Der Vorgarten ist der Teil des Hauses, der Nachbarn, Freunden und Vorübergehenden einen Eindruck von den Bewohnern gibt. Er kann abwechslungsreich, freundlich, einladend sein – oder eine triste graue Schotterwüste, die keine Saite im Betrachter zum Klingen bringt…

Wir rufen dazu auf, die fortscheitende Verwandlung der Vorgärten unserer Stadt in trostlose Steinwüsten aufzuhalten. Sie sehen es beim Gang durch die Stadt: Wo es früher vor den Häusern grünte und blühte, sind die Farben allen Schattierungen von Grau gewichen und es sieht aus wie auf dem Gleisbett einer Bahnstrecke. Besonders in Neubaugebieten reihen sich die öden, lebensfeindlichen Geröllflächen aneinander, die keinen Raum mehr lassen für Pflanzen und Tiere und deren enormer Druck zudem jedes Leben im darunterliegenden Boden abtötet. Zudem stammen die Steine häufig nicht aus heimischen Steinbrüchen, sondern überwiegend aus China oder Indien, wo Kinderarbeit noch gang und gäbe ist.

Vorgarten-Blumenwiese

„Der Vorgarten hat die Aufgabe, einen morgens mutig ins Leben zu entlassen und abends liebevoll zu empfangen.“

Wir wollen anregen, gegen den Strom zu schwimmen, weil wir wissen,

• dass Deutschland unter einem dramatischen Artenrückgang leidet: Mehr als ein Drittel aller Schmetterlings- und Wildbienenarten gelten als gefährdet oder ausgestorben;

• dass Vögel, Insekten und Pflanzen eine grüne Umgebung zum Überleben brauchen;

• dass gerade Vorgärten und kleine Grünflächen eine besondere Bedeutung für die Artenvielfalt haben: Pflanzenarten, Insekten und Vögel wandern auf der Suche nach Nahrung und Nistplätzen von „Trittstein“ zu „Trittstein“;

• dass auch das Klima in der Stadt profitiert, weil Grünflächen saubere, frische Luft liefern: Kies- und Steinflächen heizen sich dagegen stärker auf, speichern Wärme und strahlen sie wieder ab;

• dass sich Besitzer von völlig pflanzenfreien Schotterwüsten, die darauf hoffen, ein pflegeleichtes Areal zu haben, irren: organische Stoffe wie Flugsamen setzen sich in den Schotterbeeten fest und die Wildkräuter dann manuell zu entfernen, erfordert einen enormen Zeitaufwand – oder den Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln;

• dass jede kleinste nicht versiegelte Fläche die Versickerung von Regenwasser sichert: An heißen Tagen ist die Verdunstung auf den vielen kleinen Gartenflächen entscheidend für das Wohlbefinden im direkten Lebensumfeld der Menschen.

• dass ein lebendiger Garten Kindern, den eigenen oder denen des Nachbarn, der aus seinem Rasen die störenden Gänseblümchen heraussticht, eine Fülle von Dingen bietet, die ihre Neugier wecken und sicher auch ihre Fragelust.