Erstversorgung von gefundenen Siebenschläfern

Es werden immer wieder kleine Siebenschläfer gefunden! Diese Aufzucht dieser „Findlinge“ ist sehr ambitioniert und sollte von Experten vorgenommen werden! Diese  wissen, worauf sie achten müssen und sind auch dementsprechend ausgerüstet mit Medikamenten, Wärmelampe usw. Außerdem: die Aufzucht von jungen Siebenschläfern ist ein „Fulltimejob“ !

Wenn Sie jedoch einen kleinen Siebenschläfer gefunden haben, haben wir Ihnen in den folgenden Kapiteln die Erstversorgung zusammengestellt.
Da die meisten Findlinge im Hochsommer dehydriert sind: bieten Sie den Tieren erstmal Fencheltee oder Wasser an.

Das weitere Vorgehen: wenden sie sich bitte so bald wie möglich an Zoos, Wildstationen oder Wildtierrettungsstationen.
Sicherlich helfen Ihnen auch Tierärzte, Tierheime und Naturschutzvereine gerne weiter. Wildtiere sind keine Haustiere und gehören in erfahrene Hände!

* In Leverkusen kümmert sich der Wildpark Reuschenberg gerne um Findlinge: Tel 0214/68134
* Wildstation Hörnchenhaus in Bad-Ahrweiler

Allgemeine Erstversorgung

Käfig:
Das Junge in einen sicheren Behälter mit Deckel und Luftlöchern im Deckel legen und den Behälter mit weichen Stoffresten auspolstern (KEIN Frottee ! da sie sich die kleinen Krallen in den Stoff-Ösen verhaken können) .

Wärme:
Das Wichtigste ist, dass Sie den kleinen Siebenschläfer mit einem handwarmen Heizkissen, einer Wärmeflasche oder warmen Kirschkernkissen wärmen, da es sicherlich ausgkühlt ist. Die Temperatur sollte 37-38 Grad sein.

Flüssigkeit:
Geben Sie den Jungen tröpfchenweise warmes Wasser mit einer Pipette – aber bitte langsam, damit das Wasser nicht in die Lungen geraten kann (oder aber sie geben die Flüssigkeit auf ein Wattestäbchen, das der Siebenschläfer dann ableckt).  So wird der Wassermangel ausgeglichen.

Und: bei Kälte trinken die kleinen Siebenschläfer nicht!

1 Woche alte Siebenschläfer

(nackt, geschlossene Augen)

Fütterung:
Auch eine Fütterung am besten tröpfchenweise, langsam mit einer Pipette vornehmen (oder aber sie geben die Flüssigkeit auf ein Wattestäbchen, das der Siebenschläfer dann ableckt).

Die Fütterung muss alle 1-2 Stunden (sechs- bis achtmal täglich und mindestens einmal nachts) stattfinden.
Die ersten 12-24h (wenn vorhanden) nur Fencheltee füttern.
Dann Babyaufzuchtmilch für Katzen (beim Tiernahrungshandel) oder Muttermilchersatz für Welpen (Esbilac, beim Tierarzt erhältlich) verfüttern.

Bite KEINE Kuhmilch verwenden – sie ist zu mager und die Jungen können davon obendrein Durchfall bekommen!
Bitte KEINE Kondensmilch verwenden, da das zu Organversagen führen kann.

Bauchmassage zum Urinieren/Koten:
Sehr junge Tiere werden von der Mutter mit der Zunge zum koten gebracht, da sie sich nicht selbständig entleeren können. Das muss jetzt bei der Erstversorgung bedacht werden: man streicht dazu leicht mit einem warmen nassen Wattebausch oder dem Finger über den Bauch.

2 Woche alte Siebenschläfer

(kurzes unvollständiges Fell, sichtbare Ohrmuscheln)

Fütterung:
Alle 3-4 Stunden füttern (fünf- bis sechsmal täglich, einmal nachts)

Alles andere siehe bei „1 Woche alten Siebenschläfern“.

3 Woche alte Siebenschläfer

(Fell vollständig, Augen öffnen sich, feste Nahrung wird probiert)

Fütterung:
Viermal täglich. Die erste feste Nahrung sollte noch nicht zu hart sein (z.B. Äpfel).

Als Zusatz ist Baby-Obstbrei sehr gut, den man entweder mit Wasser verflüssigt oder unter die Katzenmilch mischt.

Alles andere siehe bei „1 Woche alten Siebenschläfern“.

4 Woche alte Siebenschläfer

(können schon selbstständig  fressen)

Käfig:
Ein geräumiger Käfig (Gitterabstände nicht mehr als 1 cm) mit Verstecken (Kisten, Rohre, Kokosnusshalbschalen etc.) wird ab diesem Alter notwendig. Der Käfig sollte mit Kleintierstreu ausgelegt sein. Es sollten Äste zum Klettern (auch gut für die Zähne), evt. ein Hamsterrad und herabhängende Seile zum Klettern vorhanden sein. Die Temperatur muss auf jeden Fall über 15 Grad sein.

Wichtig:
Die Bilche haben jetzt schon Zähne und könnten beißen! Und sie sind sehr schnell!

Fütterung:
Heimisches Obst (z.B. Äpfel), Bucheckern, Kastanien, Nüsse (Haselnüsse, Walnüsse, …), Hagebutten, Möhren, Getreideflocken (ungesüßte!), ab und an auch mal ein hartgekochtes Ei, wenige Mehlwürmer (enthalten Blausäure),

Eine kleine Wasserschüssel nicht vergessen! (klein, damit die Siebenschläfer nicht ertrinken können)

Auswildern

Siebenschläfer stehen unter Naturschutz – man darf sie also nicht als Haustiere halten! Ab 7-8 Wochen können sie ausgewildert werden.

Ist der Herbst schon zu weit fortgeschritten, muss man mit der Auswilderung bis zum nächsten Mai/Juni warten, sonst überlebt der Kleine den Winter nicht.

Zur Auswilderung sollte man einen Siebenschläfer in einem geeigneten Nistkasten (Schutz vor Feinden) und einem Futtervorrat für den Anfang in die Freiheit entlassen. Der Ort der Auswilderung sollte möglichst dort sein, wo man ihn gefunden hat. Wenn das nicht möglich ist, ist ein großer Laubmischwald mit alten Buchen und Eichen ein guter Ort zum Auswildern – am besten dort, wo es eine Siebenschläferpopulation gibt.