So mancher Hobbyornithologe hat wohl schon vergeblich den Himmel nach einem deutlich zu hörenden Bussard abgesucht, bis er schließlich auf einem Baum den Vogel entdeckt, der die Rufe täuschend echt von sich gibt. Schmunzelnd oder verärgert – je nach Temperament – erkennt er sofort den brillanten Nachahmer den Star.

Im Prachtkleid schillert das kupferfarbene Bauchgefieder des Männchens je nach Lichteinfall eindrucksvoll bunt. Ganz im Gegenteil trägt er dann im Schlichtkleid ein weiß gepunktetes Perlmuster. Beim Weibchen glänzt das Gefieder nicht so stark, dafür sind die Bauchfedern großflächiger weiß getupft.

Star singt auf Zweig

Der Star

Nicht nur die perfekten Imitationen von Vogelstimmen, sondern auch die von Umweltgeräuschen gehören zu seinem Repertoire: In England musste ein Fußballspiel abgebrochen werden, weil sein gekonnt nachgeahmter Schiedsrichterpfiff die Spieler zunehmend verwirrte. Aus der Musikgeschichte wissen wir, dass W. A. Mozart seinen im Käfig gehaltenen Star besonders liebte, weil der das Rondo aus seinem G-Dur Klavierkonzert fast fehlerfrei nachpfeifen konnte.

Die variantenreichen, individuellen Gesangsstrophen sind keine „Starallüren“, sondern zielen darauf ab, ein Weibchen zu beeindrucken. Es entscheidet nämlich, wer der geeignete Vater für den Nachwuchs ist, und so bietet der Starenmann seinen kunstvollen Gesang natürlich vor einer Bruthöhle dar, spreizt dabei seine Flügel ab und rückt so seinen metallen glänzenden grün-blauen Bauch ins rechte Licht.
Das Weibchen polstert dann die schon mit grobem Wurzelwerk und Stroh vorbereitete Höhle mit Federn und Pflanzenteilen weich aus und übernimmt alleine das Brutgeschäft. Das Männchen beteiligt sich nur an der Fütterung der 4-6 Küken. Oft hält der „Starmatz“ noch bis zu vier weitere Höhlen in petto – man kann ja nie wissen!

Bietet die Umgebung des Brutplatzes genügend Nahrung, kann man häufig ganze Starenkolonien beobachten. Ursprünglich bevorzugte der nicht ganz amselgroße Vogel natürliche Baumhöhlen, als Kulturvogel nimmt er heute auch Mauerritzen, Spalten und Nistkästen an. Entscheidend für das Überleben der Nestlinge ist aber das Nahrungsangebot: Sie brauchen proteinreiches Futter, das ihnen die Eltern in Form von Regenwürmern, Schnecken, Heuschrecken und anderen Insekten anbieten. Der Speiseplan der erwachsenen Vögel ist etwas abwechslungsreicher: Beeren, Trauben und andere Früchte sind neben Samen in der entsprechenden Jahreszeit beliebt, sehr zum Missfallen der Obst- und Weinbauern. Da kann der beliebte Frühlingsbote vor allem in Südeuropa ganz schnell zum „Teufelsvogel“ werden.

Sein Schwarmverhalten ist ein echter Hingucker. Wer einmal an einem Herbstabend gesehen hat, wie aus Hunderten von Staren schnell Tausende werden, die nach einer geheimnisvollen Choreographie in gewaltigen Wolken umherwirbeln, sich vereinen und wieder trennen, um sich schließlich wie auf Kommando auf Leitungen, Dächern oder Bäumen zum Schlafen niederzulassen, der vergisst dieses Schauspiel nicht so schnell.

Warum wurde ein so früher allgegenwärtiger Vertreter der heimischen Vogelwelt zum Vogel des Jahres 2018 gewählt? LBV und NABU wiesen darauf hin, dass allein in Deutschland der Bestand in den letzten 20 Jahren um 2 Millionen Brutpaare abgenommen hat. Laut „Atlas der Brutvögel Nordrhein-Westfalens“ beträgt der Rückgang sogar 80%, so dass man den Star in die Vorwarnstufe der „Roten Liste“ aufnehmen musste. Und auch in Leverkusen muss man manchmal lange nach dem früheren „Allerweltsvogel“ suchen.

Entscheidend für diese Abnahme ist weniger ein Mangel an potenziellen Brutplätzen, sondern eher der Verlust an Nestlingsnahrung. Die Ursachen sind für jeden, der seine Umgebung aufmerksam wahrnimmt, erkennbar: Grünland wird immer intensiver bewirtschaftet oder entwässert, Milchvieh immer öfter ganzjährig im Stall gehalten, wo die Stare nicht mehr die Rücken der Tiere nach Insekten absuchen können, Gülle und Kunstdünger werden an Stelle von Stallmist ausgebracht und die noch vorhandenen Kuhfladen werden aufgrund von Medikamentenbeigaben immer steriler.

Trotz oder gerade wegen dieser alarmierenden Entwicklung kann das Anbringen von Nistkästen in Naturgärten durchaus hilfreich sein. Schaut man sich aber in Leverkusen um, bestehen ernste Befürchtungen, dass sich der unheilvolle Trend, die Vorgärten mit Schotter und Steinen scheinbar pflegeleicht zu gestalten, auch auf die Gärten erweitert.

Halten Sie dagegen, decken Sie dem „schillernden Schwätzer“ und der übrigen Vogelschar den Tisch, indem Sie beispielsweise heimische, beerentragende Hecken pflanzen und vor allem: verzichten Sie auf Pestizide!