Bauen im Außenbereich ist nicht akzeptabel !

Geplante Feuerwache „Auf den Heunen“

Die Stadt Leverkusen will eine neue Feuerwache bauen. Dies aber an der Solinger Straße in ein bestehendes Landschaftschutzgebiet. Vorschläge der Naturschutzverbände für Alternativflächen wurden von der Stadt bisher abgelehnt.

Die Leverkusener Naturschutzverbände NABU und BUND sehen selbstverständlich den Bedarf für eine Feuerwache. Der geplante Standort „Auf den Heunen“ kann jedoch aus vielen verschiedenen Gründen

* des Naturschutzes

* des Klimaschutzes

* und einer lebenswerten Stadt Leverkusen

nicht von den Naturschutzverbänden akzeptiert werden

Es gibt mindestens 6 alternative Flächen, welche sich für den Neubau der Feuerwache eigenen würden und viel weniger Schäden anrichten würden.

 

Pressetermin am 7.10.23 der Leverkusener Naturschutzverbände NABU und BUND Leverkusen

Die alte Feuerwache im Leverkusener Stadtteil Opladen liegt mitten im Siedlungsgebiet, ist alt, sanierungsbedürftig und für die heutigen Ansprüche zu klein. Das ist nun seit fast 20 Jahren allen bekannt.

Deshalb plant die Stadt Leverkusen schon lange einen Neubau. Seit einem Jahr wurde bekannt, dass die „Feuerwache Nord“ im Norden der Stadt Leverkusen an der Grenze zu Langenfeld-Reusrath an der Solinger Straße, Gemarkung „Auf dem Heunen“ erstellt werden soll.

Die Leverkusener Naturschutzverbände NABU und BUND sehen selbstverständlich den Bedarf für eine Feuerwache. Der geplante Standort „Auf den Heunen“ kann jedoch aus vielen verschiedenen Gründen:

* des Naturschutzes
* des Klimaschutzes
* und einer lebenswerten Stadt Leverkusen

nicht von den Naturschutzverbänden akzeptiert werden.

Hier einige der wichtigsten Gründe:

  • Dieses Gebiet ist aus Sicht des Naturschutzes wertvoll und daher nicht ohne Grund als Landschaftsschutzgebiet D.h. es ist ein nach § 26 des Bundesnaturschutzgesetzes „rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, in denen zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung des Naturhaushaltes ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft erforderlich ist“.
  • Weiterhin bildet es eine unabdingbare Pufferzone zu den angrenzenden besonders schützenswerten Gebieten welche als Natura 2000-Gebiet (Nr. DE-4808-301) als FFH-Gebiet Wupper (Flora- und Faune-Schutzgebiet) ausgewiesen sind. Wie wir alle aus leidvoller Erfahrung wissen, sind solche großen Pufferzonen wichtig, da sonst die Flora und Fauna besonders geschützter Gebiete in Mitleidenschaft gezogen würde.
  • Eines der großen Probleme in Leverkusen ist die immer stärker zunehmende Besiedlung. Daher mussten die Naturschützer spätestens seit 20 Jahren melden: Leverkusen ist voll! Wir dürfen u.a. aus Naturschutzgründen außerhalb der bestehenden Siedlungen nicht weiter bauen!
  • Wir erwarten, dass bei allen Bauvorhaben erst alle Möglichkeiten der Nachverdichtung ausgeschöpft werden, ehe in die freie Landschaft gebaut wird. Nur so kann die Zersiedelung der Landschaft verhindert werden. Leverkusen hat in dieser Richtung jahrelang die Vorsorge schleifen lassen. Die Fläche in Opladen „an der Fuchskuhl“ (am Burger-King) war bereits jahrelang für den Feuerwehrneubau vorgesehen worden. Dann wurde sie bebaut und steht nun nicht mehr zur Verfügung.
  • Wir wünschen uns, dass Leverkusen zeigt, dass wir als Stadt fortschrittlich sind. Dass wir nicht dem falschen Trend in NRW folgen, wo im mehrjährigen Mittel etwa 12 Hektar Freiraum pro Tag durch neue Wohn- und Gewerbegebiete, Straßenbau, Tagebau, Kies-Abbau und andere Abgrabungen unwiederbringlich verloren Um sich die Dimension bewusst zu machen: Dies sind ca. 18 Fußballfelder Fläche pro Tag!
  • Das Plangebiet liegt in der Frischluftschneise für den Stadtteil Rheindorf. Laut Klima-Analyse des Landes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) handelt es sich um eine auf lokaler und regionaler Ebene für die Kaltluftversorgung bedeutsame Fläche – ein sehr wichtiger Fakt in Bezug auf die künftig immer heißer werdenden Sommer.
  • Wertvolle Ackerfläche mit „Parabraunerde“ ginge verloren. Hier wäre das Schutzgut Boden in erheblichem Maß betroffen. Die Lenkung der Bodeninanspruchnahme auf weniger hochwertige Böden muss oberste Richtschnur bei Planungen sein!
  • Die Fläche für die geplante neue Feuerwache hat Hanglage, es müsste eine massive Anschüttung (bis zu ca. 7 m) erfolgen.
  • Der neu anzulegende Abwasserkanal müsste mittels eines Dükers unter der Autobahn A3 durchgeführt werden, oder die gesamte Strecke bis Rheindorf … – Kostenerhöhung !!
  • Bei Starkregen bestünde die Gefahr, dass das Wasser, welches vom Kanal nicht aufgenommen werden kann, talwärts in das Natura 2000-Gebiet und in das FFH-Gebiet Wupper fließt und evtl. das Hochwasser  der Wupper verstärkt. (Rückblick: Starkregenereignis Juli 2021 in Leverkusen-Opladen)
  • Durch die Bebauung werden bis zu 12.000 m2 versiegelt. Es besteht somit die Gefahr, dass sie dadurch nicht mehr zur Versickerung von Regenwasser dienen und so für die Erneuerung des Grundwassers vor Ort
  • Über die Fläche führen Wildwechsel. Bei Bebauung wird die Überquerung der Fläche für wildlebende Tiere eingeschränkt: Wildunfälle können sich auf der stark befahrenen Straße häufen.
  • Eine Untersuchung der technischen Universität München hat gezeigt, dass mindestens 40% einer Kommune Grünflächen sein muss, um im Sommer für kühlere Temperaturen zu sorgen – da sind wir in Leverkusen weit von entfernt, daher schmerzt jeder Meter, der wieder versiegelt wird.

