Ausgleich für die Natur klappt nicht!!!
Leverkusen kann Vorreiter werden
Die Natur in Leverkusen nimmt immer mehr ab. Jeder weiss es, denn nur wenige haben in den letzten Jahren hier bei uns Feldlerchen oder den Kuckuck gehört – alles Vögel, die bis vor wenigen Jahrzehnten hier nicht allzu selten waren. Der wichtiger Grund dafür ist, dass immer mehr Flächen in Leverkusen bebaut werden: Häuser, Straßen, Autobahnen, Sportplätze usw. entstehen. Dazu wird fast immer ein Stück bisher noch vorhandener Naturfläche genutzt.
Laut Bundesnaturschutzgesetz muss der Schaden, der dabei entsteht, ausgeglichen werden. Die bisherige Praxis über Ökopunkte ist aber stark verbesserungswürdig und die Ergebnisse sind vielfach nicht nachgeprüft und enttäuschend. Manche sprechen über einen Ablasshandel zwischen Staat und Bauherren. Denn diese gesetzliche Bestimmung wird von den Umweltverwaltungen so eigenartig interpretiert und umgesetzt, dass immer mehr zusätzliche Fläche versiegelt wird, ohne dass der Natur diese Flächen an anderer Stelle wieder zurückgegeben werden. Die Folgen sind Artensterben, Hochwasserereignisse, extreme Hitze und unglückliche Menschen, denn wer lebt gern zwischen asphaltierten Flächen und Betonmauern.
Die Leverkusener Naturschutzverbände NABU, BUND und LNU Leverkusen sehen dringenden Verbesserungsbedarf. Denn die bundesweite Erfahrung zeigt, dass ca. ein Drittel der klar festgelegten Ausgleichsmaßnahmen erst gar nicht umgesetzt wird. Ein weiterer Teil der letztendlich umgesetzten Maßnahmen wird nicht weiter verfolgt, die Pflege und Erhaltung der geschaffenen Ökosysteme weder überwacht noch gewährleistet.
Den vorgesehenen Ausgleich für die Erweiterung der Park-and-Ride-Fläche in Rheindorf durch die Stadt Leverkusen nehmen die drei Leverkusener Naturschutzverbände NABU, BUND und LNU zum Anlass die Stadt zu bitten, die bisherige Praxis zu ändern. Der dort vorgesehene Ausgleich ist völlig inakzeptabel. Auch hier haben es Ökopunkte ermöglicht, Äpfel mit Birnen zu vergleichen: die Stückelung der Ausgleichsmaßnahme in Randbepflanzung des Parkplatzes und Ausweisung einer Extensiv-Mähwiese sorgt dafür, dass die normale Standardbepflanzung eines Parkplatzes, die ohnehin pflichtgemäß erfolgen müsste, als Ausgleich für die versiegelte Fläche gilt. Ein solches Verfahren ist untauglich und vergleichbar mit der Ausweisung von standardmäßig sowieso anzubringenden Notausgangschildern als künstlerische Aufwertung eines öffentlichen Gebäudes.
Daher haben sich die Naturschutzverbände mit einem Brandbrief an Herrn Oberbürgermeister Richrath gewandt und ihn um um die Beantwortung folgender Fragen gebeten:
- Welche Ausgleichsmaßnahmen wurden von der Stadt Leverkusen in den letzten 30
Jahren festgelegt? - Entspricht der Zustand der Maßnahmen den damaligen Zielen?
- Erfolgt die notwendige regelmäßige Erfolgskontrolle der Maßnahmen
Damit es in Zukunft besser wird, bitten die Naturschutzverbände die Stadtverwaltung und die Leverkusener Politiker, dass für Leverkusen in der Zukunft folgende Grundprinzipien gelten sollen:
- Ausgleichsflächen sollten nicht zu klein ausgewiesen werden, da die Wertigkeit kleiner Flächen aufgrund von Randeffekten überproportional gemindert ist.
- Alle Ausgleichsflächen sollen immer gut gepflegt werden und von fachkundiger Seite her beobachtet werden.
- Die Stellungnahmen der Naturschutzverbände zu diesen Themen sollte ernst
genommen werden. Ein konstruktiver Dialog ist für alle Seiten die beste Möglichkeit für ein lebenswertes Leverkusen. - Es sollte eine konsequente 1:1-Regelung verfolgt werden, d.h. werden der Natur X m2 Fläche entnommen, muss an anderer Stelle eine Fläche mit gleicher Größe und
vergleichbarem Wert zurückgegeben (z.B. entsiegelt) werden. Ansonsten ist die Gefahr groß, dass in Leverkusen bald keine Grünflächen mehr übrig sind, die wichtige Funktionen wie z.B. Hochwasserrückhaltung oder Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen erfüllen.