Natur ist endlich … auch in Leverkusen !

Die Natur in Leverkusen muss leben!

Überall Flächenverbrauch durch Strassen, Industrie und Häuser, eine intensive  Landwirtschaft, reine Nutzwälder, Steinwüste in Gärten usw. Wo bleibt da die Natur?
Bei einer Pressekonferenz am 07.02.2017 haben die Leverkusener Naturschutzverbände NABU und BUND viele Punkte aufgelistet, die Indizien für einen problematischen Umgang mit der Natur sind und eine kleine Auswahl an Faktoren, die die Natur schädigen.

A) Abnahme unserer Vögel

Die Zahlen in Leverkusen sprechen eine deutliche Sprache:
Feldlerche: in den 80ern hörte man sie über jedem Acker, heute nur noch 2 Brutpaare in Lev
– In den 80ern hatten wir bis zu 30 Brutpaare des Kiebitzes, heute nur noch 4 in ganz Lev
Uferschwalbe – von über 100 auf vielleicht 8 Brutpaare
Gartenrotschwanz – von über 100 auf vielleicht 1 Brutpaar
Nachtigall – von 20 Brutpaaren auf max. ein Brutpaar
– Der Kuckuck ist bei uns verschwunden.

Und die Liste könnten wir leider noch beliebig fortsetzen!

B) Abnahme der Insekten

Geradezu apokalyptisch mutet das leise Sterben der Insekten an – bis zu 80% Reduktion der Menge (Biomasse) in den letzten 30 Jahren. Und wovon sollen sich die Vögel ernähren?

Schmetterlinge sind fast verschwunden in Leverkusen. Wenn, sieht man vielleicht noch einen Admiral, Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs und Kohlweißling. Noch vor 140 Jahren wurden im Wuppertaler Raum 60 verschiedene Arten von Tagfaltern nachgewiesen. Diese wurden bereits bis 1980 auf 30 reduziert und beschränken sich jetzt nur noch auf 5 Arten.
90% Rückgang in 30 Jahren: In den 1990er Jahren konnte man in den Wäldern auf dem Villerücken zwischen Erftstadt, Brühl und Weilerswist noch bis zu 300 Schmetterlinge einer einzigen Art beobachten. 2016 waren es nur noch 30 Tiere.

Dieser dramatische Rückgang liegt einerseits an der Art und Weise der Bestellung der Flächen durch die Landwirte und andererseits an den langjährigen Aktivitäten des Menschen im Bereich der Insektenvernichtung. Ältere von uns erinnern sich noch an die Fahrten mit dem Auto in Ihrer Kindheit. Die Frontscheibe war nach kurzer Zeit im Sommer voll mit Insektenresten – vergleichen Sie dies einmal mit heute. Das belegen auch Zählungen z.B. in Krefeld hat der Bestand der Insekten um ¾ abgenommen. So kann man sich vorstellen, dass ein Rebhuhn, welches seine Jungen hauptsächlich mit Insekten ernährt, allein aufgrund des Nahrungsmangels kaum noch Nachwuchs haben kann.

Insekten sind ein wichtiger Teil des Regelsystems der Natur: Ein Hornissenvolk zum Beispiel (ca. 500 Tiere) kann am Tag bis zu 500gr Fliegen, Käfer, Mücken, Wespen fressen!
Allein der Wert der Bestäubungsleistungen von Kulturpflanzen durch Insekten (v.a. Honig- und Wildbienen) beläuft sich in der BRD auf ca. 2,5 Milliarden Euro!

C) Abnahme der Blumen

Den Anblick von bunten Blumen beim Spaziergang in Leverkusen oder in Feld und Wald genießen zu können ist inzwischen bei uns Fehlanzeige. Flockenblumen, Kornrade, Kornblume, wilde Veilchen, Wiesenknopf, bunter Hohlzahn, Wiesen-Bocksbart oder die echte Nelkenwurz werden Sie in Leverkusen kaum noch finden. Kein Kind kann mehr wie früher auf Blumenwiesen einen Strauß bunter Blumen für seine Mutter pflücken oder einen Kranz für die Haare binden. Wenn, dann findet es nur noch Löwenzahn oder Gänseblümchen.

