Erfolgsgeschichte Naturschutz in Hitdorf: Der Buschbergsee und sein Umfeld
(Pressetermin vom 2.6.24)
Viele Leverkusener kennen den Buschbergsee nur von außen – beim Spaziergang entlang der ihn umzäunenden Hecke. Hier hört man bereits ein vielstimmiges Vogelkonzert – Nachtigallen singen ihr melodisches Lied oder Goldammern präsentieren ihren Lockruf. Aber wie sieht es in der ehemaligen Kiesgrube aus? Dieses Natur-Kleinod stellten die Leverkusener Naturschützer von NABU und BUND bei einem Pressetermin am 2.6.24 der Presse vor.
„ Ende 2008 war die Auskiesung des Buschbergsees beendet und es begannen umfangreiche Arbeiten für die Sicherung und die Optimierungen für den Naturschutz“ erläuterte Hans-Martin Kochanek, der Vorsitzende des Leverkusener Naturschutzvereins NABU. Da ehemalige Kiesgruben für Badende eine große Gefahr darstellen, wurde die Grube vollständig eingezäunt. Sodann wurden Kiesinseln als Brutinseln aufgeschüttet. Diese Maßnahmen erwiesen sich als sehr erfolgreich. Heute präsentiert sich der naturschutzwürdige Buschbergsee aufgrund der umsichtigen Planung der unteren Naturschutzbehörde Leverkusens und der umfangreichen Pflegearbeiten der NABU Naturschutzstation Leverkusen-Köln als einzigartig in weitem Umkreis.
Wie stellt man den Wert für die Natur eines Gebietes fest? „Um den Wert eines Gebietes zu beschreiben, verwenden die Biologen sogenannte Biodindikatoren. Diese Methode kann man z.B. vergleichen mit dem DAX, der die aktuellen Tendenzen auf dem Aktienmarkt aufzeigt.“ informiert der Leverkusener Vogelkundler Roger Briesewitz bei der Besichtigung.
Als Bioindikatoren, welche den Wert der Fläche aufzeigen, kann man z.B. die Zahl der Vogelarten heranziehen, die in Leverkusen ausschließlich nur noch auf dieser Fläche brüten: Dies sind insgesamt 7 Arten:
- Sturmmöwe
- Silbermöwe
- Steppenmöwe
- Mittelmeermöwe
- Uferschwalbe
- Austernfischer
- Reiherente
Diese Bioindikatoren beweisen den einzigartigen Wert dieser Bereiche, denn diese sieben Vogelarten leben bei uns in Leverkusen nur noch in diesem Natur-Kleinod. Davon ist die Brut der Steppenmöwe einzigartig in ganz NRW und die Kolonie der Sturmmöwen eine der größten in NRW.
Dazu kommen dann noch auf den Naturschutzfeldern direkt neben der ehemaligen Kiesgrube die seltenen Feldlerchen, Neuntöter und Kiebitze, die sonst nur noch an ganz wenigen Orten in Leverkusen vorkommen.
Die Fläche hat sich zu einem überregional bedeutenden Biotop entwickelt. Die Leverkusener Naturschutzverbände haben daher bereits vor Jahren den Antrag gestellt, den See und die umgebenden Flächen unter Naturschutz zu stellen. Die Behörden der Stadt haben ebenfalls die Schutzwürdigkeit des Buschbergsees und seines Umfeldes anerkannt. Im Entwurf des neuen Landschaftsplans von Leverkusen ist der Buschbergsee als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Im Regionalplan Köln werden der Buschbergsee und seine angrenzenden Felder als Bereich zum Schutz der Natur (BSN) deklariert.
Der BSN „Buschbergsee“ ist ein ökologisch extrem wertvoller Lebensraum und einzigartig im weiten Umfeld. Auf kleinem Raum wechseln sich Wasserflächen mit Hecken und Agrarlandschaft ab. Dadurch existieren hier Lebensräume für viele Vogelarten wie Baumfalke, Grauammer, Kiebitz, Heringsmöwe, Lachmöwe, Mittelmeermöwe, Rotmilan, Schwarzmilan, Silbermöwe, Sturmmöwe und Wanderfalke. Dazu kommen seltene und zum Teil bedrohte Singvögel wie Nachtigall, Klappergrasmücke, Orpheus- und Gelbspötter, Neuntöter und Feldlerche, die hier brüten.
Das Besondere am Buschbergsee ist, dass er nicht nur Brutplatz seltener Vogelarten, sondern das gesamte Jahr über wichtig für die Natur ist. Auch in der Zugzeit der Vögel von ihren nordischen Brutgebieten zu den Überwinterungsgebieten im Süden und zurück offenbart dieser Lebensraum sein besonderes Potential. So konnten hier z.B. die von Aussterben bedrohten Schwarzstörche, Sumpfohreulen und Kornweihen beobachtet werden. Direkt über die Kiesgrube ziehen im Herbst und Frühjahr die Kraniche.
Angesichts so viel positiver Entwicklung stellt sich natürlich die Frage, auf welchen Maßnahmen dieser Erfolg basiert. „Ich denke, das Wichtigste ist der vollständige Zaun um das ganze Schutzgebiet. Man kann sich leicht vorstellen, dass ein paar Feiernde oder Zelte ganz schnell die seltenen Tiere vertreiben würden.“ sagt der Naturschutzpfleger Max Appellshofer von der NABU Naturschutzstation Leverkusen-Köln. Weiterhin ist sehr wichtig, dass im Buschbergsee eine enorme Vielfalt von verschiedenen Lebensraumtypen vorhanden ist. Die Uferbereiche eines Flusses sind normalerweise Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Im Buschbergsee ist ein einzigartiger Ersatzlebensraum für das Rheinufer entstanden, da dieses in Leverkusen meist mit Industrie und Wohnungen bebaut ist. Damit die Flächen auch dauerhaft als Lebensraum zur Verfügung stehen, werden sie von der NABU Naturschutzstation Leverkusen-Köln mit viel Zeit und Fingerspitzengefühl gepflegt und optimiert.
Die nächste Führung, bei der man den Biologen bei ihrer Kartierungsarbeit über die Schulter schauen kann, ist am 8.9.24 von 15 – 18 Uhr. Treffpunkt ist der Parkplatz Hitdorfer Baggersee, Umlag.
Leider bedroht ein geplantes Monheimer Windkraftwerk dieses überregional bedeutende Gebiet. „Auch wir Naturschützer freuen uns natürlich über jedes neue Windkraftwerk. Wichtig ist aber das Augenmaß, um den richtigen Standort zu wählen. Und dieser ist genau hier – 300 m von der einer der größten Sturmmöwenkolonie in NRW – eindeutig falsch. Wir haben im Umfeld genügend Platz für die wichtigen Windkraftwerke – so dass hier neben dem naturschutzwürdigen Buschbergsee keines aufgestellt werden muss.“ sagt der Vorsitzende des NABU-Leverkusen Hans-Martin Kochanek. Zudem stände das Windkraftwerk noch genau in der wichtigen Schneise unserer Zugvögel. „Mit einer umfangreichen und fachlich sehr fundierten Stellungnahme haben die Naturschutzverbände NABU und BUND die Stadt Monheim über die negativen Auswirkungen eines Windkraftwerks neben dem Buschbergsee informiert und hoffen immer noch, dass unsere Argumente diese – an dieser Stelle – umweltschädliche Baumaßnahme verhindern werden“ ergänzt der ortskundige Ornithologe Roger Briesewitz beim Pressetermin.