Bundesweiter Wettbewerb „Birdrace“ 2025 –– Leverkusen erzielt respektables Ergebnis
Beim Birdrace 2025 in Leverkusen rannten nicht die Vögel, sondern die Vogelbeobachter!
Es war ein Wettrennen gegen die Zeit. Das Ziel bei dieser bundesweiten Aktion im Mai war, innerhalb von 24 Stunden möglichst viele Vogelarten in Leverkusen zu finden. Ein Team von fünf VogelkundlerInnen, allesamt Mitglieder vom Naturschutzbund Leverkusen NABU, war mit dabei. Sie waren ein Teil der Gemeinschaft, die mit 864 Teams an diesem Tag bundesweit am sogenannten „Birdrace“ (wörtlich übersetzt „Vogelrennen“) teilgenommen haben.
Die Teilnehmer an diesem Wettbewerb wählen jeweils einen Stadt- oder Landkreis aus – normalerweise um den eigenen Wohnort herum. Dann begeben sie sich auf Fahrrädern, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Auto innerhalb der Gebietsgrenzen auf die Suche nach den anwesenden Vogelarten. Jedes Team versucht eine möglichst hohe Anzahl an Vogelarten zu finden und wählt entsprechende günstige Beobachtungsorte aus. Schon kurz nach Sonnenaufgang war das NABU-Team Leverkusen, die selbst ernannten „Gänsesägerjäger“, am Leverkusener Rheinufer unterwegs.
Die ersten Wasservögel zeigten sich auch schnell: Am Ufer lief sogar ein Austernfischer, spektakulär gefärbt mit schwarz-weißem Gefieder und langem knallorangefarbenem Schnabel, auf Futtersuche herum. Überraschend waren drei Flußuferläufer: kleine, braune Watvögel, kurz pausierend in Leverkusen auf dem Zugweg in den fernen Norden. Aus dem Auenwald sang sogar eine Nachtigall. Schnell erreichte die Zahl der gefundenen Arten die erste Marke von 20. Viele weitere Arten füllten nach einer schönen Wanderung im Waldgebiet die Liste weiter auf.
Bei der Mittagspause am Oulusee paddelten die Schwesterarten Teichhuhn und Bläßhuhn als neue Arten vorbei, aber der erhoffte Eisvogel ließ sich leider nicht blicken. Schnell wurde der mitgebrachte Proviant gegessen. Dann wurde das nächste Ziel, der Buschbergsee bei Hitdorf, angesteuert, wo zusammen mit dem ortskundigen Ornithologen Roger Briesewitz die Vögel dieses Schutzgebietes gesucht wurden. Dort ging es Schlag auf Schlag. Uferschwalben jagten nach Fliegen. Gleich fünf Möwenarten in der so weit im Binnenland seltenen Kolonie gingen ihrem Brutgeschäft nach. Oben am Himmel suchten sowohl der Rotmilan als auch der Schwarzmilan Beute. Ob bei den Möwen oder bei den Milanen, die Bestimmungskünste der Teammitglieder wurden herausgefordert, so dass die neuen Arten für die Liste alle sicher nachgewiesen werden konnten. Ganz unverkennbar zeigten sich dafür Leverkusen‘s letzte brütende Kiebitze mit ihren kecken Federschöpfen auf dem benachbarten Acker.
Nach einem Zwischenstopp an der Opladener Wupper, bei dem die „Jagd“ nach dem eleganten Entenvogel, dem Gänsesäger, leider erfolglos blieb, aber die ebenfalls elegante Gebirgsstelze mit dem langen, stets wippenden Schwanz sich sehr schön zeigte, kehrte das Team wieder zum Ausgangspunkt zurück. Ein schnelles Zählen ergab, dass respektable 76 Arten an diesem Tag entdeckt worden sind. Das ist eine Zahl, auf die das Team stolz ist und zudem eine Zahl, die zeigt, welche hohe Naturvielfalt es in Leverkusen eigentlich gibt.
Die Teammitglieder hatten alle nach dem Tag schöne neue Naturerlebnisse zu vermerken. Zum Beispiel freute sich Steffi Bias über die knurrenden Stimmen der seltenen Kolkraben am Nest, eine sensationelle Entdeckung durch das Team, und ihren allerersten, gesangsfreudigen Gelbspötter. Silke Vestweber war zusätzlich über manche Zufallsbeobachtungen abseits von der Vogelwelt erfreut wie zum Beispiel die Echte Mispel, ein schön blühender, seltener Strauch. Nach langen Jahren konnte Daniel Duff wieder einmal den schön rasenden Gesang des Girlitzes, einer Art Miniaturausgabe des Kanarienvogels, in Leverkusen erleben. Und neben den gefährdeten Kiebitzen freute sich Sybille Lamprecht besonders über einen naturnahen Hof mit seinen Spatzen und Schwalben. Und Thomas Müller bekam schöne neue Motive für seine Kamera vor das Objektiv, wie etwa den Waldbaumläufer, der toll getarnt am Baumstamm hochkletterte. Durch das Birdrace und die intensive Vorbereitung auf diesem Tag haben alle Teilnehmer viel Neues über die hiesige Vogelwelt und über die schönsten Naturstellen in Leverkusen gelernt.
Mit dem seit über 20 Jahren jährlich stattfindenden Wettstreit möchte der Veranstalter, der Dachverband Deutscher Avifaunisten, auf die bedrohte Vielfalt der heimischen Vogelwelt aufmerksam machen. Durch die Festlegung auf ein Beobachtungsgebiet kann man zum Beispiel im Laufe der Jahre feststellen, ob Arten verschwunden oder auch neu aufgetaucht sind. In Leverkusen zum Beispiel sind die neu zugewanderten Nilgänse inzwischen an fast jedem zweiten Gewässer oder Feuchtgebiet zu finden, dafür sucht man vergeblich nach dem einst häufigen Rebhuhn. Diesen Zustand konnten die „Gänsesägerjäger“ am Birdrace-Tag erneut bestätigen.
Unter dem Strich bleiben für die Teilnehmer tolle Erinnerungen an einen wunderbaren Tag in der Natur mit vielen Entdeckungen und schönen Beobachtungen. Eines steht sicher fest – in 2026 sind die Leverkusener Naturschützer beim Birdrace wieder mit dabei!