Der stachelige Geselle gehört zu den Säugetieren! – und er kann trotz seiner Stacheln seine Jungen „unfallfrei“ säugen! Denn die Stacheln sind auf dem Rücken und der Seite des Igels, am Bauch hat er ein weiches Fell.

Auch die Paarung der Igel ist „unfallfrei“ möglich – ganz normal von hinten! Ende April suchen die Männchen nach einem paarungsbereiten Weibchen. Hat es eines gefunden, umkreist er es mit großer Ausdauer teilweise über Stunden hinweg. Das Weibchen gibt sich anfangs unwillig, und wendet ihm mit Schnaufen und Fauchen immer nur die Körperseite zu. Dieses Verhalten des Paares wird auch „Igelkarussel“ genannt.

 

Faszinierende Stacheltiere

Wenn das Männchen doch genug Eindruck beim Weibchen erzeugen konnte, bekommt das Weibchen 1mal im Jahr ab Juni/August Nachwuchs. Die Jungen haben zwar auch schon Stacheln, aber diese sind noch weich und in der Haut eingebettet. 1 Tag vor der Geburt wird ein großes, mit trockenem Gras, altem Laub und Moos sorgfältig ausgepolstertes Nest gebaut.
Die meist 4-5 Neugeborenen sind zunächst blind und hilflos und öffnen erst nach ca. 12 Tagen die Augen. Nach 3,5 Wochen verlassen die Jungen schon das Nest, um selber Nahrung zu suchen, nach 6-8 Wochen werden sie entwöhnt. Als Kinderstube werden regengeschützte Unterstände benötigt wie Reisighaufen im Garten, Holzstöße oder Hohlräume.

Igel sind meist abends und nachts aktiv. Meistens erkennt man ihe Anwesenheit nur an seinen lauten Schnauf- und Niesgeräuschen.
Beim Fressen kommen dann zusätzlich noch laute Schmatzgeräusche hinzu. Er sucht nach Insekten (z.B. Ohrwürmer und Käfer), Würmern aber auch Frösche, junge Mäuse und selbst Aas wird nicht verschmäht. Nur in geringem Maße nimmet er Wurzeln und Früchte zu sich. Er hat zur Nahrungssuche einen hervorragenden Geruchssinn, ein gutes Gehör und ein kräftig entwickeltes Gebiss. Dabei legt er in einer Nacht durchaus mal 2-3 km zurück.

Ausgewachsene Igel haben eine Körperlänge von bis zu 30cm und ein Gewicht von immerhin 1500gr (bei 2jährigen Tieren kurz vor dem Winterschlaf). Sie haben in freier Natur eine Lebenserwartung von circa 3 – 7 Jahren.

Die Stacheln sind umgewandelte Haare, die ca. 12-18 Monate ihren Dienst leisten – danach wachsen sie neu. Unser deutscher Braunbrustigel hat je nach Alter ca 3000 – 7500 Stacheln. Jeder Stachel ist mit einem Aufrichtmuskel ausgestattet. Im Fall der Bedrohung stellt der Igel zum einen die Stacheln auf und zum anderen rollt er sich fest zur Kugel zusammen, so dass Bauch, Gesicht und Gliedmaßen geschützt sind. Die Stacheln sind an der Wurzel weiß, werden dann zusehends nach oben hin brauner und enden dann in einer weißen Spitze.
Den Schwanz der Igel sieht man selten, er ist nur 2cm lang. Guten Halt auf rutschigen Boden garantieren die 5 scharfen Krallen der Füße.

Der deutsche Braunbrustigel bevorzugt eher trockene Lebensräume wie lichte Waldränder oder reich gegliederte Feldfluren und Kulturlandschaften wie z.B. Gärten mit Gebüschen, Hecken, Bodendeckern, Staudendickicht sowie Totholzbeständen.

