Die Schwalbe und die Eule
„Ich habe auf meinen Reisen die halbe Welt gesehen und bin reicher an Erfahrung als alle Vögel“, sprach die Schwalbe zur Eule. „Wie kommt es, dass man deine Weisheit rühmt, obwohl du im Dunkeln sitzest und kaum deinen Felsen verlässt?“
„Ich sehe am schärfsten mit geschlossenen Augen und meine Gedanken reichen weiter als deine Flügel!“, antwortete die Eule.
(Fabel, Anonym)
Ein bisschen anders sah es Eugen Roth (1895-1976):
„Die Eule ist (lateinisch strix)
berühmt ob ihres scharfen Blicks.“
Und dann fährt er fort:
„Der Eule Weisheit ist nur Trug.
Sie scheint bloß durch ihr Schweigen klug.
Bei Mondlicht sitzt sie nachts herum –
das hält man dann für Studium.“