Es steht schlecht um die Pflanzenwelt: inzwischen sind weltweit 1/5 aller Pflanzenarten vom Aussterben bedroht!
Die größte Bedrohung für die Vielfalt von Pflanzen geht von der Landwirtschaft, der Holzgewinnung und der Ausdehnung menschlicher Siedlungen aus.

D) Abnahme der Lebensräume

Die Unterschiedlichkeit der Lebensräume (Biotope) ist die Grundlage für das Vorkommen von verschiedenen Tieren und Pflanzen. Wir alle kennen die Heide mit blühendem Heidekraut und zwitschernden Vögeln. Auch in Leverkusen gab es bis in die 60er Jahre Heide: die Fixheide. Sie ist inzwischen vollständig verschwunden.

So geht es vielen der 690 Biotoptypen in Deutschland. Davon sind nur noch ¼ nicht gefährdet. Und häufig ist diese Naturzerstörung und damit die Zerstörung des Lebensraumes unserer Enkel absolut sinnlos. Entsetzt sehen wir jede Menge torfhaltige Erde in Supermärkten oder Baumärkten. Der unnötige Abbau der Moore für unsere Gartenerde treibt den Klimawandel voran und vernichtet den Lebensraum des Birkhuhns. Und das alles, obwohl seit Jahren die Alternativen bekannt sind.

Von den Biotoptypen sind in NRW 32% durch Landwirtschaft und 22% durch Eutrophierung bedroht. Es wurde ein Rückgang der wertvollen Ökosysteme Ackerbrache von 2006 bis 2016 um 87 % festgestellt – dort leben jetzt keine Insekten, Pflanzen oder Vögel mehr.

Dies ist nur ein Teil der erschreckenden Bilanz unserer menschlichen Aktivitäten der letzten Jahre.
Nun denkt sich sicher so manch ein Leverkusener zu recht – ich hab doch nie aktiv etwas gegen die Natur getan, wie konnte denn diese immense Naturzerstörung passieren, ohne dass ich davon etwas mitbekommen habe. Nun, die Hintergründe sind vielfältig und im Folgenden werden einige aufgezeigt:

Die Ursachen

1) Flächenversiegelung in Leverkusen, NSG in LEV

Leverkusen wird immer mehr zugebaut. Bereits mehr als 50% unserer Fläche haben wir bebaut. Der Rest ist durch ein intensives Straßennetz (2 Autobahnkreuze….) zerschnitten und befindet sich daher an der unteren Grenze für eine akzeptable Lebensqualität.

Unsere Naturschutzgebiete umfassen nur 2,25 % der Fläche von Leverkusen. Wir nutzen in Leverkusen 10 x so viel Flächen für Autos und 6 x so viel Flächen für unsere Erholung.
Die tägliche Neu-Inanspruchnahme der Siedlungs- und Verkehrsflächen in NRW beträgt: ca.10 ha (ca 14 Fußballfelder)
Wir müssen akzeptieren, dass wir an einer Grenze angekommen sind. Wir Menschen vor Ort sind es nicht gewöhnt, in dem Bereich der Flächennutzung eine Grenze zu akzeptieren. Daher ist der Blick von außen hilfreich – so stellen z. B. die Enquete-Kommission des Bundestages oder die Städtebauministerin Ilse Brusis einvernehmlich fest: „Der heutige starke Flächenverbrauch muss unbedingt reduziert werden“.

2) Landwirtschaft

In Deutschland kommen ca. 580.000 Tonnen (t) Stickstoff in die Oberflächengewässer – in NRW stammen mehr als 50% aus der Landwirtschaft. Ein Viertel des deutschen Grundwasservorkommens ist aufgrund der hohen Nitratbelastung in einem schlechten chemischen Zustand.

