Zweifarbfledermaus meist über freien Arealen jagt (landwirtschaftliche Flächen, neu angelegte Wälder, Seenlandschaften), selten an Waldrändern und Baumgruppen. Nahrungsflüge wurden in Südschweden häufig in Gewässernähe beobachtet, in Dänemark jagt Vespertilio murinus im Spätsommer und Herbst Insekten an Straßenlaternen. Zur Nahrung gehören Chironomidae, Trichoptera, Neuroptera, Aphidoidea, Lepidoptera, Homoptera.
Balzbiotope: Balzflug und Reviergesang sind für Dänemark vom späten September bis Ende Dezember bekannt, mit einem Aktivitätsmaximum im Oktober/November. Der Gesang ist mit Detektor und mit unbewaffnetem Ohr meist in der Nähe von senkrechten Wänden höherer Gebäude (4-30 Stockwerke) zu hören, auch über niedrigen Häusern in Villenvierteln, meist zu Beginn der Balzperiode. Spaltenreiche Felswände sind ursprüngliche Balzbiotope und Winterquartiere. Während der Balzperiode kommt es in Dänemark zu zahlreichen Funden aktiver und halblethargischer Tiere in Räumen größerer Gebäude oder frei an Wänden hängend.
Fortpflanzung und Jungenentwicklung: Die Paarung findet von September bis Dezember statt. Die Geburt der Jungtiere (meist 2) erfolgt Ende Mai bis Mitte Juni. Das Geburtsgewicht der Jungtiere beträgt 2-2,5 Gramm. In der 4. – 5. Woche werden sie flügge. Im Juli/August lösen sich die Wochenstuben auf.
Jagdverhalten: 30-40 Minuten nach Sonnenuntergang fliegen die Tiere zur Jagd aus und kehren vor der Morgendämmerung zurück. Besenderte Tiere jagten in 4,4 Kilometer Entfernung von den Quartieren. Balzrufe sind in völliger Dunkelheit zu hören.
Flugweise: Gerader Flug in weiten Bögen, 5-40 Meter über dem Boden, mit Haken und Wenden, hohe Fluggeschwindigkeit.
Echoortung: 20-50 kHz, Energiemaximum bei 25 kHz, lange Pulsreihen in regelmäßigen Raten.