Stellungnahme zum Artikel im KSTA „Verwaltung hat es eilig bei neuer Feuerwache“
Leserbrief v. 31.10.23 / von Ingrid Mayer (für BUND und NABU Leverkusen)
Eine wirkliche Überraschung war die Lektüre der Zeitung heute Morgen nicht – man hatte es längst geahnt, dass hier wider alle Vernunft ein längst gefasster Plan durchgepeitscht werden würde. Alle Einwände der Naturschutzverbände gegen diesen denkbar schlechtesten Standort für die notwendige neue Feuerwache sind den Entscheidungsträgern hinreichend bekannt. Es soll dem Leser, der Leserin hier trotzdem noch einmal vor Augen geführt werden, wie sorglos unsere Stadt mit den Gütern umgeht, auf denen unsere Zukunft aufbauen muss:
Im mehrjährigen Mittel gehen in NRW Tag für Tag noch immer etwa 12 Hektar Freiraum durch neue Wohn- und Gewerbegebiete, Straßenbau, Tagebau, Kies-Abbau und andere Abgrabungen unwiederbringlich verloren. Um sich die Dimension bewusst zu machen: Dies sind ca. 18 Fußballfelder Fläche pro Tag! Der Flächenfraß bleibt somit eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit – er zerstört Jahrhunderte alte Kulturräume, Landwirtschafts- und Naturflächen und wirkt sich negativ auf Klimawandel, Verkehrswende und unbedingt notwendige Artenvielfalt aus. Tiere und Pflanzen verlieren durch die Bebauung und durch die Landschaftszerschneidung dringend benötigten Raum, in dem sie ungestört leben und sich fortpflanzen können. Es fehlt ihnen nicht nur die Fläche selbst – als Nahrungsgrundlage unentbehrlich! –, sondern auch die Vernetzung der Lebensräume zum Austausch ihres Genpools.
Der Bereich des Plangebiets liegt nicht ohne Grund im Landschaftsschutzgebiet = nach § 26 des Bundesnaturschutzgesetzes „rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, in denen zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung des Naturhaushaltes ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft erforderlich ist“. Wie kann man sich darüber einfach hinwegsetzen?
Auch Böden und ihre Funktionen prägen die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts entscheidend. Durch den Verlust von Ackerfläche – Stichwort „Parabraunerde“ – wäre hier auch das Schutzgut Boden in erheblichem Maß betroffen. Die Lenkung der Bodeninanspruchnahme auf weniger hochwertige Böden muss oberste Richtschnur bei Planungen sein!
„Frischluftschneisen“ und „Kaltluftleitbahnen“ sind keine leeren Worthülsen: Wenn wir in den vorhergesagten heißen Sommern noch frei atmen wollen, brauchen wir Grün- und Freiflächen als klimaökologische Ausgleichsräume. Hitzebelastete Siedlungsräume wie Rheindorf sind auf solche Ausgleichsräume angewiesen, die den Luftaustausch und die Versorgung mit Kaltluft fördern (vgl. „Klimaanalyse NRW“ des LANUV).
Das Plangebiet grenzt an das Natura 2000-Gebiet (Nr. DE-4808-301) und das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Wupper, so dass Flora und Fauna der angrenzenden Gebiete eine wertvolle Pufferzone verlieren würden.
Dazu kommen umweltrelevante Überlegungen: Fast 12.000 m2 Fläche würden zur Versickerung von Regenwasser und so für die Erneuerung des Grundwassers fehlen. Das anfallende Regenwasser müsste gefiltert werden. Bei Starkregen würde eine zusätzliche Stoßbelastung der Wupper erfolgen. Eine bis zu 7 m hohe Böschung würde notwendig, um die Schräglage des Hanges auszugleichen.
Was die Verfechter dieses Plans an den möglichen Alternativstandorten auszusetzen haben, bleibt ihr Geheimnis …