– Gülle macht unser Land kaputt! Die Ursachen der Überdüngung sind: zu hohe Tierbestände und zu geringe Lebensmittelpreise. Nitrat ist nicht nur für uns Menschen schädlich, die Überdüngung tötet auch Schmetterlinge & Co., Kornblumen, Klatschmohn (100 bisher auf Äckern vorkommende Pflanzenarten sind verschwunden). Es ist für alle offensichtlich der falsche Weg. Da wir Deutschen aber immer noch nicht reagieren, haben wir schon ein Mahnverfahren der EU am Hals.

– Wiese ist nicht gleich Wiese: Durch Intensivierung der Landwirtschaft sind von den 450 Pflanzenarten, die überwiegend auf Grünland wachsen, 44 % gefährdet. Nur noch 2,2% der landwirtschaftlich genutzten Flächen sind von hohem Wert für die Natur. Es gibt inzwischen auch detaillierte wissenschaftliche Empfehlungen für den Mindestumfang von Schutzmaßnahmen für Feldvögel. Darin wird gefordert, dass der Anteil des Extensiv- oder ungenutzten Ackerlandes mindestens 10 % der Ackerlandfläche betragen soll. Bei Grünland sollen mindestens 30 % extensiv genutzt werden. Weiterhin gibt es klare Hinweise, dass die landwirtschaftlichen Flächen mindestens mit 5 % Brache und Gehölze durchsetzt sein sollen.

– Gifte: Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt die Zahl der jährlichen Pestizidvergiftungen auf 3 – 25 Millionen Menschen. Mindestens 40.000 Fälle pro Jahr verlaufen tödlich – bei einer hohen Dunkelziffer. Ein Problem ist auch der Pestizidcocktail – die Auswirkungen auf die Umwelt und den Menschen sind unklar. Untersuchungen von Obst und Gemüse ergaben bis zu 13 verschiedene Pestizide in einer Probe. In rund 81 Prozent der konventionell produzierten Frischware waren Pestizide nachweisbar (450 Stichproben).

3) Verkehr, Feinstaub

Der Leverkusener Lungenarzt Norbert Mülleneisen hat im Vergleich zu dem Bereich Nordrhein ermittelt, dass in Leverkusen doppelt so viele Atemwegserkrankungen und fast dreimal so viele Asthmaanfälle registriert werden.

Leverkusen ist NRW Spitzenreiter bei den ermittelten Werten von Stickoxiden in der Luft, gemessen an der Gustav-Heinemannstraße in Manfort mit 45 µg/Kubikmeter Luft (2016) und liegt damit deutlich über dem gesetzlichen Grenzwert. Der Feinstaub liegt gerade noch innerhalb der politisch festgelegten Toleranzbereiche, aber der entscheidende Ultrafeinstaub wird gar nicht gemessen (siehe auch Resolution der Leverkusener Ärzte übergeben an die Bundesregierung).

Die Stickoxide greifen die Atemwege an. Europaweit werden pro Jahr mehrere 10.000 vorzeitige Todesfälle darauf zurückgeführt. Dieselmotoren stoßen besonders große Mengen von Stickoxiden aus. Weiterhin emittieren Dieselmotoren auch Rußpartikel, die zusammen mit andere Teilchen den krebserregenden Feinstaub bilden.

Wir haben dreimal so viel Todesfälle durch Stickstoffdioxid wie durch Verkehrsunfälle.
Und zusätzlich: Diesel-Emissionen halbieren die Anzahl an Aromen, die für Bienen erkennbar sind und die sie brauchen, um Nahrung zu finden.

Folgen hoher Feinstaubbelastung: Die Lebenserwartung sinkt um 1,5 Jahre, 3x so viele tödliche Herzinfarkte, Erhöhung des Schlaganfallrisikos um etwa 17% Die Intelligenz nimmt ab: Eine Erhöhung der Feinstaubbelastung von 10 µg/m3 lässt das Gehirn um zwei zusätzliche Jahre alter.

Woher kommt der Feinstaub in der BRD: Verkehr: 25-30%, Heizung: 25-35%, Agrarsektor: 22%.

