Schutz der Artenvielfalt 

Wissenschaftler sind sich einig, dass Artenvielfalt genauso wichtig ist wie sauberes Wasser und saubere Luft.

Artenvielfalt bedeutet eine große Vielfalt unterschiedlichster Lebewesen an einem Ort: im Wasser, im/auf dem Boden und in der Luft – und das in den vielen verschiedenen Lebensräumen überall auf der Welt. Die Tiere und Pflanzen bilden von Natur aus meist artenreiche Lebensgemeinschaften, die voneinander profitieren und voneinander abhängig sind.

Es ist eine wichtige Aufgabe, diese Lebensgemeinschaften zu schützen!

Wofür brauchen wir Artenvielfalt?

Versetzen Sie sich an einen warmen Sommertag:
in einem Garten mit kurzgeschorenem  Rasen und exotischen Stauden werden sich recht wenig Tiere aufhalten, denn dort gibt es nichts zu futtern.
Sitzen Sie jedoch in einem naturnahen Garten, so können Sie sich dort an einer bunten Vielfalt erfreuen: ein schillernder Käfer, der an einem Halm hochkrabbelt, ein tanzender Schmetterling, der Nektar saugt, eine summende Biene, die im Apfelbaum die Blüten besucht und flinke Amseln, die Regenwürmer suchen und uns durch ihren Gesang erfreuen. Wir können uns also immer dann im Garten an der natürlichen Vielfalt erfreuen, wenn viele verschiedene einheimische Pflanzenarten,  Hecken, Teiche und Blumenwiesen dort ein harmonisches Miteinander bilden.

Die ca 1400km lange ehemalige innerdeutsche Grenze war für die Natur zu einem wunderbaren Rückzugsraum in der stark durch den Menschen geprägten Landschaft geworden. Nur durch das unermüdliche Engagement des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) konnten viele dieser Rückzugsgebiete für die Natur gerettet werden („Grünes Band“) und die Artenvielfalt ist dort weiter vorhanden.

Am 22.05. ist übrigens der „Tag der Artenvielfalt“! – ein Tag für den Schutz von etwas sehr Wertvollem: dem Erhalt der Vielzahl der Arten in jedem einzelnen Lebensraum.


Rückgang von Wildkräutern und Insekten

Nur noch eine Frage der Zeit ?

Der Klatschmohn ist die Blume des Jahres 2017. Er gelangte in der Jungsteinzeit mit dem Ackerbau in unsere Breiten. Mit ihrem leuchtenden Blütenrot ist sie eine der farbenprächtigsten Pflanzen in unserer Landschaft und hat impressionistische Maler zu wunderbaren Bildern angeregt. Wie das Blau der Kornblume ist ihr Rot in unserer Vorstellung aus einem wogenden Kornfeld nicht wegzudenken.

Aber hier drängt die Realität schon dieses für viele von uns noch aus der Kindheit stammende Bild zurück. Zwar hat sich der Klatschmohn inzwischen auch andere Biotope erobert – wir finden ihn noch auf Brachflächen und Schutthalden, an Wegen und auf Straßenböschungen, aber aus seinem eigentlichen Reich, den Getreidefeldern, ist er wie andere Ackerwildkräuter durch Herbizideinsatz und Saatgutreinigung weitgehend verdrängt worden. Jede zweite Ackerwildkrautart steht aufgrund intensiver Bewirtschaftungsformen in mindestens einem Bundesland auf der jeweiligen Roten Liste, erfahren wir aus dem Umweltministerium.

Mit der Wahl zur „Blume des Jahres“ wurde die Mohnblume aber nicht um ihrer Schönheit willen ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt – obwohl auch dies ein hinreichender Grund wäre. Es soll mit ihrer Wahl vielmehr auf den erschreckenden Rückgang von Wildbienen und anderen Insekten hingewiesen werden, der in den letzten Jahren alarmierende Ausmaße erreicht hat – mit weitreichenden Folgen für die auf so vielen Kongressen und in so vielen Konferenzen wortreich beschworene Biodiversität.

Etwa 2,5 Millionen Pollenkörner produziert eine einzelne Mohnblüte – eine reich gedeckte Tafel für Insekten aller Art, die dafür sorgen, dass die Welt um uns herum funktioniert! Aber die fortschreitende Industrialisierung der Agrarwirtschaft mit ihrem ständig wachsenden massiven Einsatz von chemischen Düngemitteln und Pestiziden lässt keinen Platz mehr für „unproduktive“ Wildkräuter und ungebetene tierische Gäste. So zerstört sie systematisch die Ökosysteme, auf die sie selbst angewiesen ist.

Die Weltnaturschutzkonferenz in Cancún hat im Dezember beschlossen, „dass die Agrarpolitik mit Naturschutzzielen in Einklang gebracht werden soll“. Fast gleichzeitig haben die Monsanto-Aktionäre dem Mega-Deal Bayer-Monsanto mit großer Mehrheit zugestimmt. Und Bayer-Chef Werner Baumann wartete ungeduldig darauf, dass die Übernahme endlich die letzten behördlichen Hürden nimmt. Dass der NABU ihm den „Umwelt-Dinosaurier des Jahres“ verliehen hat, wird ihn ebenso wenig stören wie die Ablehnung dieses todbringenden Geschäfts unter Wirtschaftsriesen in weiten Teilen der Gesellschaft.