Wider alle Vernunft wird jedoch versucht, einen längst gefassten Plan durchzupeitschen. Alle Einwände der Naturschutzverbände gegen diesen denkbar schlechtesten Standort für die notwendige neue Feuerwache sind den Entscheidungsträgern hinreichend bekannt. Es ist erstaunlich, wie sorglos unsere Stadt mit den Gütern umgeht, auf denen unsere Zukunft aufbauen muss.

Der Flächenfraß bleibt somit eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit – er zerstört Jahrhunderte alte Kulturräume, Landwirtschafts- und Naturflächen und wirkt sich negativ auf Klimawandel, Verkehrswende und unbedingt notwendige Artenvielfalt aus. Tiere und Pflanzen verlieren durch die Bebauung und durch die Landschaftszerschneidung dringend benötigten Raum, in dem sie ungestört leben und sich fortpflanzen können. Es fehlt ihnen nicht nur die Fläche selbst – als Nahrungsgrundlage unentbehrlich! –, sondern auch die Vernetzung der Lebensräume zum Austausch ihres Genpools.

Jede auch nur kleine neue Baufläche außerhalb der Besiedlung schadet und muss daher verhindert werden.

Wir brauchen Grün- und Freiflächen als klimaökologische Ausgleichsräume. Hitzebelastete Siedlungsräume wie Rheindorf sind auf solche Ausgleichsräume angewiesen, die den Luftaustausch und die Versorgung mit Kaltluft fördern (vgl. „Klimaanalyse NRW“ des LANUV).

Aufgrund der bisherigen Fehler in der Stadtplanung in Leverkusen sind nun innerhalb des Stadtgebietes Flächen für eine Feuerwache rar. Die Naturschutzverbände haben daher genau geprüft, welche Flächen aus ihrer Sicht für die neue Feuerwache – aus Sicht der o.g. Gründe – mit dem entsprechenden sinnvollen !!!!! Ausgleich – geeignet wären.
(Exkurs: Ein Ausgleich ist nur dann aus ökologischer Sicht sinnvoll, wenn an anderer geeigneter Stelle eine gleich große Fläche neu für die Natur zur Verfügung gestellt wird, die dann auch dauerhaft gepflegt wird. Eine Entsiegelung von vielen kleinen „Garagengroßen“ Flecken erhöht zwar die Versickerungsrate – aber mehr nicht – und ist daher als Ausgleich ungeeignet)

Wir sind der Ansicht, dass es mindestens 6 Alternativflächen gibt. Diese sind sicher aus der ein oder anderen Sicht ebenfalls problematisch, aber aus unserer Sicht deutlich besser geeignet als „Auf dem Heunen“. Wir können uns gut vorstellen, dass bei zielgerichteter wohlwollender Prüfung sicherlich der ein oder andere Standort als sehr gut geeignet erweisen wird.