Mäßigung beim Fleischverzehr wäre eine schnelle und wirkungsvolle Maßnahme zur Reduzierung des Feinstaubs hat z.B. die Uni Stuttgart ermittelt.

Tote durch Umweltgifte in der BRD/Jahr (Pestizide/ Feinstaub): 40.000 Todesfälle in DEU in 2015 in Verbindung mit Feinstaubbelastung.

4) Lichtsmog

Die Beleuchtung hat leider den Effekt, dass Zugvögel in ihrer Orientierung gestört werden, der Biorhythmus der Vögel gestört wird und Nachtschmetterlinge & Co durch das Licht angezogen werden. Dadurch entsteht eine starke Beeinträchtigung des Ökosystems.

Daher muss die nächtliche Beleuchtung in Leverkusen minimiert werden. Besonders wichtig ist dies in Bereich unserer Flüsse und Bäche, Wälder und Landschaftsschutzgebiete. Insektenverluste durch Nachtbeleuchtung im Sommer in Deutschland: an jeder Straßenlampe werden ca. 150 Insekten/Nacht getötet: in Deutschland jede Nacht über eine Milliarde Nachtschmetterlinge & Co. Hochgerechnet auf alle Lichtquellen in Deutschland dürften jedes Jahr mehrere Billionen nachtaktive Lebewesen im gleißenden Schein verenden. Außerdem kostet es uns alle jede Menge Geld und die dafür nötige Stromproduktion verschlechtert das Klima.

5) Tunnel, Giftmülldeponie

Wir fordern einen Tunnel, und zwar den langen Tunnel, weil
– im Tunnel die Abgase gesammelt, gefiltert und die Feinstaubbelastung gemildert,
– die Lärmbelastung reduziert,
– die Megastelze vermieden würde und,
– was ganz wichtig ist, die Eingriffe in die Mülldeponie unterbleiben könnten.

6) Baumschutzsatzung

Ohne Baumschutzsatzung geht es nicht. Unsere Bäume brauchen dringend Schutz!

Wenn wir die Anrufe all derer zählen würden, die – tränenerstickt oder wutentbrannt – uns berichten, dass wieder ein Baum gefällt worden ist oder auf der „Abschussliste“ steht: Es kämen viel zu viel zusammen, und jedes Mal müssen wir gestehen, dass wir nicht helfen können – wir leben in einer Stadt, in der Bäume „Freiwild“ sind. Ob unser nächster geplanter Vorstoß, etwas für ihren Schutz zu tun, auf offene Ohren stößt, wagen wir zu bezweifeln, aber wir versuchen es trotzdem!

7) Öffentliche Grünflächen

Hier dominiert pflegeleichtes Einheitsgrün, bestehend leider aus häufig ökologisch wertlosen Exoten. Der Rasen ist kurzgeschoren und kann so kaum noch Sauerstoff bilden.

Um den jährlicher Sauerstoffbedarf eines Menschen zu produzieren brauchen wir bei ungemähtem Rasen nur 1,5 m². Englischer Rasen ist bedeutend uneffektiver: hier braucht man bis zu 40 m².

8) Anzahl städtische Mitarbeiter im Artenschutz

In Leverkusen gibt es zum Schutz der Restnatur nun wirklich genug zu tun. Täglich erleben wir, wie Naturzerstörungen in Landschaftsschutzgebieten erfolgen, wie BürgerInnen Naturschutzgebiete betreten, Hecken in der Brutzeit geschnitten werden, Bebauungspläne mit viel zu geringer Rücksicht auf die Natur entwickelt und durchgeführt werden – kein Wunder, wenn kaum fachkundiges Personal im Bereich des Artenschutzes vorhanden ist. Auf die Hälfte geschrumpft: Schon seit Jahren gibt es von ursprünglich 3,5 Stellen nur noch 1,75 Stellen!

9) Vorbild Stadt – nachhaltige Beschaffung

Durch nachhaltige Beschaffung kann die Kommune Vorbild sein: die Natur und Umwelt schützen und für soziale Standards bei der Herstellung der Produkte sorgen.

