„Schneekönig, Winterkönig, Mäusekönig, Backöfelchen, Daumenzwitscherle, Zaunschnurz ….“ Die Liste der Namen, die dem Zaunkönig mal spöttisch, mal liebevoll im Laufe der Jahrhunderte allein in Deutschland gegeben worden sind, ließe sich ebenso beliebig lang fortführen wie die Reihe der Sagen und Legenden, die sich um diesen Winzling unter den Vögeln ranken. Die Vielzahl der Bezeichnungen und Geschichten macht deutlich, wie vertraut und selbstverständlich der Umgang des Menschen mit seinen Mitgeschöpfen einmal war. Diese gute „Beziehung“ wieder aufleben zu lassen, ist eines der großen Ziele von NABU und BUND und hat sicher eine Rolle bei der Wahl zum „Vogel des Jahres 2004“ gespielt.

Zaunkönig balzt von einem Ast aus

Der Zaunkönig

Auch wenn der Zaunkönig in Leverkusen noch recht häufig vorkommt – vorwiegend in naturnahen Gärten, Waldstücken und Parkanlagen -, ist es nicht ganz so einfach ihn zu Gesicht zu bekommen: Sein rostbraunes Federkleid ist eine nahezu perfekte Tarnung im Unterholz, in dem er sich gerne aufhält und meist hüpfend mit keck aufgestelltem Schwänzchen bewegt. Aufmerksamen Zuhörern allerdings entgeht sein schmetternder, trillerreicher Gesang, den er gern und häufig vom Zaun (!) aus auch im Winter (!) vorträgt, nur selten. Selbst erfahrene Ornithologen staunen immer wieder über die Stimmgewalt des Winzlings: Trotz seines Körpergewichts von nur 10 Gramm erreicht er eine Lautstärke von 90 Dezibel und ist bei günstiger Witterung bis zu 500 m weit zu hören. Für nicht ganz so perfekte Vogelkenner bieten die „Vogelstimmenwanderungen“ im Frühjahr eine gute Möglichkeit diesen Ohrenschmaus zu genießen.

Die wahrhaft „königliche“ Stimme allein reicht aber nicht aus, ein Weibchen zu gewinnen und damit den Fortbestand der Art zu sichern. So beginnt das Männchen bereits im März mit dem Bau mehrerer kugelförmiger Nester in Wurzeltellern umgestürzter Bäume, in Reisighaufen oder zwischen Kartoffelsäcken und aufgestapelten Strohballen. Das Weibchen sucht sich das geeignetste Werk aus, sorgt dann allerdings noch für die Feinarbeit, die Auspolsterung mit Moos, Federn und Haaren. Auch das Brutgeschäft, das zwischen Ende April und Anfang Mai beginnt und 14 – 18 Tage dauert, übernimmt die „Königin“ alleine, während er lautstark das Revier verteidigt.

Die 5 bis 8 Jungen verlassen nach etwa 10 Tagen gemeinsam das Nest und bleiben noch einige Zeit als Familienverband zusammen. Gefüttert werden sie mit allerlei tierischen „Leckerbissen“ wie Spinnen, Motten und Weberknechten. Der spitze und leicht gebogene Schnabel des Zaunkönigs kennzeichnet ihn als typischen Insektenfresser und ermöglicht ihm auch in kleinste Ritzen und Fugen einzudringen.

Als sogenannter Standvogel bleibt er auch im Winter hier, verlässt allerdings sein Sommerrevier je nach Nahrungsangebot und streift umher oder überwintert in der Nähe großer Gewässer. Bei extremer Kälte gibt der sonst eher ungesellige Vogel sein Individualistentum auf und übernachtet wegen der energetischen Vorteile gemeinsam mit bis zu 12 Artgenossen in Nistkästen oder Schlafhöhlen.

Mit geschätzt 1,5 – 2,2 Millionen Brutpaaren in Deutschland ist sein Bestand zur Zeit noch nicht gefährdet; um diesen erfreulichen Zustand zu halten muss jedoch die Entwicklung der Siedlungsstrukturen beobachtet und – wenn nötig – mit Hilfe ökologischer Konzepte korrigiert werden.

Neben diesen aufwändigen und großräumigen Maßnahmen können Stadtverwaltungen und Gartenbesitzer auch in eigener Regie etwas für den kleinen „Gernegroß“ tun: Über gegliederte Parkanlagen mit heimischen Gewächsen, Stellen mit Laub und Schnittgut, Reisighaufen und Hecken, die erst im Herbst beschnitten werden, freut er sich wie ein „Schneekönig“.