Ein Leben für den Naturschutz – 36 Jahre Vorsitzender des NABU-Leverkusen

2024: Wenn der Zaunkönig in der Hecke trillert, leuchten die Augen von Erich Schulz auf. „Die Natur ist herrlich – man muss nur Augen und Ohren offenhalten, sie zu sehen und zu hören“ sagt der 86jährige Erich Schulz, der 2023 nach 36 Jahren erfolgreicher und intensiver Arbeit den Vorsitz des Naturschutzbund Deutschland, Stadtverband Leverkusen abgab.

Seine Passion für den Naturschutz begann schon in den 70er Jahren. Über sein Hobby – die Fotografie – kam er den Pflanzen und Tieren in Leverkusen näher und begann 1971, sich für deren Schutz zu engagieren. „Eine meiner ersten Aktivitäten war, dass ich zusammen mit dem damaligen 2. DBV-Vorsitzenden Helmut Brune die vom Verein aufgehängten Nisthilfen kontrollierte“ sagt Erich Schulz. Die für die Natur in Leverkusen so wichtigen Nistkastenreinigungen und –kontrollen führte er dann lange Jahre durch.

Da die Ausrichtung des Vereins zu Beginn in erster Linie auf die Vogelwelt abzielte, entwickelte Erich Schulz sich schon früh zu einem Vogelstimmenkenner und bot im Rahmen des Veranstaltungsprogramms Vogelstimmwanderungen an. Damals hieß der heute noch aktive Naturschutzverein noch Deutscher Bund für Vogelschutz (DBV). Sein Vorsitzender war Hermann Brombach. Erich Schulz war nicht nur im praktischen Naturschutz draußen vor Ort tätig, sondern übernahm verschiedene Ämter als Kassenprüfer und Schriftführer. Als dann 1987 Hermann Brombach den Vorsitz abgab, wurde Erich Schulz mit großer Mehrheit zum 1. Vorsitzenden gewählt.

Der Deutsche Bund für Vogelschutz (DBV) wurde 1990 in Naturschutzbund (NABU) umbenannt, um auch nach außen stärker darzustellen, dass der Naturschutzverein sich für die gesamte Natur einsetzt. Erich Schulz lebt diesen Gedanken für die Natur mit all seiner Kraft. Er hat seitdem unermüdlich für den Naturschutz in Leverkusen gekämpft und viele Dinge ins Rollen gebracht, ohne die Leverkusen nicht so lebenswert wäre. So arbeitet er auch weiterhin aktiv für die Natur vor Ort. Neben dem Reinigen und Neuaufhängen der Nistkästen für Meisen, Schwalben, Eulen oder Turmfalken war er immer auch bei der Schaffung von Lebensräumen wie z.B. Pflanzen von Hecken und hochstämmigen Obstbäumen, Mahd von Wiesen oder diversen anderen Pflegearbeiten dabei.

Nebenbei wirkt er auch als Impulsgeber für neue Projekte. Bei seinen Nistkastenreinigungen fand er vor Jahren in einigen Kästen die seltenen Siebenschläfer. Daraus entwickelte sich das bundesweit bekannte Siebenschläfer-Projekt des NABU-Leverkusen. Die Live-Schaltungen aus der Kinderstube wildlebender Siebenschläfer wurden im Internet von Menschen aus über 50 Ländern der Erde allein im Jahr 2023 mehr als 230.000 Mal angeklickt.

Auch in diversen Gremien war und ist er ehrenamtlich für die Natur aktiv wie zum Beispiel seit 1985 im Landschaftsbeirat und ab 2008 auch noch im Jagdbeirat der Stadt Leverkusen.

1995 gründete der NABU-Leverkusen die „Biologische Station NABU-Leverkusen“. 2004 übernahm der mit den NABU-Gruppen Köln und Rheinisch-Bergischer Kreis neu gegründete Trägerverein „NABU Naturschutzstation Rhein-Berg“, später umbenannt in „NABU Naturschutzstation Leverkusen-Köln“, diese Station. Sie hat ihren Sitz auf dem NaturGut Ophoven in der Talstraße 4 und pflegt von dort aus die Natur für ein lebenswerteres Leverkusen.
Erich Schulz war immer eingebunden in die umfangreichen und komplizierten Gründungsaktivitäten und so wundert es nicht, dass die Mitgliederversammlung ihn in ihrer ersten Sitzung zum Vorsitzenden wählte. Diese Aufgabe nimmt er heute noch immer wahr und erlebt, dass die Station nicht nur mit fünf MitarbeiterInnen in Leverkusen aktiv ist, sondern auch mit vier weiteren Biologen Naturschutzflächen in Köln betreut.

Für seine vielen ehrenamtlichen Aktivitäten wurde ihm 2004 der Rheinlandtaler des Landschaftsverbandes Rheinland verliehen.

Eine der wichtigen Eigenschaften von Erich Schulz ist immer sein Bestreben, Menschen zueinander zu bringen. Daher war es auch in seinem besonderen Interesse, mit anderen Umweltschutzvereinen zusammenzuarbeiten. So hatte er viel Anteil daran, dass die beiden Leverkusener Naturschutzvereine NABU und BUND seit der Gründung des BUND im Jahr 1980 gemeinschaftlich in Leverkusen für die Natur tätig sind. Sie betreiben inzwischen zusammen den beliebten InfoTreff der Naturschutzverbände in Manfort. So ist er auch seit 2002 BUND-Mitglied.

Und was wünscht sich ein alter Naturschutzprofi wie Erich Schulz für die nächsten Jahre? „Dass die Bewohner und die Leverkusener Entscheider in Politik und Verwaltung noch mehr begreifen, dass Leverkusen nur mit viel Natur lebenswert bleiben kann und dass dafür noch sehr viel mehr getan werden muss als heute. Und natürlich, dass noch viele neue aktive Mitmenschen in unseren Naturschutzvereinen NABU und BUND Leverkusen mitmachen. Ich freue mich schon auf sie“.
Und noch ein Wunsch: Dass eine Aussage seines Vorgängers Herrmann Brombach Wirklichkeit werden möge: „Ich wünsche mir, dass wir einmal überflüssig werden“.