Mückenfledermaus

(Pipistrellus pygmaeus)

Entdeckungsgeschichte einer neuen Pipstrellusart
Seit einigen Jahren gibt es die Gewissheit, dass sich unter der Art Zwergfledermaus zwei Arten verbergen, neben der Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) die Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus).
Bereits Anfang der 1980er Jahre beobachteten der Skandinavier Ingemar Ahlén und andere Fledermausforscher, dass unter den Zwergfledermäusen zwei Phonotypen vorkommen. Die Endfrequenzen dieser Phonotypen liegen in zwei sich kaum überlappenden Frequenzbänder, entweder im Bereich zwischen 40 und 50 kHz mit einem Maximum bei 45 kHz oder im Bereich zwischen 50 und 60 kHz mit einem Maximum bei 55 kHz.

Diese Beobachtung war Ausgangspunkt für die Annahme, dass sich unter der Art Zwergfledermaus zwei Arten ver-bergen. Zunächst sprach man von 45 kHz und 55 kHz Zwergfledermaus. Um die Jahrhundertwende gelang es u. a. MAYER & V. HELVERSEN (2001b) mit Hilfe molekularbiologischer Methoden nachzuweisen, dass es sich um 2 verschiedene Arten handelt. Nachdem damit eine sichere Artzuweisung möglich war, konnten auch morphologische Unterschiede (Unterschiede der Körpermerkmale) festgestellt werden.

Erkennungsmerkmale

  • Die Endfrequenz der Mückenfledermaus liegt immer über 50 kHz.
  • Flügel und Gesicht der Zwergfledermaus sind dunkler als die der Mückenfledermaus.
  • Das Ohrinnere der Mückenfledermaus ist immer heller.
  • Das Gesicht der Mückenfledermaus ist kürzer, die Stirn wirkt da-durch steiler.
  • Deutliche Behaarung der Schwanzflughaut bei der Mückenfledermaus ähnlich wie bei der Rauhhautfledermaus.
  • Zwergfledermäuse haben einen grauen Penis, die Mückenfledermäuse einen gelborangenen.
  • Adulte Männchen der Mückenfledermäuse riechen intensiv, für Zwergfledermäuse ist das nicht bekannt.
  • Die Muster der elastischen Fasern im Flügel zwischen dem Unterarm und dem 5. Finger der Armflughaut unterscheiden sich bei Zwerg- und Mückenfledermaus.

Quartiere
Sommerquartiere befinden sind häufig in Häusern und Kästen in Wald- und Gewässernähe, Winterquartiere in tiefen Mauerspalten und Baumrissen.

Jagdhabitate, Jagdverhalten und Nahrung
Mückenfledermäuse jagen in Auwaldbereichen, lichten Eichen- und Hainbuchenwäldern, an Strauch- und Baumhecken. Besondere Bedeutung haben Gewässer, die von Gehölzen begleitet werden und ausgedehnte Buchenwälder.
Mückenfledermäuse fliegen schnell und gewandt im freien Luftraum in 3 bis 6 m Höhe im Abstand von einem bis mehreren Metern zur Vegetation. Zur Nahrung gehören kleine Fluginsekten, insbesondere Zuckmücken (Chironomidae). Beobachtet werden Mückenfledermäuse auch an Konzentrationspunkten von Insekten wie Straßenlaternen und einzeln stehenden Bäumen.

Fortpflanzung
Die Jungtiere werden ab Ende Juni geboren. Abhängig von der Witterung werden die Jungen ab Mitte/Ende Juli flügge.
Die Paarungszeit beginnt ab August. Die Männchen werden territorial, d. h. sie besetzen Fledermauskästen oder Baumhöhlen, die sie gegen an-dere Männchen verteidigen und locken mit Balzrufen und Balzflügen Weibchen dorthin. Die Balzrufe ähneln denen der Zwergfledermäuse sind aber im Mittel etwas kürzer und höherfrequent.

Gefährdung
Eine mögliche Gefährdung der Art kann zurzeit nicht sicher abgeschätzt werden. Da sie wasserreiche Jagdhabitate bevorzugt, kann durch die Trockenlegung von Feuchtgebiete potenziell Gefährdung ausgehen. Daneben führt der Verlust von Gebäudequartieren zur Beeinträchtigung der Art.

Schutz
Die wichtigsten Schutzmaßnahmen dürften die Erhaltung von gewässernahen Laub- und Mischwäldern mit höhlenreichen Altholzbeständen und Erhalt bekannter Quartiere sein.