  1. Die Berufsschule in Opladen, an der Stauffenbergstraße soll demnächst verlagert werden und auch die daneben liegende alte Bananenreiferei Pott harrt einer neuen Nutzung. Der Standort liegt zentral und wäre daher gut geeignet.
  2. Raoul Wallenberg Straße: Diese Fläche liegt direkt am Industriegebiet und an einem Wohngebiet. Der Wupperdamm hat hier auch beim Hochwasser 2021 gehalten, so dass bei einer entsprechenden hochwassersicheren Bauweise (Pfahlbauten können die Menschen schon seit langem – z.B. die Pfahlbauten im Bodensee) hier sehr gut eine Feuerwache entstehen kann. Diese kann 2-stöckig werden, so dass die Fahrzeuge ebenerdig auf die Raoul Wallenberg Straße auffahren können.
  3. + 4. Die Flächen liegen an der Düsseldorfer Straße knapp hinter der Stadtgrenze auf dem Gebiet der Gemeinde Langenfeld. Wir denken, dass sie auch für die Feuerwache geeignet wären, da ja gebietsübergreifende Industriegebiete (geplant an der Solinger Straße) und gebietsübergreifende Windparks (Leverkusen, Monheim, Langenfeld) möglich sind. Daher dürfte es ja wohl auch möglich sein, 50m hinter der Leverkusener Stadtgrenze eine Feuerwache zu errichten.
  4.  s.o.
  5. An der Solinger Straße in der Nähe der Eisenbahn.
  6. Ecke B8, Karl-Ulitzka Straße: Die Fläche des ehemaligen Supermarktes liegt sehr verkehrsgünstig und ist groß genug.

Leserbrief v. 31.10.23 / von Ingrid Mayer (für BUND und NABU Leverkusen)

Stellungnahme zum Artikel im KSTA „Verwaltung hat es eilig bei neuer Feuerwache“

Eine wirkliche Überraschung war die Lektüre der Zeitung heute Morgen nicht – man hatte es längst geahnt, dass hier wider alle Vernunft ein längst gefasster Plan durchgepeitscht werden würde. Alle Einwände der Naturschutzverbände gegen diesen denkbar schlechtesten Standort für die notwendige neue Feuerwache sind den Entscheidungsträgern hinreichend bekannt. Es soll dem Leser, der Leserin hier trotzdem noch einmal vor Augen geführt werden, wie sorglos unsere Stadt mit den Gütern umgeht, auf denen unsere Zukunft aufbauen muss:

Im mehrjährigen Mittel gehen in NRW Tag für Tag noch immer etwa 12 Hektar Freiraum durch neue Wohn- und Gewerbegebiete, Straßenbau, Tagebau, Kies-Abbau und andere Abgrabungen unwiederbringlich verloren. Um sich die Dimension bewusst zu machen: Dies sind ca. 18 Fußballfelder Fläche pro Tag! Der Flächenfraß bleibt somit eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit – er zerstört Jahrhunderte alte Kulturräume, Landwirtschafts- und Naturflächen und wirkt sich negativ auf Klimawandel, Verkehrswende und unbedingt notwendige Artenvielfalt aus. Tiere und Pflanzen verlieren durch die Bebauung und durch die Landschaftszerschneidung dringend benötigten Raum, in dem sie ungestört leben und sich fortpflanzen können. Es fehlt ihnen nicht nur die Fläche selbst – als Nahrungsgrundlage unentbehrlich! –, sondern auch die Vernetzung der Lebensräume zum Austausch ihres Genpools.

Der Bereich des Plangebiets liegt nicht ohne Grund im Landschaftsschutzgebiet = nach § 26 des Bundesnaturschutzgesetzes „rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, in denen zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung des Naturhaushaltes ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft erforderlich ist“. Wie kann man sich darüber einfach hinwegsetzen?

Auch Böden und ihre Funktionen prägen die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts entscheidend. Durch den Verlust von Ackerfläche – Stichwort „Parabraunerde“ – wäre hier auch das Schutzgut Boden in erheblichem Maß betroffen. Die Lenkung der Bodeninanspruchnahme auf weniger hochwertige Böden muss oberste Richtschnur bei Planungen sein!

Frischluftschneisen“ und „Kaltluftleitbahnen“ sind keine leeren Worthülsen: Wenn wir in den vorhergesagten heißen Sommern noch frei atmen wollen, brauchen wir Grün- und Freiflächen als klimaökologische Ausgleichsräume. Hitzebelastete Siedlungsräume wie Rheindorf sind auf solche Ausgleichsräume angewiesen, die den Luftaustausch und die Versorgung mit Kaltluft fördern (vgl. „Klimaanalyse NRW“ des LANUV).

Das Plangebiet grenzt an das Natura 2000-Gebiet (Nr. DE-4808-301) und das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Wupper, so dass Flora und Fauna der angrenzenden Gebiete eine wertvolle Pufferzone verlieren würden.

Dazu kommen umweltrelevante Überlegungen: Fast 12.000 m2 Fläche würden zur Versickerung von Regenwasser und so für die Erneuerung des Grundwassers fehlen. Das anfallende Regenwasser müsste gefiltert werden. Bei Starkregen würde eine zusätzliche Stoßbelastung der Wupper erfolgen. Eine bis zu 7 m hohe Böschung würde notwendig, um die Schräglage des Hanges auszugleichen.

Was die Verfechter dieses Plans an den möglichen Alternativstandorten auszusetzen haben, bleibt ihr Geheimnis …