Wir kennen keinen durchgeführten Beschluss der Stadt, diesen Standard umfassend zu realisieren! Wie kann sie dies dann von ihren Bürgen fordern?

Dabei ist es leicht – Unterlagen über die Vorgehensweise gibt es ausreichend im Netz:

  • zunächst erfolgt die Entwicklung des eigenen Leitbildes, in dem Ziele für nachhaltiges Handeln festgeschrieben werden.
  • Dann sollte das eigene Beschaffungsportfolio nach Verbesserungsmöglichkeiten im Sinne von Umwelt- und Sozialstandards untersucht werden.
  • Dann erfolgt die Auswahl der Produkte und Dienstleistungen nach dem zukunftsfähigen Dreiklang: Günstig, Fair und Ökologisch.

10) Katzen

In Deutschland gibt es ca. 8 Millionen Hauskatzen! In Leverkusen gibt es Gegenden, in denen in jedem Garten eine Katze herumstrolcht. Dass da natürlich Amsel, Kohlmeise und Rotkehlchen beim Nachwuchs große Verluste haben, ist leider traurige Realität. Wenn jede Katze nur einen Vogel fangen würde, bedeutet das 8 Millionen tote Vögel! In der freien Landschaft sind verwilderte Hauskatzen ein riesiges Problem: Sie können zum Verschwinden angeschlagener Populationen von Bodenbrütern führen (z.B. Feldlerche).

11) Landschaftsplan

Längst überholt – mehr als 30 Jahre alt! Der jetzige ist von 1987 und entspricht natürlich in keinster Weise dem aktuellen Bedarf des Schutzes der Natur in Leverkusen. Beispiel Naturschutzgebiete: Mit nur 2,25 % unserer Fläche liegen wir stark unter dem Landesdurchschnitt– landesweit gibt es im Durchschnitt 7 mal so viel Naturschutz (in NRW sind 8 % der Fläche unter Naturschutz). Das Landesziel sind zur Zeit 15% Schutzfläche. Der Landschaftsplan soll seit Jahren neu aufgelegt werden. Er liegt fertig vorbereitet in den Schubladen der Verwaltung. So geht es nicht weiter !

12) Vogelschlag Glas

Durch Vogelschlag an Glas werden in Europa etwa eine Viertelmillion Vögel täglich getötet! (pro Jahr: 90 Millionen tote Vögel!!)

13) Waldzustand

Unglaublich: Wir haben das Jahr 2017 und fast 30 Prozent aller Bäume in NRW sind in einem schlechten Zustand, nur 28 Prozent in einem guten (Zahlen 2016). Und das wo wir bereits in den Vorjahren viele kranke Bäume gefällt haben. Die erste Waldzustandserhebung in NRW von 1984 zeigte nur zehn Prozent der Bäume in der höchsten Schadensklasse und 59 Prozent ohne Schäden an. In Leverkusen gibt es nur noch wenige der wertvollen richtig alten Bäume: Unser Holzhunger lässt uns so manche Buche oder Eiche fällen, bevor die Bäume alt genug sind, um z.B. Schwarzspechten einen Platz zum Brüten zu bieten.

Die Eschen in NRW sterben alle durch einen asiatischen Pilz (Falsches Weißes Stängelbecherchen).

Und die Fichten haben die beiden trockenen Jahre fast überall nicht überlebt.

