Ab dem Jahre 1950 war diese Falkenart durch die Anwendung moderner chlorierter Pestizide zusätzlich einer besonders kritischen und indirekten Gefahr ausgesetzt. Die in Land- und Forstwirtschaft ausgebrachten Pestizide waren entweder direkt schädigend (Dieldrin, Aldrin, Heptachlorepoxid, Lindan etc.) oder aber sie reduzierten den Bruterfolg langfristig durch Kumulation über die Nahrungskette im Körper der Falken (Stichworte: DDT, PCBs, Dioxine). Besonders das Insektizid DDT führte zur Ablage dünnschaliger Eier, erhöhter Embryonensterblichkeit und Eibrüchen schon bei der Bebrütung. Das Schicksal des Wanderfalken in der nördlichen Hemisphäre schien besiegelt, denn im Jahre 1975 wurden in Deutschland von ehemals 1000 Brutpaaren nur noch etwa 30-40 Paare nachgewiesen.
In NRW war der Wanderfalke schon im Jahre 1970 ausgestorben und eine Wiederbesiedlung nicht zu erwarten.
Die nahezu hoffnungslose Situation führte schon bald und zunächst getragen von Idealisten und Artenschützern zur Gründung von Schutzgruppierungen zunächst in Baden-Württemberg und Bayern, später in fast allen alten und neuen Bundesländern. Man stemmte sich massiv gegen den weiteren Rückgang, führte Bewachungen gegen Horsträuber durch und versuchte, die Rückgangsursachen zu ermitteln und nach Möglichkeit zu reduzieren oder zu beseitigen. Entscheidend unterstützt wurden diese Aktivitäten durch das Verbot der Anwendung von DDT und anderen CKW-Pestiziden ab dem Jahre 1972.
Danach zeichnete sich eine langsam beginnende Besserung der Situation durch natürliche Ausbreitung ab.
Der Leverkusener Ornithologe Dr. Peter Wegner gründete Ende 1989 im NABU Landesverband NRW die „Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz“ (AGW-NRW). Der AGW-NRW gelang es, den Wanderfalken erfolgreich an Gebäuden anzusiedeln. Bis zum Jahre 2012 wuchs die hierzulande brütende Wanderfalkenpopulation auf über 160 Paare, eine Größenordnung, die auch historisch niemals vorher in NRW existierte.
Die Population in NRW ist die wohl größte Gebäudeansiedlung des Wanderfalken in der Welt!
Bis heute wurden etwa 1800 Nestlinge von der AGW-NRW beringt. Die AGW erforscht systematisch die Biologie dieser Art.