Pünktlich ab dem 1. Mai flitzen sie in Leverkusen wieder über die Wupper, schießen pfeilschnell zwischen den Häusern in Wiesdorf umher und stoßen dabei ihre schrillen Rufe aus: Die Mauersegler sind zurückgekehrt aus ihren südlich der Sahara gelegenen Überwinterungsgebieten. Auf ihren Tausende von Kilometer langen Zugstrecken können sie sich nicht für kurze Rast machen, da ihre Beine und Füße bis auf vier gekrümmte, nadeldünne Krallen, mit denen sie sich nicht wieder vom Boden abstoßen könnten, zurückgebildet sind.
Der Mauersegler
Der wissenschaftliche Name Apus apus kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „fußlos“. Die unter das Gefieder gesteckten Füße, der Körperbau mit den langen, sichelförmigen Flügeln und der kurze gegabelte Schwanz weisen wie bei kaum einem anderen Vogel auf die enorme Anpassung an den Lebensraum hin. Mauersegler sind – wie Horst Stern sagt – „Kinder der Lüfte“, mit nur zwölf Flügelschlägen pro Sekunde kommen sie auf Geschwindigkeiten von 60 – 100 km/h. Nahezu ihr ganzes Leben spielt sich im Luftraum ab: Sie jagen meist in großer Höhe, wobei sie gezielt in der Luft schwebende Insekten anfliegen und erst beim Zugreifen den Schnabel öffnen. Da die Flughöhe mit dem Nahrungsangebot schwankt, kann man sie bei schlechtem Wetter auch flach über dem Boden fliegen sehen. Blattläuse, Käfer, Fliegen und Hautflügler sind ebenso wie Bienen, Wespen oder Ameisen bevorzugte Beutetiere.
Auch ihren Durst stillen sie natürlich fliegend, indem sie im schnellen, geraden Gleitflug Wasser aufnehmen. Die Paarung, die Gefiederpflege und das Sammeln von Nistmaterial – leichte Halme, Blätter und Federn, die mit Speichel zusammengeklebt werden – erfolgen, wie sollte es anders sein, im Flug; nicht einmal zum Schlafen verlassen sie ihr Element Luft.
Ihre Nester bauen diese Flugkünstler in hoch gelegene Nischen und Spalten aller Art, im Siedlungsraum bevorzugt unter Dachrinnen, Jalousienkästen, in Lüftungssteinen oder sonstigen Hohlräumen. Die zwei bis drei weißen, elliptischen Eier werden in 18 bis 25 Tagen ausgebrütet, bis zum Flüggewerden vergehen – je nach Witterungslage – noch einmal 37 bis 56 Tage. Mit prall gefülltem Kehlsack fliegen beide Altvögel unermüdlich das Nest an; wird die Zeit zwischen den „Mahlzeiten“ wegen nasskalten Wetters zu lang, verfallen die Nestlinge in eine Art „Hungerschlaf“ und können so bis zu zwei Wochen ohne Nahrung überleben.
Wie sehen sie denn nun aus, diese „Beherrscher der Lüfte“? Ungeübte Beobachter könnten sie mit den Schwalben verwechseln, beim genaueren Hinschauen fallen jedoch die wesentlich größere Flügelspannweite (über 40 cm) und die durchgehend bräunlich – bis rußschwarze Färbung auf – der grauweiße Kehlfleck ist nur selten gut zu erkennen. Außerdem bietet eine naturferne Innenstadt wie die in Leverkusen den Schwalben kaum noch Überlebenschancen.
In Deutschland zählt neben dem Mauersegler nur noch der Alpensegler – er brütet in der Gegend von Freiburg im Breisgau – zur Gruppe der weltweit 70 Arten aus der Familie der Segler (Apodidae); europaweit kommen noch der Fahlsegler (vom Osten der Türkei bis nach Spanien im Westen) und der Kaffernsegler (im Süden Spaniens) vor.
Ursprünglich waren die Mauersegler, deren Verbreitungsgebiet sich von Nordafrika und Europa bis in den nordöstlichen Teil der Mongolei erstreckt, Felsen und Baumbrüter. Im Laufe der letzten Jahrhunderte wurden sie jedoch immer mehr zu Bewohnern menschlicher Siedlungen, da Altholzbestände und Waldflächen ohne forstliche Nutzung zunehmend vernichtet wurden und werden.
Noch gelten die Bestände von etwa 400.000 bis 900.000 Brutpaaren in Deutschland als gesichert, drastische lokale Einbrüche wie in Leverkusen auf Grund von Brutplatzverlusten durch Gebäudesanierung sollten uns jedoch zu denken geben.
Allerdings kann auch hier der Menschen helfend eingreifen und ausgleichen.
Bei der Sanierung ist es wichtig, an den Mauersegler (oder auch z. B. Fledermäuse) zu denken. Es gibt Einsetzkästen, die entweder im Rohbau oder auch für die nachträgliche Montage bzw. der Integration in Wärmedämmungssystem geeignet sind. Wichtig ist immer, dass vor dem Höhlenkasten genügend Platz ist und er in einer Höhe von mindestens 5 m angebracht ist. Denn die Vögel fliegen direkt von vorne oder unten das Einflugloch an.
Gebäudesanierungen und Dämmung sind ein Beitrag zum Klimaschutz und gut und richtig, den Artenschutz dabei im Auge zu behalten ist aber genauso wichtig.
Zu Recht haben also der Naturschutzbund Deutschland NABU und der Landesverband für Vogelschutz in Bayern (LBV) erneut einen Kulturfolger und echten „Städter“ zum „Vogel des Jahres 2003“ gewählt. Menschlicher Ordnungssinn duldet nur ungern Nischen und Lücken, die für die ortstreuen Mauersegler als Brutplätze von überlebenswichtiger Bedeutung sind. Aber selbst offen gelassene Hohlräume oder Nistkästen nützen nichts, wenn das Futter fehlt. Trotz mancher „Unordnungsoasen“ gibt es auch in Leverkusen immer noch zu viele sterile, exotenbesetzte, aufgeräumte Gärten, die kaum fliegende Nahrung für „Mauerseglerleckerbissen“ bieten.
Es wäre doch jammerschade, wenn wir die wohlvertrauten Rufe nicht mehr hören und die schlanken, eleganten Vögel hoch am Himmel und tief in den Straßenfluchten nicht mehr fliegen sehen könnten.
Wer sieht den ersten? – die Mauersegler werden erwartet!
Jedes Jahr im Mai wird in Leverkusen die Ankunft der Mauersegler erwartet. Sie ziehen von ihrem Winterquartier in Afrika wieder zur Brutzeit zu uns und kommen normalerweise um den 1. Mai bei uns an. Dann kann man sie an ihren schrillen Rufen an Leverkusens Himmel hören, wenn sie in großen Gruppen ihre Flieger-Meisterleistung mit Geschwindigkeiten von bis zu 220 km/h zum Besten geben.
Um die Anzahl der Mauersegler in Leverkusen zu schätzen, tragen der Naturschutzbund Deutschland (Stadtverband Leverkusen) und der Bund für Umwelt und Naturschutz (Kreisgruppe Leverkusen) jedes Jahr Daten zusammen.
Dazu bitten sie auch um die Unterstützung der Leverkusener Mitbürger. Besonders interessant ist das Datum der Ankunft der gefiederten Meisterflieger. Diese Informationen dienen u.a. mit als Grundlage für die Bewertung der Auswirkungen des beginnenden Klimawandels.
Melden Sie diese wichtigen Informationen bitte per Email an erich.schulz[at]nabu-leverkusen.de oder per Telefon unter 0214-506424.