14) Naturzerstörung im Garten

  • Vorgärten: Wer Steinwüste sät, ist auf dem falschen Weg. Boden ist nicht dazu da, unfruchtbar gemacht zu werden und einen nur zweifelhaften ästhetischen Wert zu haben. Er soll für das Ökosystem in der Stadt zur Verfügung stehen und den uns so wichtigen Sauerstoff produzieren und Dreck aus der Luft nehmen.
  • Laubsauger und Laubbläser: Laubsauger verwüsten unsere Gärten und Parks. Mit bis zu 112 Dezibel so laut wie ein Presslufthammer. 350 km erreicht die Luft eines Laubsaugers. Da überlebt nichts. Diese lautstarken und energiezehrenden Geräte saugen mit dem Laub auch die ganze Kleintierwelt auf und häckseln sie. Dabei sind die Kleintiere als Nahrung für die Vögel im Winter lebendsnotwendig.
  • Nackter Boden: Wenn im Garten oder auch in den Parks das Falllaub und sonstiges organisches Material entfernt wird, wird der Nährstoffkreislauf unterbrochen – wir machen uns selber den Garten unfruchtbar.
  • Mischkultur: – extrem sinnvoll, aber immer noch Mangelware
  • überflüssiger Dünger: er kostet nur Geld und verseucht den Boden und das Grundwasser
  • Pestizide: sind im Garten nicht angesagt. Es erreichen uns im Sommer immer viele Anrufe von besorgten Bürgern, bei denen ganze Meisenbruten im Nistkasten gestorben sind …. Bei der Nistkastenkontrolle finden wir viele tote Jungvögel – Pestizide oder Katzen sind die Hauptursachen.
  • Nisthilfen für Vögel: fehlen vielfach
  • Nisthilfen für Insekten: fehlen meist
  • Reisighaufen: – Mangelware – es ist ein Armutszeugnis. Die primitivsten Elemente eines zukunftsfähigen Gartens sind vielfach nicht mehr vorhanden.
  • Englischer Rasen: von vielen auch grünes Leichentuch genannt, hat absolut überhand genommen. Er ist absolut leistungsschwach – es braucht 30 – 40 qm um den Sauerstoffbedarf eines Menschen zu decken. Wunderschöne Blumenwiese schafft dies nur mit der Fläche eines Tisches: 1,5 qm.
  • Einheimische Pflanzen: sie sind leider auf dem Rückzug, Baumarkteinheitsgrün hat Einzug gehalten in unsere Gärten. Monotonie hat sich in den Gärten breitgemacht statt Genuss durch Vielfalt. Viele Schmetterlinge sind an einheimische Gehölze gebunden, da sie die Eier an die Futterpflanzen der Raupen ablegen. So legt der Zitronenfalter seine Eier nur an Kreuzdorn und Faulbaum ab. Der Weißdorn ist ein wertvoller Insektenstrauch für über 160 Arten und die Früchte werden von über 30 Vogelarten gefressen, schwarzer Holunder ernährt 62 Vogelarten, Wildrosen sind Futterquelle für über 100 Insektenarten, darunter zahlreiche Wildbienen, Schwebfliegen und Hummeln.
    Geradezu armselig ist dagegen die Bilanz der nicht einheimischen Sträucher: Goldregen bietet nur 4, Kirschlorbeer 3 und Forsythie nur 1 Vogelart Nahrung.

15) Recycling Papier

„Standardpapier“ zerstört die Natur und unser Klima! 5 kg Papier verbraucht statistisch gesehen jeder Deutsche in der Woche. Aber Papier ist nicht gleich Papier. Standardpapier wird aus dem Holz von intakten Bäumen hergestellt. Für Recyclingpapier hingegen wird nur altes Papier benötigt. Dadurch, dass der größte Teil unseres Papiers „Standard-Papier“ ist, wird für die Erzeugung von 5 kg unnötig so viel Energie verbraucht, dass man damit 170 Kannen Kaffee kochen könnte. Weiterhin werden unnötigerweise mehr als 150l Wasser benötigt. Und es werden jede Menge Bäume gefällt. Für unser Papier werden in Deutschland jährlich über 1 Millionen Bäume abgeholzt. Die fehlen uns bei der Produktion des Sauerstoffs, bei der Bindung von Luftschadstoffen.

16) Nachhaltig schenken

Allein durch das verwendete Einpackpapier zu Weihnachten steigt unser Papierverbrauch in dieser Zeit um 10 % . Und wenn man sich umschaut – der Anteil an Recyclingpapier beim Einpackpapier zu Weihnachten oder Geburtstag ist verschwindend gering. Und das Papier ist durch die Bedruckung mit Farbe und anderen Materialien häufig nicht mehr recyclingfähig.