Der Braunbrustigel hält ab Oktober/November bis zum April Winterschlaf in einem kugelförmigen Nest in Reisig- oder Laubhaufen im Garten. Die Stoffwechselvorgänge sind dann stark vermindert: die Körpertemperatur und der Herzrhythmus sowie die Atemfrequenz sinken. Den Winterschlaf können die Tiere nur überleben, wenn sie mit mindestens 500g Körpergewicht in diese Phase eintreten. Bei 15 Grad Außentemperatur im Frühjahr wird der Winterschlaf wieder beendet.

Igel in Gefahr

Nachts soll der Mähroboter schlafen!
Tellersense & Fadenmäher nicht unter Gebüschen verwenden!

Das Insektensterben, Wegfall vielfältiger Lebensräume, das Waldsterben, Klimawandel – diese Begriffe sind inzwischen einem Großteil der Bevölkerung bekannt. Sensibilisiert durch vielfache Berichterstattung oder aufgeschreckt durch das oft sichtbare Fichtensterben allerorten, versuchen viele Menschen in ihrem Umkreis ihren Teil zu tun und damit die Natur zu unterstützen.

Eine Gefahr, die vielen sicher nicht direkt im Bewusstsein ist, sind die oft tödlichen Gartenhelfer wie Mähroboter, Rasentrimmer, Freischneider & Co.
Vor allem Igel sind Opfer dieser Gerätschaften. Durch die Verknappung ihres Lebensraumes suchen viele Igel in Gärten Schutz und Futter. Die meisten Hausbesitzer wissen oft nicht einmal, dass sie die stacheligen Gäste im Garten haben.

Rasenmähroboter gibt es seit Mitte der 1990er Jahre. Inzwischen gibt es eine schiere Flut unterschiedlichster Geräte und der Besitz eines solchen Gerätes ist groß in Mode gekommen und für sicher nicht wenige Leute ein Statussymbol. Schließlich muss der englische Rasen dem kritischen Blick des Gartennachbarn standhalten… Jedem kleinsten „Unkraut“ (besser Wildkraut) wird durch die tief liegenden Messer der Garaus gemacht, so dass man vergeblich nach Bienen, Schmetterlingen & Co. Ausschau hält.
Mähroboter sind leise, oh ja, es wird sogar mit einer geringen Dezibelzahl geworben. Denn schließlich möchte man nicht als Ruhestörer in der Nachbarschaft gelten. Und um das Ganze noch bequemer zu haben und tagsüber nicht von dem arbeitssamen Gesellen gestört zu werden, lässt man sie gerne in der Nacht für sich arbeiten.
Und gerade die geringe Lautstärke und das Mähen ab der Dämmerung bis in den Morgen hinein bedeutet für viele Igel das Todesurteil oder schlimmste Verletzungen. Da Igel selbst bei grausamsten Schmerzen keinen Laut von sich geben, sterben sie oft quälend langsam in einem Winkel des Gartens.

Igel sehen sehr schlecht. Bei der Nahrungs- oder Partnersuche verlassen sie sich auf ihren Geruchs- und Hörsinn. Nur, wie kann man etwas hören, was so gut wie nicht zu hören ist… Nähert sich der Mähroboter dem Tier, ist es oft schon zu spät. Igel flüchten nicht, sie kugeln sich zusammen und warten ab. Gegenüber ihren „normalen“ Feinden ist das sicher eine gute Strategie, bei den Mährobotern allerdings nicht! Unaufhaltsam werden erwachsenen Tieren Gliedmaßen und das Gesicht schwerst verletzt, während Igelkinder, kleinere Reptilien und andere Kleintiere regelrecht durch die scharfen Messer gehäckselt werden.

