Bundesweit ist der Brutbestand des Grünspechts seit 1991 um über 100% angestiegen, in Nordrhein-Westfalen stellt man ähnlich Erfreuliches fest, und auch in Europa ist ein Anwachsen um 50% zu verzeichnen. Eine Erklärung dafür sind die in letzter Zeit sehr milden Winter. Schauen wir uns diesen farbenfrohen Vertreter der Spechte etwas genauer an: Mit einer Größe von 30 bis 36 Zentimetern und einer Spannweite von 45 bis 51 Zentimetern ist er deutlich größer wie der Buntspecht. Seine olivgrüne Oberseite hebt sich deutlich von der graugrünen Unterseite und dem leuchtend gelbgrünen Bürzel ab. Besonders auffallend sind beim Männchen die feuerrote Kappe und der sehr breite schwarze Bartstreifen, der eine rote Mitte hat.

Ein Grünspecht sitzt auf einem moosbedeckten Kirschast

Der Grünspecht

Wenn man das Glück hat, ihn bei der Nahrungssuche auf einer Wiese zu beobachten, staunt man über das kraftvolle Hüpfen in aufrechter Haltung. Aber was macht eigentlich ein Specht auf der Wiese? Er hat sich auf Ameisen spezialisiert, die er mit seiner extrem langen und klebrigen Zunge aus dem Boden „angelt“. Der kräftige Schnabel hilft ihm, Löcher in die Ameisennester am Boden oder in weichen Baumstümpfen zu schlagen. Auch wenn man ihn wegen seines bevorzugten Futters zu den „Erdspechten“ zählt, ist er doch ein ebenso geschickter Zimmermann wie seine Verwandten. Beim Höhlenbau verwendet er seinen Schnabel wie einen Meißel, wobei eine federnde Verbindung zwischen Oberschnabel und Hirnschädel wie ein Stoßdämpfer wirkt, der Kopfschmerzen verhindert.

Bereits ab Ende Januar kann man bei einem Winterspaziergang sein Rufen hören. Laut glucksende, lachende, wiehernde Töne sind weithin zu hören und lassen düstere und melancholische Stimmungen schnell verschwinden. Zur Balzzeit im März baut er diese Rufe zu längeren Strophen aus (in der Schweiz nennt man ihn auch „Märzfüllen“), die er ausdauernd vorträgt, um Weibchen anzulocken und sein Revier abzustecken; auf intensives Trommeln kann er daher getrost verzichten.

Beim Höhlenbau für das  Gelege, das meistens aus 5 bis 8 ovalen, glänzend weißen Eiern besteht, sind beide Partner aktiv und kümmern sich auch gemeinsam noch 3 bis 7 Wochen nach  dem  Ausfliegen um die Jungen. Dank der positiven Entwicklung können auch schneereiche  Winter den Bestand unseres  lachenden Spechts nicht gefährden, obwohl der gefrorene  Boden und eine hohe Schneedecke es ihm manchmal unmöglich machen, an seine geliebten Ameisen heranzukommen.

Auch wenn wir uns zu Recht über die wachsende Anzahl dieser bemerkenswerten Vögel freuen, dürfen wir die wichtigsten Schutzmaßnahmen – den Erhalt und die Wiederherstellung von mageren, ameisenreichen Wiesen  mit  Baumbestand  –  nicht aus den Augen verlieren. Immer noch werden Streuobstwiesen oder Magerrasen durch intensive Monokulturen verdrängt. Der  Vogel des Jahres 2014  ist zwar recht anpassungsfähig und hat – besonders in Nordrhein-Westfalen – an  Ortsrändern, in Parkanlagen und sogar Industriebrachen einen geeigneten Lebensraum gefunden, aber nur da, wo alte Baumbestände vorhanden sind und keine Pestizide  versprüht werden, was vielen weiteren Tier-  und Pflanzenarten zugute kommt.