Die Rauhhautfledermaus – Pipistrellus nathusii

Die Rauhhautfledermaus gehört wie die Zwergfledermaus zur Gattung Pipistrellus, ist etwas größer als diese. Vom Kopf bis zur Schwanzspitze misst sie 75 -95 mm, die Flügelspannweite beträgt 230 bis 250 mm. „Rauhhäute“ haben kurze, fast dreieckige Ohren, deren Spitze abgerundet ist. Das Rückenfell ist im Sommer rot- bis kastanienbraun, nach dem Haarwechsel im Juli/August dunkelbraun bis gräulich. An der Bauchseite ist das Fell hell- bis gelbbraun, jedoch ohne Grautöne. Hin und wieder tritt bei Rauhhautfledermäusen Teilalbinismus auf.

Die Rauhhautfledermaus ist eine Waldfledermaus, die sowohl in feuchten Laubwäldern als auch in trockenen Kiefernforsten vorkommt. Während des Sommers ist sie vorwiegend im nördlichen Mittel- und Osteuropa zu finden (Ostdeutschland, Polen bis zum Baltikum), für die Niederlanden gibt es auch Wochenstuben Nachweise. Regelmäßige Winternachweise gibt es für England (mildes Klima, kaum bis kein Frost).
Ihre Sommerquartiere (Wochenstuben) hat diese Art in Baumhöhlen, Stammrissen, Spalten, auch in flachen Fledermauskästen, seltener an Gebäuden,. In den Wochenstuben ist die Rauhhautfledermaus bisweilen mit Zwerg-, Teich- und Grosser Bartfledermaus vergesellschaftet.
Rauhhautfledermäuse gehören zu den wandernden Arten und fliegen zum Überwintern nach Süddeutschland, Frankreich und die Schweiz, kommen aber auch im Winter in den Niederlanden vor. Die Wanderstrecken sind sehr lang und führen entlang von Flusstälern, an denen die Tiere sich wohl orientieren. Von beringten, wiedergefundenen Tieren weiß man, dass sie in einzelnen Fällen bis zu 1500 Kilometer zurückgelegt haben. Die Flughöhe beträgt etwa 30 bis 50 Meter, die tägliche Zugleistung liegt zwischen 42 – 80 Kilometern.

Als Höchstalte gelten 11 Jahre, das Durchschnittsalter beträgt etwa 2-3 Jahre. Mit einem Jahr werden die Weibchen geschlechtsreif, die Männchen ein Jahr später. Die Paarungszeit ist zwischen der zweiten Julihälfte und Anfang September. Die Männchen sind territorial, d. h sie haben feste Reviere, die sie gegen andere Männchen verteidigen. Vom Quartiereingang aus lockt das Männchen einen Harem von 3 bis 10 Weibchen mit zweisilbigen Balzlauten an.
Die Männchen sind reviertreu, die Weibchen auch, doch sie wechseln ihr Wochenstubenquartier im Sommer im gleichen Revier. In der zweiten Junihälfte werden die Jungtiere geboren, meist Zwillinge. Die Jungtiere sind bei der Geburt rosa gefärbt, die Augen öffnen sich am dritten Tag, ihre Flugfähigkeit erwerben die Jungtiere mit ungefähr vier Wochen. Ab Mitte Juli verlassen die Muttertiere die Wochenstuben und suchen die bis zu 15 Kilometer entfernt liegenden Paarungsquartiere auf.
Die Rauhhautfledermaus beginnt etwa 50 Minuten nach Sonnenuntergang mit der Jagd. Der Jagdflug ist schnell, gradlinig, weniger wendig als bei der Zwergfledermaus. „Rauhhäute“ jagen in 4 bis 15 Meter Höhe auf Schneisen, Wegen, an Waldrändern, auch über Wasser, im Winterhalbjahr sogar in Städten, die Nahrung besteht aus Fluginsekten, davon viele Zuckmücken. Während der Jagd stößt die Rauhhautfledermaus 8 bis 10 Rufe pro Sekunde aus. Die Töne fallen von 70 auf 38 kHz ab. Die Balzrufe liegen bei 17 kHz.