17) Ökostrom

Ökostrom ist in unseren Haushalten immer noch nicht überall vorhanden. Nur mit Ökostrom erfolgt keine Klimazerstörung und Waldrodungen wie durch Braunkohlekraftwerke. Oder kein unendliches Risiko wie beim Atomkraftwerk. Wir erinnern uns: in den 70er Jahren wurde uns von Seiten der Atomindustrie vorgerechnet, dass es unmöglich ist, dass ein AKW kaputt gehen kann. Und nun kennen wir schon zwei Fälle, bei denen das Unmögliche Realität wurde. Mit Tausenden Toten!

18) Mehrweg-Produkte, Tetrapak, Plastikflaschen, Alubüchsen

Eines der letzten Naturparadiese der Welt, das Donaudelta, war in den 80er noch „sauber“ und 2010 lag alles voller alter Plastikflaschen. Auch in Leverkusen verschmutzen Wupper und Rhein.

80% der Emissionen von Getränkeverpackungen stammen von Einwegverpackungen.

  • 60 % des Wassers wird im Einzelhandel in Einwegverpackungen angeboten
  • 74 % der Erfrischungsgetränke werden im Einzelhandel in Einwegverpackungen angeboten.

Selbst Alu-Getränke-Dosen sind wieder verstärkt auf dem Vormarsch.

Einwegdosen verursachen drei Mal mehr und Glas-Einwegflaschen gar fünf Mal so viele CO2-Emissionen wie Glas-Mehrwegflaschen.

19) Bio-Lebensmittel

Wer Bio-Lebensmittel erzeugt und nutzt kümmern sich maximal um den Erhalt der Natur, das Wohl der Tiere und Pflanzen und das Wohl des Menschen.

Bio-Lebensmittel sind bis zu 30% klimaschonender als konventionelle Lebensmittel.

Der Austrag an Stickstoffverbindungen ist hier bis zu 64 % geringer als auf konventionellen Flächen.

87 Prozent der Bio-Lebensmittelproben enthielten gar keine Pestizide, die übrigen 13 Prozent lediglich Spuren (450 Stichproben)

Ertragsdifferenz zwischen Bio und konventionell kann bis auf 8% gesenkt werden

Und wenn wir überlegen, dass wir jedes achte gekaufte Lebensmittel wegwerfen … !

20) Verpackungen

Die Menge an Verpackungen der deutschen Haushalte nahm seit 1995 um 30% zu.

Plastik: Jedes Jahr gelangen 8 Millionen Tonnnen Plastik in die Meere. Wenn es so weitergeht, kommen 2025 auf 1 Tonne Kunststoff  3 Tonnen Fisch. Im Jahr 2050 befindet sich dann in den Meeren mehr Plastik wie Fisch.

Jeder Leverkusener produziert im Durchschnitt 35 kg Plastikmüll im Jahr. Davon finden wir viel wieder in unseren Feldern und Wiesen. Über den gelben Sack werden nur maximal 36 % wiederverwertet (wenn überhaupt). Der Rest wird verbrannt, deponiert usw. – und das mit wichtigen endlichen Rohstoffen: es entsteht kein neues Öl in absehbaren Zeiträumen auf der Erde!

21) Dachbegrünung

Dachbegrünung hat in Leverkusen immer noch Exotencharakter. Der Schaden dadurch ist enorm: Der Regen fließt direkt ab, gelangt so schneller in die Flüsse, erhöht unnötig die Überschwemmungsgefahr … Wir vertun eine riesige Chance. Denn ohne Dachbegrünung überhitzen die Häuser, es entstehen unnötige Mehrkosten für die Kühlung. Dächer ohne Begrünung können im Sommer 80°C erreichen. Eine Begrünung senkt die Temperatur und kühlt kostenlos.
Photovoltaikanlagen leisten weniger, wenn sie zu stark erwärmt werden. Die Dachbegrünung kühlt und so ergibt sich eine Leistungssteigerung der Module um 4-5%.
Das Potential an CO2 Bindung wird nicht genutzt: Allein eine Moosschicht auf dem Dach bindet so viel CO2 wie Intensiv-Grünland. Dachbegrünung trägt so zum Klimaschutz bei.