Schutzvorrichtungen am Rasenroboter, um nicht zwischen die Messer zu geraten, oder Abstandssensoren sind oft nicht in der notwendigen Qualität vorhanden. Der Mäher reagiert also nicht und überfährt gnadenlos die Tiere.
Auch wird in der Bedienungsanleitung wenig bis kaum auf die Gefahr für die Tier-, insbesondere die Igelwelt, hingewiesen. Hersteller sowie Garten- und Baumärkte, die zu diesem Thema angeschrieben worden sind und um eine Stellungnahme gebeten wurden, reagierten entweder gar nicht oder sagten lapidar, dass ihnen keine solchen Vorkommnissen gemeldet wurden. Auch eine Art und Weise, sich aus der Verantwortung zu ziehen und der unbequemen Wahrheit nicht ins Gesicht zu sehen!
Der einzige Hinweis ist oft nur, dass vor allem Kinder (Kinderfüße und -hände) nicht in die Nähe der Messer kommen sollen und der Mähautomat nicht unbeaufsichtigt betrieben werden soll…

Die Gartensaison und die Igelsaison verlaufen mehr oder weniger parallel. Die ersten Insekten sind wieder unterwegs, die Schnecken arbeiten sich durch die Gärten, beides begehrte Nahrung für den stacheligen Vierbeiner. Aber nun fängt auch der Rasen an zu wachsen und schon kommt es im wahrsten Sinne des Wortes zur Kollision.

Wie können wir nun die Igel und die Natur schützen?

Es gibt einige Möglichkeiten, die der Verletzungsgefahr und dem schmerzvollen Sterben Einhalt gebieten können.
Es ist zu überlegen, ob überhaupt eine Anschaffung eines solchen Mähroboters notwendig ist.
Wenn es wirklich keine andere Möglichkeit gibt (z. B. fehlende Gesundheit, Alter, keine Hilfen), sollte man folgendes beachten:

*Mähroboter nie in der Dämmerung und nachts betreiben. Denn in dieser Zeit sind die Igel aktiv.

*Einen lauten Mähroboter kaufen, das heißt konkret, dass er eine Lautstärke von über 80 db haben sollte. So haben die schlecht sehenden Igel die Chance, ihn zu hören.

*Eine Apfelschürze anbringen. Sie ist einfach nachzumontieren und preiswert. Stichwort „Apfelschürze“ in die Suchmaschine eingeben und man kann sich über den lebenswichtigen Zusatz informieren. Nur ein Lochblech vorne am Gerät anzubringen, hilft in vielen Fällen leider nicht.

*Bevor mit dem Betrieb eines Mähroboters, Fadenmähers u. ä. begonnen wird, die Umgebung, besonders unter Büschen und Sträuchern, und unübersichtliche Ecken kontrollieren, ob dort ein Igel gerade den Tag verschläft.

*Der Mähroboter sollte in der Lage sein, sein Pensum am Tag zu erledigen. Konkret heißt das, dass er ein Drittel mehr der Fläche in dieser Zeit mähen könnte, als tatsächlich vorhanden ist.
Die Schnitthöhe nicht zu niedrig einstellen. So haben einige Insekten, Würmer und Larven die Möglichkeit, dem sicheren Tod zu entgehen.

*Im Garten einen igelfreundlichen Bereich anlegen, in den er sich gerne zurückzieht und somit in Sicherheit ist, weil dort nicht gemäht wird. Ein Ast-Laubhaufen ist ein guter Anfang. Als Tagesversteck oder Winterplatz eignen sich z. B. Holzstapel mit Lücken.
Ist das für jemanden keine Option, kann man auch ein Igelhaus mit Steinen oder aus Holz selber bauen oder auch im Handel erwerben. In diesem Bereich kann man auch Wildblumen pflanzen und es alles in allem etwas „unordentlicher“ gestalten. So kann selbst kleiner Raum zum Lebensraum werden!

*Auf Igelspuren im Garten achten, z. B. Kot. Anschauliche Bilder und Erklärungen findet man am besten bei der Eingabe der Frage „Wie sieht Igelkot aus“ in einer Suchmaschine.
Oder einen Igeltunnel bauen. Hier kann man anhand der hinterlassenen Pfotenabdrücke kontrollieren, ob hier ein Igel gelaufen ist. Eine gute Anleitung finden sie hier: https://www.igel-in-bayern.de/igeltunnel-bauen-igel-garten/
So kann man sich und seinen Kindern die Natur auch wieder näherbringen. Und was schon Kinder kennen und lieben lernen, das werden sie auch später schützen!

Helfen Sie mit, Leben zu retten!