Durch sinnvolle Subventionen und Ideen von höchster Ebene (Vertragsnaturschutz, Greening, Lerchenfenster, …) wird immer wieder versucht, Landwirte in Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt einzubinden. Dennoch hat immer noch derjenige, der nicht nachhaltig wirtschaftet, einen Wettbewerbsvorteil. Und so landen weiterhin mehr als 40 000 Tonnen Pestizide jährlich allein auf deutschen Äckern. Glyphosat und viele andere Herbizide werden in der Agrarwirtschaft unter der Rubrik ,,Pflanzenschutzmittel“ geführt – gäbe es eine Wahl zum „Unwort des Jahrhunderts“, stünde dies ganz sicher oben auf der Kandidatenliste!

Um das Artensterben aufzuhalten, ist eine umfassende Agrarwende notwendig. Naturverträgliche Formen der Landnutzung können Lebensräume für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten bieten. Dass Landwirtschaft ohne Gift möglich ist, beweist der ökologische Landbau seit Jahrzehnten. Der aber funktioniert nur, weil er unabhängig ist von den Strukturen der Agrarkonzerne, für die Saatgut kein Kulturgut mehr ist, sondern ein Mittel zu noch mehr Wirtschaftswachstum auf Kosten der Natur.
Sie wissen ja: Mit dem Einkaufskorb können auch Sie ihn unterstützen! – es ist höchste Zeit!


Artenvielfalt im Garten

Und: was hat mein Meisenkasten mit Klimaschutz zu tun?

Der Schutz der biologischen Vielfalt von Pflanzen und Tieren (Biodiversität) ist überall auf der Erde dringend notwendig.
In Deutschland gibt es etwa 20 Millionen Gärten und Kleingärten – und damit eine enorm große  Möglichkeit etwas für die Natur zu tun. Bunte Wildblumenwiesen, natürliche Verstecke und heimische Gehölze bieten Insekten, Vögel, Igel und Co. im Garten eine Heimat. So gibt es viele „einfache“ Möglichkeiten zuhause im eigenen Garten etwas für die Artenvielfalt und darüber hinaus auch für den Klimaschutz zu tun. Das ist dringend notwendig, denn durch den Klimawandel bekommen immer mehr Arten richtig Stress.

Die von uns Menschen vorgefundene riesige Anzahl verschiedener Pflanzen und Tieren – die biologische Vielfalt – hält unser natürliches System auf der Erde im Gleichgewicht.
Die Stabilität dieses Ökosystems, in dem wir Menschen auch ein Teil sind, basiert erwiesenermaßen auf der unfassbar großen Anzahl von Tieren und Pflanzen. Prognosen zufolge könnten klimatische Veränderungen bis zum Ende dieses Jahrhunderts eine große Gefahr für die biologische Vielfalt werden: Klimazonen verschieben sich, häufiger auftretende Extremereignisse wie Starkregen, Sturmfluten oder Hitzewellen haben negativen Einfluss auf die Artenvielfalt und damit auf die der Ökosysteme.

Ingrid Mayer, Sprecherin des BUND Leverkusen betont: „Es ist zwingend notwendig, dem Schutz der Biodiversität zu einer größeren Bedeutung in Politik und Öffentlichkeit zu verhelfen. Dazu haben wir viele Chancen. So z.B. dass bald bei jedem Neubau von Gebäuden in Leverkusen Nisthilfen, Dachbegrünung oder naturnahe Wiesen Standard eingeplant sind“.
Jede Verlangsamung des Klimawandels, also jede Reduktion des CO2-Ausstoßes, gibt den Arten und Lebensgemeinschaften mehr Zeit, sich „zu erholen“ und an die veränderten Umweltbedingungen anzupassen.
Andersherum können intakte und vernetzte Ökosysteme zum Klimaschutz beitragen, indem sie in der Funktion als Kohlenstoffsenken große Mengen an Kohlendioxid speichern oder aber die Auswirkungen des Klimawandels „abpuffern“. Und je größer und stabiler die Vielfalt der Arten, Gene und Ökosysteme ist, desto besser werden auch wir Menschen mit den klimatischen Bedingungen der Zukunft zurechtkommen.

Erich Schulz, Vorsitzender des NABU Leverkusen zeigt auf: „Erfreulicherweise sind die Chancen der Förderung der biologischen Vielfalt im Garten sehr groß. Sie beginnt bei Nisthilfen für Meisen, Spatzen, Schwalben oder Mauersegler, dem Anpflanzen von einheimischen Bäumen und Blumenstauden, aber auch Reisighaufen für Igel oder Rotkehlchen, der Anlage eines naturnahen Teiches oder der Verringerung der Versiegelung im Garten.“ Wichtig ist, dass in jedem Garten viele der bei uns einheimischen Blumen und Sträucher vorhanden sind. Denn nur diese bieten unseren Vögeln oder Schmetterlingen ein reichhaltiges Nahrungsangebot. So bietet der Goldregen nur 4, Kirschlorbeer nur 3 Vogelarten Nahrung, während der einheimische Weißdorn 30 Vogelarten Nahrung bietet. Der schwarze Holunder ist da noch besser, bei ihm finden über 60 Vogelarten einen reich gedeckten Tisch.

Viele Tipps zu Ihren Chancen für mehr Natur im Garten finden Sie auch unter www. bund-leverkusen.de oder www.nabu-leverkusen.de .