Der Dompfaff
Wenn Sie im Garten ein Futterhaus haben, freuen Sie sich sicher besonders über einen Gast, der den grauen Wintertag etwas bunter macht. Das leuchtende Rot steht in schönem Kontrast zu dem silbergrauen Rückengefieder und der tiefschwarzen Kappe. Sie und die etwas dickliche Gestalt haben dem Vogel wohl den Namen Dompfaff eigebracht. Der weitere Name Gimpel ist vom mittelhochdeutschen „gumpen“ = hüpfen abgeleitet. Da sich der Vogel tatsächlich auf dem Boden ungeschickt hüpfend bewegt und leicht gefangen werden kann, nennt man einen einfältigen Menschen auch heute noch manchmal Gimpel. Horst Stern (1922-2019), Wissenschaftsjournalist, Dokumentarfilmer und Mitbegründer des BUND, widerlegte die landläufige Meinung von der Dummheit des hübschen Vogels mit folgender Beobachtung: In einem großen Flugkäfig befanden sich neben anderen Singvögeln auch ein Kleiber und ein Gimpel. Der Kleiber hatte die Angewohnheit, Teile des angebotenen Futters in einer Ritze zu verstecken. Mit schiefgelegtem Kopf beobachtete der Gimpel ihn dabei und sobald der Kleiber ihm den Rücken kehrte, holte er sich die versteckten Leckerbissen heraus.
Auch seine Fähigkeit, Melodien zu erlernen, spricht nicht gerade für Einfältigkeit, wurde ihm aber im 19. Jahrhundert fast zum Verhängnis. Jährlich wurden in Deutschland zwischen 100 und 200 zehn Tage alte Junge aus den Nestern geholt, gehegt und gepflegt und „trainiert“. Man spielte ihnen auf einer sogenannten Vogelorgel immer wieder dieselbe Melodie vor, bis sie sie perfekt nachpfeifen konnten. Besonders gewinnbringend waren Vögel, die nach England exportiert wurden, um dort den Damen der Gesellschaft das „God Save the Queen“ vor zu pfeifen. Gut, dass diese Zeiten endgültig vorbei sind!