Wir brauchen Luft zum Atmen: Der jährliche Sauerstoffbedarf eines Menschen wird produziert von nur 4 m² ungemähtem Grasdach – d.h. ein Garagendach, begrünt und nicht mit Kieselsteinen belegt, erzeugt Sauerstoff für zwei Personen.
5 m² ungemähtes Grasdach bindet 1 kg Schmutz pro Jahr. Hier leben obendrein Schmetterlinge und finden Vögel Nahrung.

22) Fassadenbegrünung

Fassadenbegrünung bieten eine erhebliche Energieeinsparungen:

  • Wandbegrünung kann den Wärmedurchgang um 20% reduzieren
  • kühlt die Wand, dadurch Energieeinsparung bei Kühlung
  • Verbessert die Luft in den Straßenschluchten
  • Bis zu 50% Reduktion der einzusetzenden Primärenergie
  • Ist im Vergleich zu technischem Sonnenschutz 10 % billiger

Fassadenbegrünung hat eine „Trittsteinfunktion“ für zahlreiche Tiere: Insekten, Spinnen, Vögel, Säugetiere (Fledermäuse).

Saubere Luft: Bindung und Filterung von Staub und Luftschadstoffen. So z.B. 2,3 kg CO2/qm bei einer Fassadenbegrünung von 20cm Stärke.

Die Belüftungsfunktion von Begrünung hat große Bedeutung denn:

  • Zunahme warmer Tage (25°) in NRW von heute 26 auf 44 im Jahr 2050
  • Zunahme heißer Tage (30°) von heute 4 auf 15 im Jahr 2050

Lärmreduktion: Messungen bei Wandbegrünung von nur 20cm ergaben bereits eine Reduktion des Schallreflektion um 5dB.

23) Nisthilfen im oder am Haus (geht auch mit Dämmung!)

Hausrotschwanz, Mauersegler, Haussperling, Kohl- und Blaumeise, Mehlschwalbe, Zwergfledermaus – alle willkommene Gäste bei uns am Haus. Sie finden aber in modernen Häusern keine Nische, keinen Spalt zum Brüten mehr.
Bei der – sinnvollen – energetischen Dämmung werden die Spalten verstopft und zugemauert, wo sollen unsere tierischen Untermieter leben ? Nisthilfen sind eine gute Möglichkeit! – speziell für Gebäude gibt es auch entsprechende Bausteine.

24) Salz streuen

Wir hatten in den 80er Jahren das Gefühl, dass Salz streuen endlich vollkommen out war. Und was sieht man inzwischen wieder – riesige Salzdepots bei den Supermärkten und Baumärkten, die alle ihre Abnehmer finden. Und das, obwohl wir wissen, welche große negativen Folgen das Salz auf Pflanzen und Tiere hat – Hundehalter wissen, wie Hunde sich fühlen, wenn sie ihre Salzpfoten ablecken.

In Leverkusen:
Auftauende Stoffe, also Streusalz, dürfen nur in besonders begründeten klimatischen Ausnahmefällen verwendet werden, wie z.B. bei Eisregen sowie bei Hydranten, auf Treppen, Rampen, Brückenauf- und abgängen, Gefälle- oder Steigungsstrecken oder auf ähnlichen Gefahrenstellen. Salz darf aber grundsätzlich nicht auf Baumscheiben und Grünflächen gestreut werden.

Negative Folgen von Streusalz:

  • Entzündung der Pfoten (nicht nur!) von Haustieren
  • Korrosion an Autos, Fahrbahnen, Brücken
  • Schäden für Pflanzen am Straßenrand, besonders im Wurzelbereich
  • Grundwasser Grenzwerte von Chlorid werden überschritten
  • Salzhaltiges Schmelzwasser gelangt in die Gewässer und beeinträchtigt Flora und Fauna
  • Führt zu Bodenverdichtung